Die Existenzialisten – Lebe deine Freiheit
Sonderausgabe 9 - 2017Sie lebten in freien und unkonventionellen Beziehungen, sie waren cool und anti-bourgeois, und sie planten die kommende Revolte im Zigarettenrauch von Pariser Cafés: die französischen Existenzialisten, Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und Albert Camus, waren stilbildend nicht nur für das Bild des Philosophen und öffentlichen Intellektuellen, sondern auch überaus einflußreiche Vordenker der sozialen Emanzipationsbewegungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Mit zahlreichen Originaltexten und Beiträgen von
u.a. Peter Trawny, Alice Schwarzer, Sarah Bakewell
„Mehr als eine Modephilosophie“
Das Sonderheft veröffentlicht erstmals Hannah Arendts pointierte Einführung in den „Französischen Existenzialismus“ von 1946 auf Deutsch: „Es wäre ein billiger Irrtum, diesen neuen Trend in Philosophie und Literatur für bloß eine weitere kurzlebige Mode zu halten“.
Wagnis der Freiheit
Kann der freie Selbstentwurf eines Individuums gelingen, obwohl die Welt voller Zwangslagen ist? Jean-Paul Sartre entwickelt seine Idee der absoluten persönlichen Freiheit aus den Erfahrungen des Kriegs und der Besatzung heraus und weitet sie zusammen mit Beauvoir in der Folge auf die Möglichkeit und Notwendigkeit gesellschaftlicher Befreiungskämpfe aus.
„Die Welt ist absurd“
Die Welt ist absurd und sinnlos. Aber Selbstmord ist keine Option. André Comte-Sponville beschreibt Camus‘ Revolute und Auflehnung gegen diese Welt, seine Ablehnung jeglicher Hoffnung – und wie er doch letztlich zu einer Form von Zustimmung gelangt.
Von der Revolte zur Aktion
Die Auflehnung gegen eine sinnlose Welt kann im Trotz münden, in der persönlichen Befreiung – oder aber in der politischen Aktion. Der existenzialistische Ruf zur Verantwortungsübernahme und zum politischen Engagement ist bis heute einflussreich und gerade angesichts der derzeitigen politischen Lage von erneuter Aktualität.
„Der Feminismus steht auf Beauvoirs Schultern“
Die seit Jahrzehnten einflußreichste Feministin Deutschlands, Alice Schwarzer, erinnert sich an ihre Freundschaft zu Simone de Beauvoir und erklärt, wie die gesamte Frauenbewegung von deren Ideal der Freiheit und Gleichheit geprägt wurde und warum „Das andere Geschlecht“ noch heute aktuell ist.
Inhalt
Intro /
- Editorial
- Denker / Impressum
- Literatur
- Vorläufer und Nachfolger
Schaubild - Drei Leben
Chronologie - Von Berlin nach Paris
Gespräch mit
Frédéric Worms - Hannah Arendt
Französischer Existenzialismus
[Erstmals auf Deutsch]
Ursprung Angst /
- Ohne Trost
Zitatseite - Ekel in den Händen
Jean-Paul Sartre - Kierkegaards Einsicht:
Das Prinzip der Verzweiflung
Dominique Kuezle - Heideggers Vermächtnis:
Wir sind in die Welt geworfen
Peter Trawny
Wagnis der Freiheit /
- Sprung in die Freiheit
Karl Jaspers - Leben im Trotz
Hannah Arendt - Das Seinsloch
Jean-Paul Sartre - Sartres Weg
zur Selbstbefreiung
Hans-Martin
Schönherr-Mann - Von der Unaufrichtigkeit
Jean-Paul Sartre - Camus:
Von der Revolte in die Versöhnung
André Comte-Sponville - Mord ohne Motiv
Albert Camus - Unschuldig
Jean-Paul Sartre - Der kleine Schwarze
Barbara Vinken - Eine Nacht in Paris
Simone de Beauvoir - Zur Pose verkommen
Karl Jaspers - Am Beispiel des Kellners
Birthe Mühlhoff - Das Schicksal der anderen
Simone de Beauvoir - Fremd ist die Welt und absurd
Albert Camus
Gegen die Welt /
- 1940: Das besetzte Paris
Simone de Beauvoir - 1944: Republik des Schweigens
Jean-Paul Sartre - 1945: Die Atombombe
Albert Camus - 1948: Spanische Diktatur
Albert Camus - 1955: Algerien
Albert Camus - 1956: Einmarsch in Ungarn
Simone de Beauvoir - 1968: Vietnamkrieg
Simone de Beauvoir - 1968: Studentenrevolte
Simone de Beauvoir - 1971: Frauenbewegung
Simone de Beauvoir
Von der Revolte zur Aktion /
- Ein Ende setzten
Albert Camus - „Jeder Selbstmord braucht Mut“
Gespräch mit Roland Quilliot - „Sartre wollte einen modernen Marxismus“
Gespräch mit
Vincent von Wroblewsky - Verhütung ist Freiheit
Simone de Beauvoir - „Der Feminismus steht auf Beauvoirs Schultern“
Gespräch mit Alice Schwarzer - Das gewählte Geschlecht
Catherine Newmark - „Niemand kann ein perfekter Existenzialist sein“
Gespräch mit Sarah Bakewell