Direkt zum Inhalt
Menu Top
    loginAnmelden shopping_basketHefte kaufen assignment_addAbonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
rechercher
 Philosophie Magazin - Impulse für ein freieres Leben
Menu du compte de l'utilisateur
    loginAnmelden shopping_basketHefte kaufen assignment_addAbonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
Tag - Body
Tag - Body

Bild © Malte Jäger

Interview

Seyla Benhabib: „Geflüchtete wurden zu Symbolen der Entfremdung"

Seyla Benhabib, im Interview mit Dominik Erhard veröffentlicht am 01 Februar 2019 13 min

Wie lässt sich das Selbstbestimmungsrecht von Staaten mit dem Recht der anderen vereinen? In Zeiten globaler Migration ist Seyla Benhabib die Philosophin der Stunde: Im großen Werkgespräch plädiert die Universalistin für einen realitätsgesättigten Kosmospolitismus.

Die Räume des Berliner Wissenschaftskollegs sind hoch und lichtdurchflutet. „Es ist genau die richtige Zeit für einen Forschungsaufenthalt hier“, sagt Seyla Benhabib in akzentfreiem Deutsch am geöffneten Fenster und atmet tief ein. „Die Luft ist so klar.“ Die türkischstämmige Philosophin ist eine entschiedene Verfechterin der Freiheit – jedoch der Freiheit nicht nur einiger weniger, sondern aller Menschen. Seit gut 20 Jahren widmet sich die an der Yale University lehrende Denkerin den Themen Migration, Menschenrechte und Kosmopolitismus, doch auch als feministische Theoretikerin hat sich Benhabib einen Namen gemacht. Den dekonstruktivistischen Feminismus kritisiert sie in ihren Schriften scharf, weil er durch die Preisgabe des Subjektbegriffs Frauen nicht stärke, sondern schwäche. Wenn #MeToo eines zeige, dann doch wohl den großen Vorteil subjektbasierter Handlungsmacht – oder? Der Raum ist mit Frischluft gefüllt. Das Denken beginnt.

 

Philosophie Magazin: Frau Benhabib, Sie sind in der Türkei geboren und aufgewachsen, haben unter anderem in Deutschland studiert und leben derzeit in New York. Welche Rolle spielt der Begriff Heimat für Sie?

Seyla Benhabib: Oft wird Heimat mit ethnischer oder nationaler Zugehörigkeit verwechselt. Für mich verhält sich das jedoch grundlegend anders und hat in erster Linie mit sprachlichen Fähigkeiten, Bildung sowie politischen und ethischen Einstellungen zu tun. Denn auch wenn ich in den verschiedensten Teilen der Welt gelebt habe und viel gereist bin, habe ich mich immer dort besonders zu Hause gefühlt, wo ich mich mit Menschen identifizieren und Freundschaften entwickeln konnte. An welchem Ort das geschehen ist, hat nie eine Rolle gespielt. Heimat ist für mich in erster Linie der Punkt, an dem man einen Anfang macht.

Die Geschichte Ihrer Vorfahren in Istanbul reicht bis ins Jahr 1492 zurück. Fühlen Sie sich der Türkei persönlich noch immer verbunden?

In jedem Fall, ja. Als nach dem 11. September 2001 die muslimische Welt von vielen Kommentatoren, besonders in den USA, pauschal mit Terrorismus gleichgesetzt wurde, bin ich öfters in die Türkei gereist, um gegen dieses Zerrbild zu kämpfen. Mit anderen Kollegen habe ich zahlreiche Seminare organisiert und Vorträge gehalten, um zu zeigen, dass Demokratie und Islam keinen Widerspruch darstellen.

Waren Sie und Ihre Kollegen erfolgreich?

