Die Kraft des Glücks
Wer nach Glück strebt, so der Vorwurf, ist am Leiden der anderen nicht interessiert, verursacht es durch Konsum und Ressourcenverbrauch gar selbst. Hartmut Rosa und Robert Pfaller setzen sich auf je eigene Weise mit den Voraussetzungen eines gelungenen Lebens auseinander.
Philosophie Magazin: Herr Pfaller, Herr Rosa, gibt es Tage, an denen Sie sich sagen: Heute schaue ich keine Nachrichten, das halte ich nicht aus?
Hartmut Rosa: Ja, es gibt solche Momente. Zum Beispiel wenn ich spätabends nach Hause komme, dann denke ich: Ich will jetzt nichts mehr vom Krieg hören. Ich spiele jetzt lieber Musik. Das führt dann natürlich dazu, dass ich mich schnell abgehängt fühle. Aber zugleich auch widerständig, nicht eskapistisch.
Robert Pfaller: Die Schwierigkeit besteht für mich eher darin, dass die Nachrichten selber gerade regelmäßig nicht unbedingt Nachrichten senden. Was zeigen die Nachrichten im Hauptprogramm? Die weinende Großmutter aus der Ukraine am Grab ihres gefallenen Enkelsohns. Und da frage ich mich: Was hat das eigentlich in den Nachrichten verloren? Wenn dann der nächste Beitrag kommt, verstehe ich, warum die weinende Großmutter gezeigt wurde, denn dann wird die Frage gestellt: Warum liefert Olaf Scholz keine schweren Waffen?
Rosa: Die Empathie verschwindet sofort, wenn man erkennt, dass irgendjemand Interesse an meinen Tränen hat. In den Nachrichten wird in der Tat oft eine Gefühlslage mitgeliefert, und mein Eindruck ist, dass das sogar zugenommen hat. Die Art, wie ich eine Information verarbeiten soll, ist in den Nachrichten gleich mitenthalten. Dabei sind Nachrichten ja eigentlich analytisch und resonanzfrei beziehungsweise sie sollten es sein.
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