Wache Geister, müde Geister
Wie hältst du’s mit dem Schlaf? In der Antwort auf diese Frage offenbart sich das Wesen eines Philosophen, sein Verhältnis zu Vernunft und Geheimnis, Arbeit und Genuss. Drei Positionen von der Antike bis zur Gegenwart.
Dämmernde
Diogenes von Sinope
(ca. 413 – 323 v. Chr.)
In der Sonne dösen.
Die berühmteste Anekdote über Diogenes von Sinope erzählt von dessen Begegnung mit Alexander dem Großen: Als Diogenes eines Tages in der Sonne liegt, sucht ihn der mächtige König auf und fragt, was er für ihn tun könne. Diogenes antwortet darauf lakonisch: „Geh mir aus der Sonne.“ Die Situation wird nicht näher beschrieben, doch wir müssen uns Diogenes als einen dösenden Menschen vorstellen: Ein dämmriger Zustand stellt sich schließlich von selbst ein, wenn die Sonne auf Kopf und Körper scheint und die Glieder sich entspannen. Dann erlischt der Ehrgeiz und ein Gefühl wohliger Selbstgenügsamkeit breitet sich aus. Eine solche Geistesverfassung passt bestens zu Diogenes, der auf Ruhm und Reichtum pfiff, nie arbeitete und seinen Schimpfnamen „der Hund“ mit Stolz trug.
Diogenes Laertios, „Leben und Lehre der Philosophen“ (Reclam, 1998).
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Die neue Sonderausgabe: Der Schlaf. Das unbekannte Drittel unseres Lebens
Philosophen von Heraklit über Hegel bis zu Jean-Luc Nancy haben die vielschichtige Bedeutung des Schlafs ergründet. Der Schlaf, so zeigt dieses Heft, ist das unabdingbare Andere von Bewusstsein, Vernunft und Willenskraft, die ohne Gegengewicht unerträglich und irrational werden. Der Schlaf erhält das Lebendige, lässt uns lernen und träumen. Zeit, das unbekannte Drittel unserer Existenz zu entdecken.
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„Meine Arbeit schlägt vor, den Schlaf genauso zu genießen wie das wache Leben“
Virgile Novarina wurde von der Deutschen Stiftung Schlaf als „Botschafter des Schlafs“ 2024 ausgezeichnet. Der Künstler beschäftigt sich seit drei Jahrzehnten mit diesem Bewusstseinszustand, dem er unter anderem durch nächtliche Aufzeichnungen und öffentlichen Schlafperformances auf den Grund geht.

Einfach leben - Warum ist das so kompliziert?
Einfach leben, das klingt so leicht. Nach Gelassenheit, geistiger Weite. Nach einer Existenz, die ihre Freiheit in der Beschränkung findet. Nach Balance, Übersicht, Halt. Doch wer versucht, ein solches Dasein auf Dauer zu stellen, scheitert schnell an den Realitäten des Alltags – und auch an sich selbst. Wie verzichten in einer Welt, die permanent Neues anpreist? Wie ausgeglichen sein, wenn Verlangen und Lust – ganz zu schweigen von den Ansprüchen der anderen – die innere Ruhe permanent stören? Die Philosophie zeigt drei Wege zum einfachen Leben auf: Erst die Übung führt uns zur Leichtigkeit. Das Geheimnis einer erfüllten Existenz ist die Leere. Das Wesentliche zu sehen, setzt Selbsterkenntnis voraus. Askese, Minimalismus, Authentizität: Einfachheit beginnt in uns.
Über Wachen und Schlafen
Wacht endlich auf! Diese Forderung findet sich heute in der gesamten Gesellschaft, bei Progressiven und Konservativen, bei Woken und Querdenkern. Die inflationäre Ausbreitung dieser Metapher offenbart vor allem eines: eine Hypnophobie, die von der Inspirationskraft der Träume nichts mehr weiß.

Lässt sich Luxus rechtfertigen?
Erstrebt, verachtet, gelebt. In der Antike galt übermäßiger Genuss als dekadent, während im Christentum Verzicht eine Tugend ist. Liegt wahrer Luxus diesseits oder jenseits materieller Wünsche? Drei Denker geben Antworten.

Warum genießen wir?
Manchmal mag uns das Streben nach Genuss bloß als ein menschliches Laster erscheinen. Doch das ist eine verkürzte Sichtweise, wie diese drei Positionen zeigen.

Der Traum lebt vom anderen
Im Schlaf mögen wir allein und isoliert wirken, doch auch dann sind wir soziale Wesen. Bereits in der Antike versuchten Menschen, im Schlaf ihre Probleme zu lösen, und für indigene Völker sind Träume ein natürlicher Raum der Interaktion. Wie erlangt unser nächtliches Leben Bedeutung, wenn nicht durch seine Interpreten? Wir träumen nie allein.

Die neue Ausgabe: Was macht uns resilient?
Gewappnet ins Neue Jahr starten: Das dürfte wohl der Wunsch von vielen sein nach einem so verstörenden 2020, das einmal mehr gezeigt hat: Es gibt keinen Rundumschutz gegen Krisen. Umso drängender ist zu fragen, worin das Geheimnis der Resilienz besteht: Stabilisation – Transformation – Reduktion? Wir präsentieren Ihnen ein Dossier für die Zukunft!
Sehen Sie sich hier die Videovorstellung der neuen Ausgabe an und werfen Sie einen Blick auf unsere umfangreiche Heftvorschau!
