Nicola Gess: „Halbwahrheiten weichen die Unterscheidung zwischen Tatsache und Lüge auf“
Zwischen Wahrheit und Lüge schillert die Halbwahrheit. Besteht im manipulativen Umgang mit der Wirklichkeit die größte Herausforderung für die Demokratie? Oder in der autokratischen Lüge? Ein Gespräch über die Krise des Vertrauens, Probleme des Faktenchecks und Lügen als Loyalitätsbeweis.
Frau Gess, was sind Halbwahrheiten?
Halbwahrheiten sind Äußerungen, die nur zu einem Teil auf tatsächlichen Ereignissen, zu einem anderen Teil aber auf fiktiven oder spekulativen Inhalten basieren. Auch Äußerungen, die reale Sachverhalte grob übertreiben, umdeuten oder in falsche Zusammenhänge stellen, gehören dazu. Ich habe mich mit Halbwahrheiten im Kontext des politischen Diskurses, aber auch im Kontext von Verschwörungstheorien oder von Praktiken der Hochstapelei beschäftigt – etwa im Zusammenhang mit dem journalistischen Hochstapler Claas Relotius. Relotius hatte für seine Spiegel-Reportagen Personen, Situationen und Zitate erfunden, um daraus eine gute Story zu machen. Aber diese fiktionalen Anteile hat er geschickt getarnt, indem es immer auch größere oder kleinere Anteile gab, die tatsächlichen Ereignissen oder existierenden Personen entsprachen. Die Reportagen jonglieren virtuos mit Halbwahrheiten.
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