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Bild: © wikipedia

Biografie

Das Leben an sich

Helena Schäfer veröffentlicht am 02 Februar 2024 6 min

Kants Alltag als Professor in Königsberg verlief in geordneten Bahnen, doch er war nicht der oft karikierte „Mann nach der Uhr“. Der große Denker erhob als Gentleman und Gastgeber von Tischgesellschaften die Freundschaft zur Lebensform.

 

„Die Lebensgeschichte des Immanuel Kant ist schwer zu beschreiben. Denn er hatte weder Leben noch Geschichte.“ Das schrieb Heinrich Heine über Kants Leben in Königsberg und fügte hinzu: „Ich glaube nicht, dass die große Uhr der dortigen Kathedrale leidenschaftsloser und regelmäßiger ihr äußeres Tagewerk vollbrachte wie ihr Landsmann Immanuel Kant.“ Tatsächlich heiratete Kant nicht, ging nie auf Reisen und hielt sich an einen geordneten Tagesablauf. Dennoch war er nicht der langweilige Vernunftmensch, zu dem manche ihn machen. Wenn sich eine Konstante ausmachen lässt, die sein Leben durchzieht, dann ist es eine außerordentliche Geselligkeit und das bis ins hohe Alter praktizierte Lebensmodell der Freundschaft.

 

Der erste Keim des Guten

 

Der berühmteste Bürger der Stadt Königsberg, heute Kaliningrad, kommt am 22. April 1724 als viertes Kind des Handwerkers Johann Georg Kant und seiner Frau Anna Regina zur Welt. Sie taufen ihn gemäß dem altpreußischen Kalender „Emanuel“. Erst in der Studienzeit ändert Kant ihn zu „Immanuel“, weil er diese Version für eine genauere Wiedergabe des hebräischen Originals hält. Die Familie wohnt in einem komfortablen Haus mit Garten in der Vorstadt. Sein Vater stellt als Riemermeister Ledergeschirre für Pferdekutschen her und gehört als Zunftmitglied zu den „ehrbaren“ Klassen. Mit dem Handwerk geht es in Königsberg jedoch langsam bergab und familiäre Umstände führen dazu, dass die Familie im Laufe der nächsten Jahre zunehmend verarmt.

Ab einem Alter von acht Jahren kann Emanuel dank der Unterstützung seines Onkels dennoch das angesehene Gymnasium Collegium Fridericianum besuchen. Das Schulleben folgt einem strengen Takt: Der Unterricht in Fächern wie Hebräisch, Griechisch und Latein beginnt um sieben Uhr morgens und endet nachmittags um vier. Von den Schülern wird Disziplin und Gehorsam verlangt, selbstständiges Denken ist nicht erwünscht. Theodor Gottlieb Hippel, ein Freund Kants, berichtet später, dass „ihn Schrecken und Bangigkeit überfiele(n), wenn er an jene Jugendsklaverei zurückdachte“. Sowohl die Institution der Schule als auch der Alltag der Familie Kant sind vom Pietismus beeinflusst, einer protestantischen Bewegung, die persönliche Bekehrungserfahrungen, tägliche Bibellektüre und Akte der Nächstenliebe in den Mittelpunkt stellt. Trotz des Leistungsdrucks hat Kant eine behütete Kindheit mit liebenden Eltern. Doch bereits im Alter von 13 Jahren verliert er seine Mutter. Später soll er einmal gesagt haben: „Ich werde meine Mutter nie vergessen, denn sie pflanzte und nährte den ersten Keim des Guten in mir (…) und ihre Lehren haben einen immerwährenden heilsamen Einfluss auf mein Leben gehabt.“

 

„Der galanteste Mann von der Welt“

 

Im Alter von 17 Jahren beginnt Kant sein Studium an der Königsberger Universität Albertina. Er besucht Vorlesungen in Philosophie, Mathematik, Physik, Theologie und Dichtkunst. Nach dem Tod des Vaters muss er sich gegen Ende des Studiums um seine jüngeren Geschwister kümmern. Nach dem Studium arbeitet er wie viele Absolventen als Hauslehrer in der ostpreußischen Provinz. Es sind die einzigen Lebensjahre, die er nicht in Königsberg verbringt. Nach seiner Rückkehr promoviert er 1755 mit der Arbeit Knappe Darstellung einiger Gedanken über das Feuer. Erst nach zwei weiteren Dissertationen darf er lehren. Kant hält Vorlesungen über Logik, Metaphysik, Mathematik, Physik, Geografie, Mineralogie, Mechanik, praktische Philosophie, Ethik, Anthropologie und Pädagogik. Er ist schon bald ein angesehener und beliebter Dozent, sein Hörsaal ist immer voll.

Ab 1758 wird Königsberg fünf Jahre lang von Russland besetzt. Während dieser Zeit ändert sich das kulturelle Klima in der Stadt. Es wird mehr Geld ausgegeben und die Wohlhabenden entdecken die französische Küche. Punschtrinken, Maskenbälle und Tischgesellschaften sind in Mode. Kant verkehrt mit adligen Offizieren, reichen Kaufleuten und ist regelmäßiger Tischgast bei der Gräfin Keyserlingk, in deren Familie er Hauslehrer war. Die meisten Mittage und Abende verbringt er in Gesellschaft, spielt Billard und Karten. Kant legt Wert auf extravagante Kleidung und folgt der Maxime, dass sich die Farben seiner Kleidung an denen der Blumen orientieren sollen. Sein Student Herder, der 1762 nach Königsberg kommt, beschreibt ihn als „galanteste(n) Mann von der Welt“. Zweimal macht er nähere Bekanntschaften mit Frauen, die Königsberg besuchen, doch beide Male wartet er zu lange, um einen Antrag zu machen.

