Warum ist Hannah Arendt so beliebt?
Ihr aristokratisches Politikverständnis liest sich wie ein Kommentar zur gegenwärtigen Lage.
Hannah Arendt ist die meistzitierte Philosophin der Gegenwart. Das liegt, so hört man oft, daran, dass sie besonders zeitgemäß dachte, nämlich pluralistisch und radikaldemokratisch. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn Arendt war auch Aristokratin. Sie plädierte für eine „aristokratische Staatsform“, die „nicht“ zum „Mittel der allgemeinen Wahl“ greift. Politik sah sie denjenigen vorbehalten, die nicht an ihrem „persönlichen Wohlergehen“ interessiert sind, sondern eine „Lust am Handeln“ verspüren sowie die „Zuversicht, die Dinge aus eigener Kraft ändern zu können“.
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Im Printabo inklusive
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo
Weitere Artikel
Warum ist Hannah Arendt so beliebt?
Hannah Arendts Denken ist über weite Teile offen, pluralistisch und radikaldemokratisch. Doch ein genauerer Blick in ihre Schriften zeigt, dass sie zugleich eine aristokratische Elite für unverzichtbar hielt. Ist gerade diese Spannung der Grund für ihre enorme Popularität?

Nichts als die Wahrheit?
Ein vom Schriftsteller Ferdinand von Schirach mitinitiiertes Manifest fordert ein „Recht auf Wahrheit“ gegenüber Amtsträgern. Was zunächst nach einem Segen für die Demokratie klingt, wäre nach dem Politikverständnis Hannah Arendts jedoch das genaue Gegenteil.

Kann sich Menschenwürde für alle nur jenseits nationalstaatlicher Souveränität erfüllen?
In seinem Buch Recht und Gemeinschaft. Zu Hannah Arendts Kritik der Menschenrechte legt Friedrich Weißbach den paradoxen Kern der Menschenrechte frei, der sich an der rechtlichen Lage von Geflüchteten offenbart. Mit Hannah Arendt bietet er beachtenswerte Anregungen, wie sich Freiheit und Gleichheit denken ließen, die tatsächlich universell gelten.

Warum ist eine kritische Auseinandersetzung mit Hannah Arendt heute notwendig?
Hannah Arendt zählt zu den angesehensten Denkerinnen und wird von Liberalen und Linken gleichermaßen verehrt. Emmanuel Faye allerdings macht in ihrem Werk reaktionäre Züge aus und meint, dass ihr Denken zeitlebens von Heidegger geprägt blieb.

Hannah Arendt in New York
Hannah Arendt fand nach Jahren auf der Flucht eine neue Heimat in New York. Wie sah Arendts Leben in der amerikanischen Metropole aus? Eine Reportage von Helena Schäfer über „das Mädchen aus der Fremde“, das in New York zu einer Philosophin von Weltrang wurde.

Hannah Arendt: „Wir Flüchtlinge”
1933 floh die Jüdin Hannah Arendt vor den Nationalsozialisten aus Deutschland. Ihr Essay „Wir Flüchtlinge“ erhellt die Situation Tausender Menschen, die derzeit Schutz in Europa suchen.

Leon Botstein: „Sie blieb immer Außenseiterin“
Charismatisch, humorvoll, warm – Hannah Arendt blieb zwar zeitlebens Außenseiterin im akademischen Betrieb der USA, aber auf Studenten hinterließ sie bleibenden Eindruck. Der bekannte Dirigent Leon Botstein, Präsident des Bard College, Student und später Freund von Hannah Arendt, erinnert sich.

Mit Hannah Arendt liebevoll auf die Katastrophe blicken
Verzweiflung ist eine verständliche Reaktion angesichts aktueller Krisen. Doch Resignation ist billig, meint Robert Ziegelmann und plädiert mit Hannah Arendt für einen anstrengenderen, potenziell jedoch rettenden Ansatz.
