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Bild: agk-images

Schwerpunkt Spazieren

Philosophische Flaneure

Martin Duru veröffentlicht am 23 November 2020 3 min

In Zeiten der Pandemie sind Spaziergänge zum neuen Volkssport avanciert: Die Parks und Bürgersteige sind voll. Philosophen ließen sich indes schon immer gehend inspirieren. Ob in der Stadt, auf dem Land oder in den Bergen: Das Flanieren war für viele nicht nur wohltuender Zeitvertreib, sondern unerlässlich fürs eigene Nachdenken. Grund genug für eine Top 5 philosophischer Spitzenspaziergänger. 

 


IMMANUEL KANT
1724–1804

Wo er täglich spazieren ging: Königsberg, Preußen (heute Kaliningrad, Russland)

Es war ein Ritual, an dem nicht gerüttelt wurde: Jeden Abend um 19 Uhr ging Kant aus dem Haus, um frische Luft zu schnappen und sich die Beine zu vertreten. Der Weg war stets derselbe und führte ihn durch die Gärten seiner Heimatstadt und anschließend die Lindenallee auf und ab – die man später ihm zu Ehren „Philosophenallee“ oder „Philosophengang“ nannte. Es heißt, der Philosoph habe nur ein einziges Mal seinen täglichen Gang verschoben, als es darum ging, sich über die Ereignisse im revolutionären Frankreich auf dem Laufenden zu halten. Ebenso ist die Anekdote überliefert, dass die Lektüre von Rousseaus Émile Kant derart gefesselt haben soll, dass er darüber ganz vergaß, vor Verlassen seines Hauses die Stiefel anzuziehen. Doch das waren absolute Ausnahmen, denn an allen anderen Tagen hielt der Mann mit eiserner Disziplin an seiner Gewohnheit fest.

 

FRIEDRICH NIETZSCHE
1844–1900

Wo er am liebsten spazieren ging: auf Bergpfaden in den Schweizer Alpen (insbesondere im Engadin) und im Südosten Frankreichs (im kleinen Ort Èze, ganz in der Nähe von Nizza)

Aufgrund seines fragilen Gesundheitszustands wurde Nietzsche zum Gipfelstürmer. Die Bergluft tat ihm gut. Nietzsche schrieb dem Wandern eine transformative Kraft zu: Wer zu Fuß unterwegs ist, bringt Spannung in Körper und Geist. Nur so kann der Mensch sich zum großen Ja zum eigenen Selbst und zur Welt durchringen. In Ecce homo berichtet Nietzsche, dass ihm die Idee der Ewigen Wiederkehr auf einem Spaziergang am Ufer des Silvaplanersees kam. „Unsere Gewohnheit ist, im Freien zu denken, gehend, springend, steigend, tanzend, am liebsten auf einsamen Bergen und dicht am Meere, da wo selbst die Wege nachdenklicher werden.“ (Die fröhliche Wissenschaft)

 

WALTER BENJAMIN
1892–1940

Wo er am liebsten spazieren ging: In Europas Großstädten, von Neapel über Paris bis nach Moskau

In den Fußstapfen von Baudelaire wandelnd, erklärte dieser Chronist des modernen Lebens den Flaneur zu einer Persönlichkeit philosophischen Ranges. Benjamin fand Gefallen daran, sich im urbanen Getümmel zu verlieren. Besonders angetan hatten es ihm die Pariser Passagen: überdachte Einkaufsgalerien voller Boutiquen und Geschäfte, die den Geist des Kapitalismus versinnbildlichen. Dem Flaneur erschienen die Waren als Traumobjekte oder „Phantasmagorien“, wie Benjamin sie nennt. Der Flaneur sucht die Anonymität, meidet die Arbeit, entzieht sich der Geschäftigkeit und beobachtet den Konsumkult distanziert – gerade das macht ihn so subversiv. Mit seinem Schlendern protestiert er gegen die Arbeitsteilung.

 

NISHIDA KITARO
1870–1945

Wo er täglich spazieren ging: Auf dem Philosophenweg im japanischen Kyoto

Der Philosophenweg in Kyoto ist eine beliebte Touristenattraktion. Dieser Fußgängerweg ist zwei Kilometer lang und führt den Besucher zu einigen der berühmtesten Tempel der Stadt. Dort fand sich der Philosoph und Gründer der sogenannten Kyoto-Schule Nishida Kitarō zu seinem täglichen Spaziergang ein. Zahlreiche Brücken kreuzen diesen Weg. Auch Nishida verstand sich als Brückenbauer zwischen Buddhismus und westlichen Denkrichtungen wie der Phänomenologie. Er entwickelte das Konzept des „Selbst-Erwachens“, das mit einer Überwindung des individuellen Bewusstseins einhergeht. Für Nishida stellte sich die Wirklichkeit als „gerade Linie und Kreis“ zugleich dar, die letztlich auf einem Zustand der Leere beziehungsweise auf dem „absoluten Nichts“ beruht. Man kann nur spekulieren, ob diese Überlegungen Form annahmen, als Nishida gemessenen Schrittes im Schatten der blühenden Kirschbäume spazierte.

 

ALBERT EINSTEIN UND KURT GÖDEL
1879–1955 und 1906–1978

Ihr ritueller Spaziergang: Der morgendliche Weg zur Arbeit im Princeton Institute for Advanced Study – und nachmittags wieder zurück

Nachdem er 1933 aus dem nationalsozialistischen Deutschland geflohen war, erhielt Einstein eine Stelle in Princeton. Die Strecke von seinem Haus in der Mercer Street bis zu seinem Büro im Institute for Advanced Study beträgt anderthalb Kilometer, und Einstein pflegte diesen Weg stets allein und zu Fuß zurückzulegen. Doch seit 1943 begleitet ihn eine schräge Persönlichkeit auf diesen beruflichen Spaziergängen: der geniale österreichische Mathematiker Kurt Gödel. Der paranoide und dauerpessimistische Gödel, der sich aus einer Mischung aus Babynahrung und Abführmitteln ernährte, und Einstein, der Genussmensch, der Mozart und Beethoven liebte, verstanden sich blendend. Er gehe nur noch ins Büro, meinte Einstein, weil er es kaum erwarten könne, auf dem Rückweg wieder mit Gödel zu plaudern. •

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