Um seinen 40. Geburtstag herum ändert sich Kants Lebensstil. Er schätzt nun Planung und Vorhersehbarkeit als Quellen geistiger Gesundheit und strukturiert seinen Alltag nach strengeren Regeln. Mögliche Gründe sind der Tod seines Freundes Johann Daniel Funk oder der Einfluss eines neuen Freundes, des englischen Kaufmanns Joseph Green. Green lebt nach strengen Regeln und folgt pedantisch der Uhr. Angeblich nimmt Theodor Gottlieb Hippel ihn als Vorbild für die Hauptfigur in seinem Theaterstück Mann nach der Uhr (1765). Green zuliebe gibt Kant das Kartenspiel auf. Er steht nun jeden Morgen um 5 Uhr auf, um mit der Arbeit zu beginnen. Nach dem Mittagessen macht er einen Spaziergang und verbringt den Rest des Nachmittags mit Green. Die beiden werden enge Vertraute. Angeblich bespricht Kant jeden Satz der ersten Kritik mit ihm. Obwohl Kant nicht reist, ist er gut über das Weltgeschehen informiert und steht mit bedeutenden Köpfen seiner Zeit im Austausch, zum Beispiel mit dem jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn.

 

Zeit des Schaffens

 

Im Jahr 1770 erhält Kant die Professur für Logik und Metaphysik an der Albertina. Doch er ist immer noch auf der Suche nach einer eigenständigen Position. Den größten Teil der Bücher, für die er heute berühmt ist, schreibt Kant erst in den 1780er- und 1790er-Jahren. Den Anfang macht 1781 die Kritik der reinen Vernunft, an der er jahrelang gearbeitet hat. Kant ist zu diesem Zeitpunkt schon 56 Jahre alt. Ab Mitte der 1780er-Jahre machen ihn die Briefe über die Kantische Philosophie von Karl Leonhard Reinhold einem größeren Publikum bekannt. Er wird zum meistdiskutierten Philosophen in Deutschland. In Jena duellieren sich zwei Studenten, nachdem der eine dem anderen vorwirft, die Kritik nicht zu verstehen. In diesen Jahren kauft sich Kant sein erstes eigenes Haus in der Prinzessinnenstraße. Hier hält er seine Vorlesungen und empfängt täglich Gäste an seinem Mittagstisch. Als sein Freund Green 1786 stirbt, trifft ihn das so sehr, dass er danach für den Rest seines Lebens angeblich auf jegliches Abendessen verzichtet. Die mittäglichen Tischgesellschaften, zu denen Regierungsbeamte, Prediger und Kaufmänner kommen, gibt er nach Greens Tod zusammen mit seinem früheren Schüler und Kollegen Christian Jakob Kraus. Auch zu ihm entwickelt Kant eine enge Beziehung und schenkt ihm sogar einen Brillantring. Doch nach einem Streit bricht Kraus die Beziehung plötzlich ab.

 

Zwist mit der Kirche

 

Während in Königsberg die Geschichte gemächlich voranschreitet, überschlagen sich in Frankreich die Ereignisse. Kant ist sehr an Neuigkeiten über die Französische Revolution interessiert. Ein Bekannter schreibt: „Er lebte und webte in ihr, und hielt ungeachtet aller Gräuel seine Hoffnungen auf sie so fest, dass er, als er die Verkündigung der Republik erfuhr, lebhaft ausrief: ‚Herr! Nun lasse deinen Diener in Frieden dahinfahren, denn ich habe das Heil der Welt gesehen!‘“ In den 1790er-Jahren beschäftigt ihn das Vorhaben, die Religionsfreiheit, die in Frankreich erkämpft worden ist, auch in Preußen einzuführen. 1794 erhält Kant ein Schreiben im Auftrag des Königs: „Unsere höchste Person hat schon seit geraumer Zeit mit großem Missfallen ersehen: wie Ihr Eure Philosophie zu Entstellung und Herabwürdigung mancher Haupt- und Grundlehren der Heiligen Schrift und des Christentums missbraucht“. Kant wird vorgeworfen, gegen landesväterliche Absichten zu handeln. Er verspricht, sich nicht mehr über Religion zu äußern. 1795 erscheint seine Schrift Zum ewigen Frieden.

In diesen Jahren schwinden langsam Kants geistige Kräfte. Zu seinen Freunden sagt er: „Meine Herren, ich bin alt und schwach, Sie müssen mich wie ein Kind betrachten.“ Eine von Kants letzten Freuden ist es, einen Vogel zu beobachten, der jedes Jahr in seinen Garten kommt. Im Jahr vor seinem Tod klagt Kant: „Mein Vögelchen kommt nicht mehr“. Nachdem ein Freund ihm im Februar 1804 eine Mischung aus Wasser und Wein gegeben hat, sagt Kant: „Es ist gut“. Es sind seine letzten Worte. Er stirbt am 12. Februar 1804 im Alter von 79 Jahren. Am Tag der Beerdigung läuten die Glocken von allen Königsberger Kirchen. •

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