Theodor W. Adorno (1903–1969)
Der Begründer und bis heute ikonischste Vertreter der Kritischen Theorie ist eine bemerkenswert widersprüchliche Persönlichkeit. Er schreibt den Intellektuellen „unverbrüchliche Einsamkeit“ vor, wird jedoch in den 1960er-Jahren auch in den Massenmedien Radio und Fernsehen zum Star; und als Studierende 1969 das Frankfurter Institut besetzen, lässt der radikal linke Denker es von der Polizei räumen
KINDHEIT
Theodor W. Adorno wurde 1903 in Frankfurt geboren. Seine Mutter war die gefeierte Opernsängerin Maria Calvelli-Adorno, sein Vater der erfolgreiche jüdische Weinhändler Oscar Alexander Wiesengrund. Der junge Adorno wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf. Im Jahr 1921 begann er sein Studium der Soziologie, Philosophie und Psychologie an der Universität Frankfurt. Außerdem erhielt er in den 1920er-Jahren Kompositionsunterricht bei dem Starkomponisten Alban Berg in Wien. Ganz in die Fußstapfen seiner Mutter tretend, strebte er zunächst eine musikalische Karriere an und arbeitete als Komponist und Musikkritiker. 1931 reichte er schließlich eine philosophische Habilitationsschrift an der Universität Frankfurt ein.
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