Ist die Demokratie auf Sand gebaut?
Nr. 76 - Juni/Juli 2024
Die Demokratie ist nur so lange stabil, wie sich der Souverän für sie entscheidet. Diese Macht des Volkes ist die Lebensader und gleichzeitig der wunde Punkt unserer Staatsform. Höchste Zeit, der Demokratie in ihr philosophisches Herz zu schauen.
Alle Texte in der Übersicht
Arena
Maske der Demokratie
Driftet Modis Indien ins Autoritäre ab? Oder ist es die Zukunft der Demokratie?

Organ Aorta
Im Februar hat die Blutpipeline Aorta (auch Hauptschlagader genannt) eine erstaunliche Aufwertung erfahren.

Leben und Werk im Widerspruch: Judith Butler
Auch bei Philosophen passt nicht immer alles zusammen. In dieser Reihe beleuchten wir Widersprüche im Werk und Leben großer Denker. Heute: Judith Butler, die eine Ethik der Gewaltlosigkeit vertritt, aber den Terror der Hamas als „bewaffneten Widerstand“ bezeichnet.

Habermas versteht die Welt nicht mehr
Jürgen Habermas‘ Denkweg schien abgeschlossen: Von Marx über Hegel zu Kant, vom Umsturz der Verhältnisse zur Revolution der Denkungsart. Doch nun kommen ihm Zweifel.

Die woke Rechte
AfD- und CDU-Politiker fordern mehr Repräsentation von Handwerkern und Landwirten im Bundestag. Das erinnert an die linke Agenda für mehr Diversität in der Politik. Ist das rechte Wokeness?

Trigger Transgender
Weniges reizt die Gemüter so sehr wie das Thema Trans. Oft schlagen die Aggressionen in handfeste Gewalt um. Sie richtet sich gegen Menschen, die sich nicht mit jenem Geschlecht identifizieren, das in ihrer Geburtsurkunde steht. Aber woher rührt die Ablehnung, woher kommt der Hass? Welche Rolle spielen dabei unsere Vorstellungen von Normalität? Eine Spurensuche in Schottland.

Frauke Rostalski: „Auch die Vulnerablen verlieren Freiheit“
Spätestens seit der Coronapandemie hat der Begriff „vulnerabel“ Konjunktur. Wer aber darf als verletzlich gelten? Welche rechtliche Rolle soll Vulnerabilität spielen? Ein Gespräch mit der Rechtsphilosophin Frauke Rostalski über verhärtete Diskursräume, Widerstandsfähigkeit und umkämpfte Zuschreibungen.

Warum wir Gangster wählen
Dass Donald Trump vor Gericht steht, steigert seine Chancen auf den Wahlsieg. Wer sich darüber wundert, übersieht, dass das Recht seine Würde längst eingebüßt hat, meint Eva von Redecker.

Leben
Ewiger Schlaf durch logischen Fehlschluss?
Das Klischee der jungen Partygeneration verblasst. Auf den eigenen Schlaf zu achten, wird jungen Menschen immer wichtiger, sie gehen immer früher ins Bett. Doch wie früh ist früh genug?

Krabbelnde Dreckvernichter
Das unvorteilhafte Image als Dreck- und Virenschleudern haftet Babys so hartnäckig an wie angetrockneter Brei auf Baumwolllätzchen.

Perfect Moment Syndrome
Neigen Sie zu Perfektionismus? Haben Sie Angst vor Enttäuschung? Das könnten die ersten Anzeichen für das Perfect Moment Syndrome sein.

Michael Hampe: „Es ist sinnlos zu fragen, was der Zweck des ganzen Lebens ist“
Unsere Existenz ist meist ausgerichtet: Es gilt, sich anzustrengen, ein Ziel zu verfolgen, einen Erfolg einzufahren. Doch das, so Michael Hampe, führt in die geistige Enge und lässt die Wahrnehmung verarmen. Wie lässt sich ein Leben jenseits von Zwecksetzungen vorstellen? Und was wird aus der Moral, wenn wir uns von Bewertungen verabschieden?

Warum Filme schauen?
Fast jeder kann Filmen etwas abgewinnen. Doch worin liegt überhaupt der Sinn im Betrachten der Bilderfolgen? Drei philosophische Perspektiven.

Unruhe – Überforderung als Wegweiser?
Permanente Erreichbarkeit und die Überlagerung verschiedenster Einflüsse führen bei vielen Menschen zu einer tiefen Unruhe. Doch was wäre, wenn in diesem Zustand auch die Möglichkeit schlummern würde, auf Ungewissheit, Widersprüche und Ambivalenzen besser reagieren zu können?

