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Bild: Sam Moghadam Khamseh (Unsplash)

Impuls

Schöner Antifeminismus

Hendrik Buchholz veröffentlicht am 04 September 2023 4 min

Sophie Passmann unterzieht sich Schönheits-OPs. Weil Frauen angeblich keine Wahl haben. Damit motiviert sie zu antifeministischem Denken.

 

Passmann habe es, so schrieb sie vergangene Woche in der ZEIT, schon immer gewundert, dass ausgerechnet sie über ihre Schönheitseingriffe Rechenschaft ablegen solle. „Die Feministin, die, die zwischendurch Satire macht und Bücher schreibt, dass selbst die sich Botox ins Gesicht jagen lässt, das sei spannend, das sei ein Widerspruch – oder zumindest ein vermeintlicher.“ Man wünscht sich, dass „die Feministin“, die „zwischendurch Satire“ mache, auch hier „Satire macht“, vielmehr wird beim Lesen deutlich, dass Passmann tatsächlich meint, was sie schreibt. Der Text lässt keinen anderen Schluss zu: Passmann entwickelt eine gefährliche, antifeministische Agenda.

 

Schöne Frauen, schlaue Frauen

 

Die Autorin macht zu Beginn klar, dass sie zum Schönheitschirurgen gegangen sei, habe nichts Paradoxes, denn: „Der ‚Widerspruch‘ ist nichts anderes als die Variation der jahrzehntelang unausgesprochenen Annahme, dass schöne Frauen nicht schlau sind und schlaue Frauen nicht schön sein wollen können.“ Hier erfahren wir zunächst mal viel über Passmanns Schönheitsbegriff. Sie als „schlaue“ Frau habe das Recht sich auch mal „schön“ zu fühlen. Aus diesem Grund also der Gang zur Arztpraxis, von dem sie mit volleren, aufgespritzten Lippen zurückkommt, wie sie im späteren Verlauf des Textes erklärt. Der Leser ist an dieser Stelle etwas verwirrt: Was meint Passmann hier mit ‚schön‘? Mut zum eigenen Stil etwa? Nein, was sie meint, ist ein durch und durch konventionelles Schönheitsideal. Schön ist, was (angeblich) dem Mann gefällt. 

Aber es kommt noch viel schlimmer, denn Passmann ruft nicht etwa zum Widerstand auf gegen ein absurdes, körperfeindliches Ideal. Vielmehr möchte sie zeigen, dass sich Frauen in unserer Gesellschaft allein durch ihr Aussehen Respekt verschaffen könnten. „Je mehr Arbeit ich mir machte, einem konventionellen Schönheitsideal zu entsprechen, desto weniger musste ich unter Hasskommentaren leiden. Ich wusste damals wie heute, dass die, die die Kommentare geschrieben hatten, ihr Ziel im Grunde erreicht hatten. Wenn sie schon einer Frau zuhören mussten, dann wenigstens einer, die willkürlich definierten Schönheitsidealen entsprach.“

 

Frauen haben eine Wahl

 

Hasskommentare sind grausam. Passman zieht aber wunderliche Schlüsse aus ihnen. Denn es gebe zwar Momente, in denen jungen Frauen geraten werde, auf hohe Schuhe, Schminke und alles andere, wahrscheinlich auch Schönheits-OPs, zu verzichten, dieser Ratschlag sei aber „in etwa so hilfreich, wie einem klinisch Depressiven zu sagen, er solle einfach mal wieder an die frische Luft gehen.“ Ergo: Passmann rät von einem devianten Verhalten ab. Hört auf, euch dem Schönheitsideal entgegenzustellen, besonders wenn es euch schwerfällt. Lasst ab vom feministischen Gleichstellungskampf! Um bei der Analogie des Depressiven zu bleiben: ‚Versuchen Sie gar nicht erst, gesund zu werden. Kaufen Sie sich eine bequeme Matratze, damit sie den gesamten Tag ohne Rückenschmerzen angenehm zuhause im dunklen Zimmern verbringen können!‘

Dass gerade feministische Publizisten einen Vorbildcharakter einnehmen, ist an dieser Stelle, so trivial es ist, notwendig zu erwähnen. In Passmanns Text äußert sich dieser Vorbildcharakter in dem Aufruf dazu, nichts zu unternehmen und konstruierte Schönheitsideale hinzunehmen, denn wie der Titel des Artikels es treffend formuliert: „Wir können nicht gewinnen“, denn: „Frauen haben keine Wahl“. Frauen können sich also Passmann zufolge gar nicht gegen eine Schönheits-OP entscheiden, wenn sie respektiert werden wollen. Man fragt sich, ob es nicht genau andersherum ist: Frauen, die sich einem völlig hirnrissigen Ideal nicht unterwerfen, verdienen Respekt. Und es gibt davon übrigens einige. 

 

Ein fatales Vorbild

 

Wer bei Passmanns Worten nicht ‚Komplett Gänsehaut‘ verspürt, kann sich Frauen nur als Opfer vorstellen und hält jeden Widerstand für zwecklos. Es wäre bei jeder anderen Form von gesellschaftlicher Unwucht oder Ungerechtigkeit absurd, zur Nichthandlung aufzurufen. Sie sind von Armut oder Kündigung bedroht? Erfahren rassistische Diskriminierung? Ja, Gott, da ist nichts zu machen. Dass Passmann hierzulande als eine der führenden Feministinnen gilt, muss tief beunruhigen. Denn die Haltung, dass die Dinge nun mal sind, wie sie sind, war schon immer die notwendige Grundlage bisheriger Herrschaftsverhältnisse, die die Frau unterjochten. 

Es bedarf im Gegenteil eines stetigen Kampfs um Gleichstellung, der wiederum auf Solidarität basieren muss. Im feministischen Kampf sollten Frauen im Besonderen von einer Frau des öffentlichen Lebens, die sich Feministin nennt, mutige Unterstützung erfahren. Das zu erwähnen scheint absurd, ist aber notwendig. Eine Anekdote aus dem Wartezimmer in Passmanns Text dreht den Spieß nämlich auf perfide Weise um: „Es hat etwas seltsam Kathartisches, zu einer Beauty-Ärztin zu gehen. Die Routine […] gibt einem das Gefühl, mit den eigenen Selbstzweifeln nicht allein zu sein.“ Eine Erkenntnis, aus der sich solidarisches Potenzial entwickeln ließe. Aber sie schreibt weiter: „Man starrt die anderen Frauen im Wartezimmer an, scannt heimlich ihre Gesichter und fragt sich, was sie denn jemals machen lassen könnten.“ Solidarität mit Frauen, die aus Not und Selbsthass zum Chirurgen gehen? Fehlanzeige! Vielmehr wird die vermeintliche Schwäche interessiert im Gesicht des verunsicherten Gegenübers gesucht. Nicht zu vergessen: Die ungeheure Zahl an jungen Frauen, die Passmanns Buch lesen werden. Ihnen wird vermittelt, dass Komplexe über das eigene Aussehen traurige Normalität seien – sogar legitim in der heutigen Zeit. Ein solcher Text als Feuilletonaufmacher in der ZEIT. Es könnte zum Lachen sein, wenn es nicht so traurig wäre. •

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