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Bild: ZUMA Press (Imago); eigene Illustration

Impuls

„Oppenheimer“, die Bombe und die Philosophen

Martin Legros und Elliot Mawas veröffentlicht am 20 Juli 2023 9 min

Insgesamt sieben Oscars gewann Christopher Nolans Film Oppenheimer über den „Vaters der Atombombe“ bei der heutigen Verleihung. Von Albert Camus über Hannah Arendt bis Hans Jonas äußerten sich Denker immer wieder zu der Waffe, die unseren Blick auf Technik und Krieg grundlegend verändert hat.

 

Drei Jahre nach seinem letzten Film Tenet kehrt der Regisseur Christopher Nolan heute mit „Oppenheimer“ auf die große Leinwand zurück. Basierend auf der Biografie von Kai Bird und Martin J. Sherwin mit dem Titel „J. Robert Oppenheimer“ zeichnet der Film mit Cillian Murphy in der Hauptrolle den Werdegang des amerikanischen Physikers nach. Robert Oppenheimer, der 1904 in New York in eine wohlhabende Familie von Intellektuellen hineingeboren wurde, studierte Chemie und Physik an den besten amerikanischen und europäischen Universitäten, wo er mit den größten Atomforschern der damaligen Zeit in Kontakt kam, bevor er Professor in Berkeley wurde. Im Laufe seines Lebens liebte er zwei sehr unterschiedliche Frauen. Die erste war mit Jean Tatlock, einer Psychiaterin und Mitglied der Kommunistischen Partei. Obwohl ihre Beziehung turbulent war, hatte sie einen tiefgreifenden Einfluss auf Oppenheimers Leben und seine politischen Ansichten. Sie trennten sich jedoch schließlich und blieben nur Freunde. Die zweite Frau in Oppenheimers Leben war Katherine „Kitty“ Puening, die er 1940 heiratete. Die Biologin war zuvor mit einem Kommunisten verheiratet gewesen, was später während der McCarthy-Ära für Oppenheimer problematisch werden sollte. Zusammen hatten sie zwei Kinder. Der Physiker war zudem der sozialistischen Linken verbunden und trug einen glühenden Hass auf den Nationalsozialismus in sich. Dies war auch ein Grund für sein Engagement auf dem Feld der Atomforschung. Der Kunst- und Poesieliebhaber wurde 1942 von der amerikanischen Regierung als Leiter des Manhattan-Projekts eingestellt und ließ sich mit seinem Team von Wissenschaftlern und deren Familien in Los Alamos nieder, einer Stadt inmitten der Wüste von New Mexico, wo es schon bald zu persönlichen und beruflichen Spannungen kam. Nach dem erfolgreichen ersten Test am 16. Juli 1945 unterzeichneten mehr als 70 Wissenschaftler eine Petition, in der sie forderten, dass die Bombe nicht auf eine japanische Stadt abgeworfen werden sollte, da der Feind primär noch immer Deutschland hieß. Oppenheimer schloss sich dieser Gruppe nicht an. Einen Monat später, am 6. August 1945, fiel Little Boy auf Hiroshima und am 9. August Fat Man auf Nagasaki. Der erste Abwurf tötete sofort 80.000 Menschen, der zweite forderte 40.000 Leben. Entsetzt über das Ausmaß der Zerstörung trat Oppenheimer von seinem Posten zurück und setzte sich fortan für eine internationale Kontrolle und Begrenzung von Atomwaffen ein.

 

Prometheus' Alptraum

 