Die muslimische Welt hat noch einen langen Weg vor sich. Die autoritären und autokratischen Machtstrukturen sind im Bewusstsein der Menschen fester verankert, als ich gedacht hatte. Und je unsicherer, komplizierter und fragiler die Weltlage wird, desto lauter wird der Ruf nach einem „starken Leader“ und einer „harten Hand“, die die Dinge wieder in Ordnung bringt. So erkläre ich mir die Tatsache, dass das türkische Volk Erdogans Regime unterstützt und ihm immer mehr Macht zuerkennt. Und zwar trotz aller Kenntnis der Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten, die es verübt hat und noch immer verübt. Ich setze hier allerdings, zumindest was die Türkei angeht, große Hoffnungen in die Stadt Istanbul, die eine der intellektuell lebhaftesten Metropolen der Welt ist. Die meisten Akademiker dort sprechen zwei bis drei Sprachen und haben überall in der Welt studiert. Von dieser Stadt kann eine große verändernde und friedliche Kraft ausgehen.

Sie sagten, dass Heimat der Punkt ist, von dem aus man einen Anfang macht. Da scheint ein zentraler Gedanke der Philosophin Hannah Arendt durch, die den Menschen als „angefangenen Anfang“ beschreibt. Was fasziniert Sie an dieser Denkerin, der Sie ein ganzes Buch gewidmet haben?

Auch wenn meine Geschichte nicht mit ihrer identisch ist, da meine Eltern nicht im Holocaust umgebracht wurden, faszinierte mich die Parallelität unserer Biografien. Sie war eine Europäerin und Jüdin und saß zeitlebens zwischen allen Stühlen. Etwas, das ich sehr gut nachvollziehen kann. Denn auch wenn ich in Istanbul geboren wurde, haben wir zu Hause türkisch, französisch und auch spaniolisch gesprochen. Uns Kindern wurde vermittelt: „Ihr seid Europäer.“ Wie man sich vorstellen kann, war das ein Familienverständnis, das immer wieder zu Reibung mit der muslimischen Kulturwelt geführt hat. Als ich dann 1972 mein Studium in Yale aufgenommen habe und Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft zu lesen begann, hatte ich plötzlich ein ganz anderes Narrativ von Antisemitismus an der Hand, durch das ich viel über mich selbst und mein eigenes Leben verstanden habe.

Wie genau hat Arendt Ihnen dabei geholfen?

Philosophie Magazin +

 

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein


- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Einfache Registrierung per E-Mail
- Im Printabo inklusive

Hier registrieren


Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden


Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo

  • Email
  • Facebook
  • Linkedin
  • Twitter
  • Whatsapp
Anzeige
Tag - Body

Weitere Artikel

Gespräch
4 min

Seyla Benhabib: „Der eigentliche Machiavelli ist noch an der Macht“

Dominik Erhard 10 November 2020

Viele begrüßen, dass Joe Biden eine zweite Amtszeit Präsident Trumps verhindern konnte. Eine verfrühte Freude, wie die Philosophin Seyla Benhabib erläutert, da der eigentliche Feind der Demokratie noch immer enorm einflussreich sei.

Seyla Benhabib: „Der eigentliche Machiavelli ist noch an der Macht“

Gespräch
6 min

Seyla Benhabib: „Kyjiw könnte das Damaskus Europas werden“

Dominik Erhard 03 März 2022

Bereits eine Woche nach Kriegsausbruch sind rund eine Million Menschen aus der Ukraine geflohen. Die Philosophin Seyla Benhabib erläutert, warum sie Angst vor syrischen Verhältnissen hat und russische Raketen in Kants Geburtsstadt eine europäische Tragödie sind.

Seyla Benhabib: „Kyjiw könnte das Damaskus Europas werden“

Gespräch
4 min

Catherine Malabou: „Kryptowährungen stellen die Idee des Staates infrage“

Octave Larmagnac-Matheron 12 Oktober 2020

Die chinesische Zentralbank hat Mitte September ihr Vorhaben bekräftigt, einen digitalen Yuan einzuführen. Das ist nur eines von vielen Beispielen für den zunehmenden Willen von Staaten, auf dem Gebiet der Kryptowährungen mitzuhalten – die Philippinen, Schweden, Uruguay, Mexiko und selbst die Eurozone verfolgen ähnliche Projekte. Für die Philosophin Catherine Malabou ist dies ein Widerspruch in sich, da Kryptowährungen auf anarchistischen Prinzipien von Horizontalität und Dezentralisierung beruhen, die die Währungshoheit von Staaten und Zentralbanken infrage stellen.

