Lob des Zauderns
Wer zweifelt, gilt als entscheidungsschwach. Dabei liegt gerade im Herauszögern des Entweder-Oder die wahre Potenz. Zeit für eine Ehrenrettung
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Machen Krisen uns stärker?
Was mich nicht umbringt, macht mich stärker“, formuliert Friedrich Nietzsche. Aber woran entscheidet sich, ob wir an Schicksalsschlägen scheitern – oder reifen? Was unterscheidet gesunde Widerständigkeit von Verdrängung und Verhärtung? Machen Krisen kreativer? Ermöglichen allein sie wahre Selbstfindung? Oder wären solche Thesen bereits Teil einer Ökonomisierung des Daseins, die noch in den dunkelsten Stunden unserer Existenz nach Potenzialen der Selbstoptimierung fahndet?
Wolfram Eilenberger legt mit Nietzsche frei, wie man existenzielle Krisen nicht nur überleben, sondern für sich nutzen kann. Ariadne von Schirach singt dagegen ein Loblied auf den Menschen als ewiges Mangelwesen, und im Dialog mit dem Kulturtheoretiker Thomas Macho sucht Roger Willemsen nach dem Gleichgewicht zwischen beschädigter Existenz und Liebe zur Welt.
Pragmatisch. Praktisch. Gut?
Menschen als Pragmatiker zu bezeichnen, ist ein zwiespältiges Lob. Das gilt im Alltag, derzeit aber besonders in der Politik. Pragmatismus gehört zu den Kardinaltugenden unserer Epoche. Doch zugleich impliziert er Ideenarmut und Prinzipienlosigkeit. Besonders in Deutschland besitzt die aus den USA stammende Denktradition ein zweifelhaftes Image. Sie gilt als rein zweckorientiert, theoriefern und allzu marktkonform. Dabei ist der Pragmatismus eine philosophische Bewegung, der es vor allem um eines geht: eine radikale Erneuerung der liberalen Demokratie. Also auf zur Tat!
Was macht uns schön?
Wir leben in einer Zeit, in der sich alle Normen aufzulösen scheinen. Doch gerade in Fragen der Schönheit wird der Normierungsdruck immer stärker. Von den Griechen noch mit dem Wahren und Guten gleichgesetzt, unterliegt sie in der modernen Gesellschaft dem Verdacht der Oberflächlichkeit und Gedankenferne. Gerade weil Schönheit uns unmittelbar anzieht, bleibt sie verdächtig. Gerade weil sie von jedem ersehnt wird, kriegt sie keiner recht zu fassen. Nur eines scheint sicher: Ein Leben ohne Schönheit wäre schlicht unerträglich. Sie ist der wahre Preis unserer Existenz: Aber welcher Weg führt am verlässlichsten zu ihr? Muss Schönheit leiden? Lässt uns nur die Liebe schön sein? Oder liegt wahre Schönheit in der Selbstvergessenheit?
Liegt die Zukunft der Arbeit zu Hause?
Durch die Coronakrise wurden Homeoffice und Videokonferenzen für viele Menschen zur neuen Normalität. Nur eine Notlösung – oder ein Konzept mit Potenzial?
Wer ist mein wahres Selbst?
Kennen Sie auch solche Abende? Erschöpft sinken Sie, vielleicht mit einem Glas Wein in der Hand, aufs Sofa. Sie kommen gerade von einem Empfang, viele Kollegen waren da, Geschäftspartner, Sie haben stundenlang geredet und kamen sich dabei vor wie ein Schauspieler, der nicht in seine Rolle findet. All diese Blicke. All diese Erwartungen. All diese Menschen, die etwas in Ihnen sehen, das Sie gar nicht sind, und Sie nötigen, sich zu verstellen … Wann, so fragen Sie sich, war ich heute eigentlich ich? Ich – dieses kleine Wort klingt in Ihren Ohren auf einmal so seltsam, dass Sie sich unwillkürlich in den Arm kneifen. Ich – wer ist das? Habe ich überhaupt so etwas wie ein wahres Selbst? Wüsste ich dann nicht zumindest jetzt, in der Stille des Abends, etwas Sinnvolles mit mir anzufangen?
Mein Wille, das unbekannte Wesen
Unser Wille, was soll er nicht alles sein: innerer Kompass und ewiger Antrieb, Garant des Erfolgs und Quelle der Lust. Doch gerade in entscheidenden Situationen erweist er sich oft als schwach und desorientiert. Woher weiß ich also, was ich wirklich will? Durch rationale Abwägung und Kontrolle meiner Begierden? Oder offenbart sich mein wahrer Wille gerade im dunklen, irrationalen Drängen tief im Innern? Womöglich gäbe es sogar eine dritte Option: Was, wenn die wahre Freiheit des Menschen gerade in der Überwindung seines Willens läge? Entscheiden Sie selbst
"Wir dürfen die Kindheit nicht verklären"
Ob in Werbung, Filmen oder Ratgebern: Das „innere Kind“ zu entdecken, gilt heute als großes Glücksversprechen. Doch liegt darin auch eine gefährliche Nostalgie. Die Philosophin Susan Neiman über die Schönheit des Erwachsenwerdens, das Peter-Pan-Syndrom und die Radikalität Immanuel Kants
Helden des Nichttuns
Im gesellschaftlichen Krisenfall feiern wir oft jene, die rettend eingreifen, wenn das Unheil schon passiert ist: Ärzte, Forscherinnen, Feuerwehrleute. Zu Recht. Doch fallen dabei anerkennungstheoretisch alle jene unbesungenen Heldinnen und Helden unter den Tisch, die durch bewusstes Unterlassen das Unglück erst gar nicht haben entstehen lassen. Gerade in Zeiten der Pandemie gilt deshalb: ein Hoch auf das Nichttun!