Die Menschheit war damals zwischen Entsetzen und Faszination für diese Waffe mit nie dagewesener Macht hin- und hergerissen. Schließlich pries man die Bombe auch als eine Technologie, die mit einem Schlag das Ende eines verheerenden und scheinbar nie mehr enden wollenden Krieges versprach. Die „Washington Post“ schrieb damals: „Auch wenn wir diese Notwendigkeit bedauern, zwingt ein Kampf auf Leben und Tod dazu, dem Feind in kürzester Zeit maximalen Schaden zuzufügen. [...] Wir drücken unsere uneingeschränkte Dankbarkeit gegenüber der Wissenschaft dafür aus, dass sie uns diese neue Waffe vor dem Ende des Krieges zur Verfügung gestellt hat.“ In Frankreich titelte „Le Monde“ am 8. August: „Eine wissenschaftliche Revolution, die Amerikaner werfen ihre erste Atombombe auf Japan.“ Wo unter den Intellektuellen der Zeit die Begeisterung für die Technik um sich griff, war der Philosoph Albert Camus einer der wenigen, der andere Töne anschlug. So schreibt er in der Zeitschrift „Combat“: „Angesichts der schrecklichen Aussichten, die sich der Menschheit eröffnen, sehen wir noch deutlicher, dass der Frieden der einzige Kampf ist, der es wert ist, geführt zu werden. Es ist kein Gebet mehr, sondern ein Befehl, der von den Völkern zu den Regierungen aufsteigen muss, der Befehl, endgültig zwischen der Hölle und Vernunft zu wählen.“ In seinem Gefolge beschäftigten sich viele Philosophinnen und Philosophen mit der Atombombe und ihren ethischen sowie politischen Konsequenzen. Wir präsentieren Ihnen einige Auszüge aus den entsprechenden Werken.

 


 

Karl Jaspers 

Die mögliche Selbstzerstörung der Menschheit

„Heute aber ist die Atombombe (Wasserstoffbombe, Kobaltbombe) ein grundsätzlich neues Ereignis. Denn sie führt die Menschheit an die Möglichkeit ihrer totalen Vernichtung durch sich selbst (S.17)“

„Die Entwicklung der Waffentechnik seit dem letzten Kriege hat nun noch einmal die ganze Situation soldatischer Möglichkeit so von Grund auf verwandelt, daß ein neues Zeitalter beginnt, in dem das durch Jahrtausende in aller Geschichte maßgebende Soldatentum in irgendeiner seiner alten Gestalten kaum noch eine oder doch keine für das Ganze wesentliche Rolle mehr spielen kann. Was mit der ins Maßlose gesteigerten Technisierung des Krieges schon begann, hat mit der Atombombe sein Ziel und sein Ende erreicht. Die nun entscheidende Grenze ist diese: der Kampf hat aufgehört, Kampf zu sein, wenn durch den ‚Druck auf den Knopf' eine tötende Maschinerie in Bewegung gesetzt wird, gegen die es keine Abwehr gibt. Das Soldatische hört beim Tatenden wie beim Getöteten auf. Auf diese Grenze hin bewegt sich die Technisierung des Kampfes schon längst. Erreicht ist sie aber erst mit der Superbombe“ (S. 81 f.).

– Karl Jaspers: „Die Atombombe und die Zukunft des Menschen. Politisches Bewußtsein in unserer Zeit“ (Piper, 1960)

 

Günther Anders

Ein monströses Objekt, das die Idee von Mittel und Zweck sprengt

„Warum ist die Bombe kein Mittel? 

Zum Begriff des „Mittels“ gehört es, daß es, seinen „Zweck vermittelnd“, in diesem aufgehe; daß es in diesem ende wie der Weg im Ziel; daß es also als eigene „Größe“ verschwinde, wenn das Ziel erreicht ist. 

Trifft das auf die Bombe zu? 

Nein. 

Warum nicht?

Weil sie als eigene Größe nicht verschwindet. 

Warum verschwindet sie nicht?

Weil sie absolut zu groß ist. 

Was heißt: sie ist „absolut zu groß“? 

