Jean Ziegler: „Jedes Kind, das verhungert, wird ermordet“
Heute feiert Jean Ziegler seinen 90. Geburtstag. 2020 sprachen wir mit dem Soziologen, der acht Jahre als Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung bei der UN tätig war. Im Interview erläutert er, wie der Welthunger seiner Ansicht nach schon morgen gestoppt werden könnte.
Herr Ziegler, 2020 hat das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen den Friedensnobelpreis erhalten. Verdient?
Hochverdient! Und vor allem zu diesem Moment auch hochwillkommen. Das Welternährungsprogramm ist zwar die vermutlich effizienteste Spezialorganisation der Vereinten Nationen und hat alleine im letzten Jahr 93 Millionen Menschen am Leben erhalten hat, dennoch fehlen immer wieder die Mittel, weil das Programm ausschließlich vom Geld der Geberstaaten abhängt. Diese jedoch ziehen sich vermehrt aus der Verantwortung. Sei es aufgrund der Kapitalismuskrise 2008 oder jetzt wegen der Coronakrise. Hunger ist menschengemacht. Und dass alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren verhungert, ist erstens der größte Skandal unserer Zeit und könnte zweitens morgen ein Ende finden. Darauf weist dieser Nobelpreis hin. Zu hoffen ist nur, dass das Mehr an Aufmerksamkeit auch zu einem Mehr an Verantwortungsgefühl der Geberstaaten und damit zu mehr Mitteln für das Programm führt.
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