Die Sache mit dem Streichholz
Das Streichholz droht aus unserem Alltag zu verschwinden. Wie fatal! In seinem friedvollen Verglimmen für andere und seiner Bereitschaft, den Muff zu vertreiben, steht es für Hingabe und Kritik, erinnert uns also daran, was es heißt, ein Mensch zu sein.

Dossier: Ist die Demokratie auf Sand gebaut?
Souveränität als Zumutung
Der Souverän der Demokratie ist das Volk. Es gibt aber kein Prüfsiegel für moralische Integrität: Wertehaltungen kann der Staat nicht erzwingen, ohne ins Totalitäre zu kippen. Von Svenja Flaßpöhler.

Alle Macht dem Volk?
Das Grundprinzip der liberalen Demokratie ist die Freiheit. Doch sieht sich diese zahlreichen Gefahren ausgesetzt – dem Druck der Mehrheit, der Intoleranten oder Diskursunwilligen; dem Zwang ungerechter Gesetze oder wissenschaftlicher Tatsachen. Fünf Klassikertexte erläutern, was die Demokratie angreift und was sie am Leben hält. Kommentiert von Marie-Luisa Frick.

Schafft sich die Demokratie selbst ab, Herr Manow?
Die Demokratie ist attraktiv wie nie und trotzdem bedroht. Das liegt, so der Politikwissenschaftler Philip Manow, an ihrer Entpolitisierung, die seit Jahren voranschreitet. Ein Gespräch über das liberale Unbehagen an der Wahl und Populismus als Symptom.

Die Revolution geht weiter
Seit der dritte Stand 1789 die Bühne betreten hat, ist alle Geschichte die Geschichte von Verfeinerungskämpfen der Französischen Revolution. Sie werden darum geführt, welche Form die freigesetzten demokratischen Energien bekommen. Drei Konflikte stehen dabei im Mittelpunkt.

Es lebe die Demokratie – rebellisch, ästhetisch, kybernetisch!
Wie lässt sich der Fragilität der Demokratie ins Auge schauen, ohne missmutig oder – noch schlimmer – pädagogisch zu werden? Man frage drei wilde Denker, was ihnen zu unserer Staatsform einfällt.

Klassiker
Iris Murdoch und die Aufmerksamkeit
Nur zu gern verharrt der Mensch bei sich selbst. Versteift auf eigene Bedürfnisse, bleibt ihm seine Umwelt fremd. Iris Murdoch suchte dieser Tendenz mit ihrem Konzept der Aufmerksamkeit etwas entgegenzusetzen. Über eine Moralphilosophie, die auch heute noch ein Gegenprogramm zu Ich-Bezogenheit und Werterelativismus bietet.

Plotin und das wahre Selbst
Der antike Philosoph Plotin schildert den Eintritt in sein wahres Selbst als beglückendes, quasimystisches Erlebnis. Doch was ist für den antiken Philosophen dieses „Selbst“?

Salon
Schrei du selbst
In ihrem neuen Album All Born Screaming erinnert St. Vincent an die erste Lebensäußerung, die wir bei unserer Weltankunft von uns geben. Eine Kolumne von Florian Werner.

Der Widerstand des Waldes
In seinem Film Evil does not exist erzählt Hamaguchi Ryusuke vom Konflikt zwischen Profitstreben und dem Erhalt des Lebensraumes.

Die dunkle Erleuchtung
Käthe Kollwitz ist eine Pionierin der Kunstgeschichte. Ihre dunklen Grafiken werfen Licht auf vernachlässigte Schicksale und tragen dazu bei, sie aus dem Schatten der Gesellschaft zu führen.

Der prometheische Podcast
Mensch & Mythos lässt die Sagen der Antike lebendig werden und erkundet, was sie zur Gegenwart beizutragen haben

Bücher
Auch eine Geschichte der Philosophie
In seinem Buch über Jürgen Habermas erzählt Philipp Felsch von den intellektuellen Debatten der Bundesrepublik. Und porträtiert dabei auch seine eigene Generation.

KI, wie können wir mitreden?
Die Geschichte lehrt: Unsere Technikträume reichen weit zurück. Die Gegenwart zeigt: Künstliche Intelligenz hat hohe Zugangsbarrieren. Und die Zukunft: liegt vielleicht in der Quellcodekritik. Drei neue Bücher suchen aus unterschiedlichen Perspektiven nach Orientierung.

Finale
Phil.Kids (04/24)
Oft stellen Kinder nicht nur sehr gute Fragen, sondern haben auch besonders geistreiche Antworten. In der Rubrik Phil.Kids widmen sich kleine Menschen regelmäßig den ganz großen Rätseln des Seins. Zum Beispiel: Warum gibt es Regeln?