Daß ihr geringster Effekt, wenn sie eingesetzt würde, größer wäre als jeder noch so große von Menschen gesetzte (politische, militärische) Zweck. Und daß ihr Effekt nicht nur größer wäre als ihr angeblicher Zweck, sondern daß er aller Voraussicht nach jede weitere Setzung von Zwekken überhaupt in Frage stellen würde; also auch jede weitere Verwendung von Mitteln; mithin das Mittel-Zweck-Prinzip als solches auslöschen würde. Einen derartigen Gegenstand ein „Mittel“ zu nennen, wäre absurd“. (S. 249)

– Günther Anders: „Die Antiquiertheit des Menschen“ (C. H. Beck, 1956)

 

Hans Jonas

Eine neue Ethik der Verantwortung

„Am gefährlichsten sind wir uns selbst geworden, und das durch die bewundernswertesten Leistungen menschlicher Dingbeherrschung. […] Ich hatte den Grundsatz formuliert: Wenn es über die Folgen großer technologischer Umbrüche zwei entgegengesetzte Prognosen gibt, eine zum Unheil, eine zum Heil, dann soll man beim Ausmaß unserer Macht und dem, was auf dem Spiel steht, der Unheilprognose den Vorrang geben und die Sache unterlassen oder wenigstens verlangsamen. […] Angesichts der kolossalen Macht der Nukleartechnik wird blendend klar, dass die Prävention die wichtigste Aufgabe der Verantwortung ist. […] Durch dies epochale, einzigartig westliche Praktischwerden reiner Theorie ist die überlegenheit des Menschen so einseitig geworden, seine Eingriffe nach Größenordnung, Art und Tiefgang so bedrohlich für das Ganze jetziger und künftiger Erdnatur, dass die Freiheit auch hierin endlich sehend werden musste.“

– Hans Jonas: „Dem bösen Ende näher“, S. 47, 93, 95.; (Suhrkamp, 1993)

 

Hannah Arendt

Das Ende des Mutes 

„Die grundlegende menschliche Bedingung für Mut ist, dass der Mensch nicht unsterblich ist, dass er ein Leben opfert, das ihm eines Tages auf jeden Fall entrissen werden wird. […] Wenn dem sterblichen Menschen das Leben nicht ohnehin eines Tages genommen würde, könnte er es nie riskieren. Der Einsatz wäre zu hoch, der geforderte Mut wäre buchstäblich unmenschlich, und das Leben würde nicht nur als höchstes Gut erscheinen, sondern zum zentralen menschlichen Anliegen werden, das alle anderen Erwägungen außer Kraft setzt. In engem Zusammenhang mit dieser Tatsache steht eine weitere Einschränkung des menschlichen Mutes – die Überzeugung, dass die Nachwelt das Opfer des einzelnen Sterblichen verstehen, sich daran erinnern und es respektieren wird. Der Mensch kann nur so lange mutig sein, wie er weiß, dass er von Gleichgesinnten überlebt werden wird, dass er eine Rolle in etwas erfüllt, das dauerhafter ist als er selbst, ‚die bleibende Chronik der Menschheit', wie Faulkner es einmal ausdrückte. […] Unter den Bedingungen der modernen Kriegsführung hat die Tapferkeit viel von ihrer alten Bedeutung verloren. Indem die moderne Kriegsführung das Überleben der Menschheit und nicht nur das individuelle Leben oder maximal das Leben eines ganzen Volkes gefährdet, ist sie im Begriff, den einzelnen sterblichen Menschen in ein bewusstes Mitglied des Menschengeschlechts zu verwandeln, dessen Unsterblichkeit er sicher sein muss, um überhaupt mutig zu sein, und um dessen Überleben er sich mehr als um alles andere kümmern muss. Oder anders ausgedrückt: Es gibt zwar Bedingungen, unter denen das individuelle Leben nicht lebenswert ist, aber das kann nicht für die Menschheit gelten. In dem Augenblick, in dem ein Krieg den Fortbestand des Menschen auf der Erde auch nur denkbar bedrohen kann, hat die Alternative zwischen Freiheit und Tod ihre alte Plausibilität verloren.“

– Hannah Arendt: „Essays in Understanding“, S. 421 f.; (Schocken Books, 1994)

 

