Rahel Jaeggi: „Fortschritt ist weder Fakt noch Ideal“
Markiert der Krieg in der Ukraine oder die Umweltzerstörung das Ende der Idee des Fortschritts? Das wäre zu kurz gedacht, meint die Philosophin Rahel Jaeggi und plädiert für ein Fortschrittskonzept ohne Ziel, jenseits von Kulturimperialismus und blinder Naturbeherrschung.
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Rahel Jaeggi: „Was in der Rigaer 94 passiert ist, war militante Öffentlichkeitsarbeit“
Im Zusammenhang mit dem linksalternativen Hausprojekt „Rigaer 94“ kam es in Berlin jüngst zu Ausschreitungen. Rahel Jaeggi, Professorin für Philosophie an der Humboldt-Universität, argumentiert im Interview, warum sie derartige Räume für unverzichtbar hält und weshalb das Vorgehen der Bewohner nicht per se zu verurteilen sei.

Rahel Jaeggi: „Im Kapitalismus sind die Krisen schon angelegt“
Rahel Jaeggi sieht in unserer kapitalistischen Lebensform den Grund für die zahlreichen Krisen der Gegenwart. Im Interview fordert sie mehr Demokratie und erklärt, warum die Kritische Theorie keine Utopien entwirft.

Braucht mein Leben ein Ziel?
Und, wie lautet Ihr Ziel im Leben? Sie haben doch eins, oder? Kaum ein Mensch, der sich dem Druck dieser Frage entziehen könnte. Sie trifft das Zentrum unserer Existenz, legt tiefste Wünsche und Hoffnungen frei – und nicht zuletzt auch Ängste. Was, wenn ich mein Ziel nicht erreiche? Was, wenn ich mein Ziel noch gar nicht kenne? Und vor allem: Was, wenn es gerade selbst gesetzte Ziele wären, die mein Leben einengen und mich unglücklich machen? In der Frage nach dem Lebensziel prallen zwei menschliche Sehnsüchte aufeinander. Die nach einem tätigen Leben in dauerhaft sinnvoller und zielgerichteter Selbstbestimmung. Und die nach einer tief entspannten Existenz in lustvoller Gelassenheit. Wie sähe wohl ein Leben aus, dessen Ziel darin bestünde, beide Ideale miteinander zu vermitteln?
Rahel Jaeggi: „Unser Verständnis von Selbstverwirklichung ist eine Zumutung“
Pathologien der Arbeit, gescheiterte Selbstentwürfe, entfremdetes Dasein: Rahel Jaeggis Philosophie zielt ins Herz der heutigen Leistungsgesellschaft. Mit ihrem kritischen Interesse an unseren Lebensformen will sie einen gesellschaftlichen Wandel einleiten
Hegel und der Fortschritt
Für Hegel, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, schritt die Geschichte unaufhaltsam ihrem Idealzustand entgegen. Die These wurde kritisiert, aktualisiert und erneut revidiert. Seit Beginn der Corona-Zeitrechnung scheint es, als könne das „Ende der Geschichte“ nur eines mit Schrecken sein. Oder drückt der fortschrittsbesessene Weltgeist noch mal ein Auge zu? Ein Essay von Peter Neumann.

Henri Bergson und das Gedächtnis
Das Gedächtnis ist der Ort, an dem Erinnerungen gespeichert werden. Also muss es sich doch in irgendeinem Winkel unseres Gehirns befinden – so das verbreitete Vorurteil im Zeitalter bildgebender Verfahren. Mit Bergson hingegen lässt sich verstehen, dass das Gedächtnis mehr als ein Erinnerungsspeicher ist: Es ist mit der ganzen Persönlichkeit verbunden.

Dunkel und warm
Seit Platon durchzieht das Ideal der Wahrheit und des Lichts jenseits der dunklen Höhle die Philosophie. Aber ist das überhaupt erreichbar? Und mehr noch: Ist die Höhle nicht in Wirklichkeit der Ort, an dem wir glücklich, zufrieden, sicher sind? Ein Verdacht, den von Blaise Pascal bis zu Hans Blumenberg viele geäußert haben.

Moralischer Fortschritt kann uns nicht retten
Selten war die Menschheit mit so vielen Krisen gleichzeitig konfrontiert. Diese Diagnose stellt Slavoj Žižek, der zu den bekanntesten Philosophen unserer Zeit gehört. Allerdings wäre es gerade die falsche Strategie, existenzielle Herausforderungen wie die Pandemie, die Umweltzerstörung oder den strukturellen Rassismus als gesonderte Probleme anzugehen. Was wir stattdessen brauchen, so meint Slavoj Žižek, ist eine Politik der revolutionären Gerechtigkeit.
