Das Erbe der Sklaverei
Herrschaft und Management: Vier neue Bücher untersuchen, wie Kolonialismus, Sklaverei und Kapitalismus zusammenhängen – und wie diese unkenntlich gemachte Verbindung den Aufschwung des Westens erst ermöglichte.
Dass der Kapitalismus blutig und schmutzig zur Welt kam, ist nicht nur Karl Marx aufgefallen. In welcher Weise er aber ganz grundlegend auf Sklavenarbeit fußte, rückt jetzt erst wieder, im Zuge postkolonialer Debatten, mit allen Details in den Blick.
Es sind vier Bücher, die aktuell nicht nur die Sklavenarbeit als Motor des Kapitalismus und der Moderne in den Vordergrund rücken, sondern auch den Kontinent, von dem die versklavten Menschen geraubt wurden – und Afrika damit einen neuen, herausragenden Platz zuweisen. Denn im trikontinentalen, „traditionslosen Kombinationsexperiment“ (so der Historiker Jürgen Osterhammel), dessen Resultat die Sklavenplantage war, stellte Amerika den Produktionsfaktor Boden, Europa Startkapital und Organisationsmacht und Afrika die Arbeitskräfte bereit.
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