Helene Bracht: „Meine Lust bestand darin, der Lust meines Partners zu folgen“
Das Gefühl, einem männlichen Begehren entsprechen zu müssen, kennen wohl die meisten Frauen. In ihrem neuen Buch blickt die Autorin Helene Bracht auf ihr Sexleben zurück und legt die Abgründe weiblicher Lust so mutig wie hellsichtig frei.
Frau Bracht, Ausgangspunkt Ihres Buches ist ein sexueller Missbrauch, den Sie als kleines Mädchen erlitten haben. Im Buch heißt der Mann Strecker. Wie war es für Sie, sich schreibend an diese Erfahrung zu erinnern, Worte dafür zu finden?
Das Buch wollte geschrieben werden, es war nicht mühsam. Vieles hat schon reif am Baum gehangen. Eine gute Erfahrung.
Sie beschreiben nicht nur das Leid, sondern es gab auch eine Art Erhöhung in dieser Missbrauchserfahrung. Strecker hat zu Ihnen gesagt: „Du bist etwas ganz Besonderes.“
Mein Buch dreht sich genau darum: Um diese Verschmelzung von brutaler Aneignung eines kleinen Mädchenkörpers einerseits und der Kreation einer emotionalen Bindung andererseits. Die Bindung ist das eigentlich Perfide. Mit allem, was ihm zu Gebote stand, und mit jeglicher Manipulation, zu der er als Erwachsener einem Kind gegenüber fähig war, gelang es Strecker, mich in eine Art Liebesbeziehung zu ziehen. Diese frühe toxische Bindungserfahrung ist das, was Vertrauen und Intimität ein Leben lang kontaminiert. Und diesen feinen Spuren versuche ich nachzugehen, indem ich mich selbst beforsche. In dieser Versuchsanordnung hebe ich bewusst die übliche Trennung von Forschenden als Subjekt und Betroffenen als Objekt der Forschung auf.
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