„Für einen Schlussstrich gibt es plausible Argumente"
Können Völkermorde, Kolonialismus und Kriegsverbrechen vergeben werden? Ja, sagt die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan – aber nur unter den richtigen Voraussetzungen
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Vergeben und Vergessen
„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“

Hat Deutschland im Rahmen der Flüchtlingskrise eine besondere historisch bedingte Verantwortung
Während viele Deutsche nach 1945 einen Schlussstrich forderten, der ihnen nach der Nazizeit einen Neubeginn ermöglichen sollte, ist seit den neunziger Jahren in Deutschland eine Erinnerungskultur aufgebaut worden, die die Funktion eines Trennungsstrichs hat. Wir stellen uns der Last dieser Vergangenheit, erkennen die Leiden der Opfer an und übernehmen Verantwortung für die Verbrechen, die im Namen unseres Landes begangen worden sind. Erinnert wird dabei an die Vertreibung, Verfolgung und Ermordung der Juden und anderer ausgegrenzter Minderheiten. Dieser mörderische Plan konnte nur umgesetzt werden, weil die deutsche Mehrheitsgesellschaft damals weggeschaut hat, als die jüdischen Nachbarn gedemütigt, verfolgt, aus ihren Häusern geholt, deportiert wurden und für immer verschwunden sind. Weil den Deutschen über Jahrhunderte hinweg eingeprägt worden war, dass Juden radikal anders sind und eine Bedrohung darstellen, kam es zu diesem unfasslichen kollektiven Aussetzen von Mitgefühl.
Widerstreit der Werte
Darf ein Mann, der Kriegsverbrechen relativiert hat, aber ein herausragender Schriftsteller ist, geehrt werden? Der Disput über den Literaturnobelpreis für Peter Handke führt ins Zentrum heutiger Irrtümer, meint unsere Kolumnistin Thea Dorn.
Der Schwan
Was den Menschen vom Tier unterscheidet? Anstatt weiter nach Differenzen zu suchen, konzentriert sich unser Kolumnist Florian Werner auf philosophisch wegweisende Gemeinsamkeiten. Diesmal: der Schwan und die Vorsehung des Todes.

Nikita Dhawan: „Wir sollten versuchen, bessere Kantianer zu sein als Kant“
Europa rühmt sich der Aufklärung, hat deren Ideale jedoch durch den Kolonialismus verraten. In ihrem neuen Buch zeigt die Politikwissenschaftlerin Nikita Dhawan Wege auf, wie sich das aufklärerische Erbe von seinen vergifteten Anteilen befreien und für den Kampf gegen Unterdrückung einsetzen lässt.

Veye Tatah über Geschichte und Gegenwart des Kolonialismus
Welche Aufgabe hat Deutschland im Hinblick auf das koloniale Erbe? Wie sollte man mit philosophischen Klassikern wie Immanuel Kant umgehen, die sich in ihren Texten u. a. rassistisch geäußert haben? Können wir angesichts des aktuellen Aufklärungsprozesses optimistisch in die Zukunft blicken? Auf der diesjährigen phil.cologne sprechen wir im Videointerview mit Veye Tatah über Geschichte und Gegenwart des Kolonialismus. Veye Tatah ist Gründerin des Vereins Africa Positive und Chefredakteurin des gleichnamigen Magazins. Seit 2018 leitet sie das neugegründete Africa Institute for Media, Migration and Development (AIMMAD). Für ihr Engagement erhielt sie im Februar 2010 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Was ist fair?
John Rawls hat die wirkmächtigste Theorie der Gerechtigkeit des 20. Jahrhunderts entworfen. Der „Schleier des Nichtwissens“ bildete für ihn den Kern einer gerechten Gesellschaft. Mit seinem „Differenzprinzip“ legitimierte der Philosoph soziale Ungleichheiten unter bestimmten Bedingungen. Was können wir heute von Rawls lernen? Und was waren die Argumente seiner Kritiker? Ein Überblick mit Tiefenschärfe
Ist, was man sagt, wichtiger, als wie man es sagt?
Im August erscheint Anton Leists Buch Lebensdinge. Alltagsphilosophische Zugänge (Meiner Verlag). Bis dahin veröffentlichen wir vorab alle zwei Wochen einen Essay aus dem Buch zu einer alltäglichen Frage mit philosophischer Tiefe.
