Souveränität als Zumutung
Der Souverän der Demokratie ist das Volk. Es gibt aber kein Prüfsiegel für moralische Integrität: Wertehaltungen kann der Staat nicht erzwingen, ohne ins Totalitäre zu kippen. Von Svenja Flaßpöhler.
Der Souverän der Demokratie ist manchmal schwer erträglich. Tatsächlich durchlebt wohl jeder Mensch diese Momente, in denen man am Fundament unserer Staatsform, die alle Macht dem Volk verleiht, schier verzweifelt. Ich selbst zumindest kenne solche Augenblicke gut. Zum Beispiel, wenn ich durch meine Wahlheimat Berlin radle und von SUV-Fahrern angeblafft werde, während sie mir die Vorfahrt nehmen. Die bräsige Arroganz macht mich richtig aggressiv. Und ich gebe offen zu, dass ich Menschen, die sich freiwillig in solche überdimensionierten Blechkisten setzen, um sich durch die Staus der Großstadt zu schieben, für nicht besonders intelligent halte. Umso schlimmer, dass es so viele von ihnen gibt. So schön könnte Berlin sein ohne sie. Und das Allerschrecklichste ist: Jeder Einzelne von ihnen darf genauso wählen gehen wie ich! Ihre Stimme zählt nicht weniger als meine, obwohl für mich auf der Hand liegt, dass kein einziger dieser Hochsitzpanzerfahrer sich wirklich Gedanken über das eigene Handeln macht. Verschwenden völlig unnötig Ressourcen. Sitzen drei Meter über der Straße und sehen kein Kleinkind.
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