Catherine Malabou: „Kryptowährungen stellen die Idee des Staates infrage“

Gespräch
8 min

Michael Danner: „Alle Bilder haben ihre Berechtigung“

Saskia Trebing 20 April 2022

Michael Danner beschäftigt sich seit Jahren mit Flucht und Migration, jetzt fotografiert er die Folgen des Angriffs auf die Ukraine. Ein Gespräch über Bilder im Krieg und unterschiedliche Darstellungen von Geflüchteten. Dieser Text ist zuerst bei Monopol erschienen.

Michael Danner: „Alle Bilder haben ihre Berechtigung“

Gespräch
13 min

Was schulde ich meiner Familie?

Svenja Flasspoehler 15 Oktober 2018

Das Konzept Familie fordert das moderne Individuum permanent heraus. Lässt sich der eigene Freiheitsdrang mit familiären Pflichten vereinen? Wie schwer wiegt der eigene Wille nach Selbstverwirklichung? Ist es legitim, im Zweifesfall eigene Wege zu gehen – und gilt dieses Recht für Mütter und Väter gleichermaßen? Barbara Bleisch streitet mit Norbert Bolz


Impulse
2 min

Arbeit und Asyl

Dominik Erhard 15 Oktober 2018

Keiner von denen hat eine vernünftige Ausbildung!“ „Die kommen nur, um hier die Leistungen abzugreifen!“ „Die meisten Geflüchteten gehören zu den Spitzenleuten ihres Landes!“ Viel Halbwissen, Populismus und Beschönigung kursiert, wenn es um das Thema Arbeit und Migration geht.


Artikel
8 min

Resonanz statt Entfremdung

Hartmut Rosa 30 September 2021

Ein entfremdetes Weltverhältnis bewirkt, dass wir uns isoliert und abgeschnitten von der Welt fühlen, dass wir diese und uns selbst nicht als lebendige Entitäten erleben. So verstanden ist der Begriff „Entfremdung“ auch heute noch hilfreich für eine kritische Zeitdiagnose. Im Sinne eines gelingenden Weltverhältnisses müssen wir ihm das Prinzip der Resonanz entgegensetzen

Resonanz statt Entfremdung

Impulse
8 min

Globale Krisen, globaler Leviathan?

Noah Klaus 07 November 2022

Noch immer wird der globalen Gefahr durch die Klimakatastrophe national begegnet. Davon zeugt auch der 27. UN-Klimagipfel, der seit gestern in Ägypten stattfindet. Dabei lieferte bereits Thomas Hobbes die Blaupause für einen anderen Weg.

Globale Krisen, globaler Leviathan?

Artikel aus Heft Nr. 44 Feb./Mär. 2019 Vorschau
Anzeige
Tag - Body
Hier für unseren Newsletter anmelden!

In einer Woche kann eine ganze Menge passieren. Behalten Sie den Überblick und abonnieren Sie unseren Newsletter „Denkanstöße“. Dreimal in der Woche bekommen Sie die wichtigsten Impulse direkt in Ihre Inbox.


(Datenschutzhinweise)

Jetzt anmelden!

Fils d'ariane

  1. Zur Startseite
  2. Artikel
  3. Seyla Benhabib: „Geflüchtete wurden zu Symbolen der Entfremdung"
Philosophie Magazin Nr.Nr. 68 - Januar 2023
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Februar/März 2023 Nr. 68
Vorschau
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Rechtliches
  • Werbung
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
Soziale Netzwerke
  • Facebook
  • Instagram
  • Twitter
  • RSS
Philosophie Magazin
  • Über uns
  • Unsere App
  • PhiloMag+ Hilfe
  • Abonnieren

3 Hefte frei Haus und PhiloMag+ Digitalzugang für nur 20 €

Jetzt ausprobieren!