Kenzaburô Ôe

Die Verstrahlten, oder die Durchquerung der menschlichen Natur

„Ich wollte die Lügen der Propaganda bekämpfen. Nach einer weit verbreiteten Auffassung hat die Atombombe zwar ein abscheuliches, aber zeitlich begrenztes Massaker angerichtet. Alles habe sich in einem Blitz am 6. August 1945 abgespielt und die Bombe hätte nur die Menschen getötet, die das Pech hatten, sich in der Nähe des Einschlagpunktes zu befinden. Ich selbst begann Anfang der 1960er Jahre regelmäßige Reisen nach Hiroshima zu unternehmen. Ich fand dort eine ganz andere Realität vor. Ich interessierte mich für das Schicksal derer, die auf Japanisch Hibakusha genannt werden, was mit die Verstrahlten übersetzt werden kann und die eine Klasse von Ausgestoßenen und Unberührbaren bilden. Das A-Bomben-Krankenhaus in Hiroshima hat eine bemerkenswerte Arbeit geleistet. Ich traf dort Ärzte, Patienten und durchsuchte die Archive. Die Forschungsarbeiten des Krankenhauses wurden sowohl von den Behörden als auch von den Amerikanern aufmerksam verfolgt, um die Auswirkungen der Bombe zu verstehen. Diese entwickeln sich langfristig, über Jahrzehnte hinweg und betreffen mehrere Generationen. Viele Frauen litten ihr ganzes Leben lang darunter, dass ihre Gesichter durch Keloide entstellt wurden. Einige von ihnen haben sich deswegen entschieden, das Haus nicht mehr zu verlassen. Die Hibakusha hatten, wenn sie erfolgreich verheiratet waren, Angst davor, abnormale Kinder zu bekommen. Für sie bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, missgebildete Kinder zu bekommen. Das häufigste Risiko für sie war jedoch die myeloische Leukämie. Es gibt zahlreiche Berichte über Selbstmorde von Hibakusha, die nach einer Blutentnahme erfuhren, dass sie an Leukämie erkrankt waren. Für mich sind die Hibakusha Moralisten in dem spezifischen Sinn, den Sie Franzosen diesem Begriff geben: Sie sind aufgeklärte Kritiker der menschlichen Natur. Sie haben einige der dunkelsten Tage durchlebt, die die Menschheit seit ihrem Beginn erlebt hat. Sie haben Mut und Ausdauer bewiesen. Es gab keine Vorgeschichte für ihr Unglück, die ihnen hätte helfen können, zu verstehen. Das Verständnis mussten sie daher in sich selbst suchen.“

–Kenzaburô Ôe: Interview erschienen in Nr. 92 des französischen Philosophie Magazins im September 2015.

 

Michael Walzer

Das Problem der unmoralischen Drohungen 

„Truman setzte die Atombombe ein, um einen Krieg zu beenden, von dem er glaubte, daß er Schrecken ohne Ende mit sich bringen würde. Und dann hatten die Bewohner von Hiroshima für wenige Minuten oder Stunden im August 1945 einen Krieg zu ertragen, der in der Tat einen Schrecken ohne Ende bedeutete. ‚In dieser letzten großen Aktion des zweiten Weltkriegs', schrieb Stimson, ‚wurde uns der endgültige Beweisgeliefert, daß Krieg Tod ist'. Der Begriff ‚endgültiger Beweis' trifft eben nicht zu, denn es hatte noch nie einen Krieg wie diesen gegeben. In Hiroshima wurde eine neue Form des Krieges geboren, und wir erhielten einen ersten kurzen Eindruck von seiner Tödlichkeit. Es starben zwar weniger Leute als bei den Bombenangriffen und dem Feuersturm in Tokio, aber ihr Tod wurde mit ungeheuerlich geringem Aufwand erreicht: ein Flugzeug, eine Bombe. Mit einer solchen Waffe hätten die 350 Flugzeuge, die Tokio mit Bomben belegten, das menschliche Leben auf den japanischen Inseln so gut wie völlig ausgelöscht. Der Atomkrieg bedeutet ein der Tat den Tod, wahllos und total, und nach Hiroshima war es die vordringlichste Aufgabe der politischen Verantwortlichen in der ganzen Welt, die Wiederkehr dieses Ereignisses zu verhindern.“ •

– Michael Walzer: „Gibt es einen gerechten Krieg?“, S. 383; (Klett Cotta, 1982) 

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