Abschied vom Einzelkämpfer
Neuerdings zeigen Naturdokus nicht mehr nur den blutigen Kampf ums Überleben, sondern immer öfter die Zusammenarbeit der Spezies. Dem entspricht ein gesellschaftlicher Wandel: An die Stelle der Rede von konkurrierenden Individuen tritt die von wechselseitiger Verbundenheit. Mit welchen Folgen?
Das Bild der Natur, das uns Tierdokumentationen vermitteln, hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Eindrücklich zeigt sich das etwa in „Kalahari – Gesetz der Wildnis: Gemeinschaften“ (derzeit in der 3Sat-Mediathek zu sehen). In der unwirtlichen Wüste, so die These des Films, ist Überleben nur durch Bündnisse „zwischen verschiedenen Arten, Großen und Kleinen, Starken und Schwachen“ möglich. Die gezeigten Beispiele artenübergreifender Zusammenarbeit beeindrucken: Kaptriele beschützen die Eier von Krokodilen vor Waranen, Zebramangusten entlausen Warzenschweine, Trauerdrongos warnen Erdmännchen vor Greifvögeln.
Den neuen Tierdokumentationen entspricht eine Veränderung im Verständnis der Evolutionstheorie. Überall, so wird inzwischen betont, lassen sich Formen der Kooperation und Symbiose finden. Das betrifft bereits die zelluläre Ebene: Der Endosymbiontentheorie zufolge wanderten einst Bakterien in Aracheen (Urbakterien) ein und wurden zu deren Atmungsorganellen – durch die Vereinigung der Arten entstand zu beiderseitigem Vorteil eine komplexere Form des Lebens. Auch Menschen sind wesentlich auf die Hilfe einer Vielzahl von Mikroben in ihrem Körper sowie auf die Zusammenarbeit mit Artgenossen angewiesen.
Paradigmenwechsel
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