Das Europa der Philosophen
Emmanuel Macron gilt als großer Befürworter einer „europäischen Souveränität“. Was aber ist von der Idee zu halten? Ist sie sinnvoll oder monströs, überambitioniert oder noch viel zu klein gedacht? Sieben Kommentare zur europäischen Einigung von Nietzsche, Adorno, Kojève, Habermas, Derrida, Marramao und Badiou.
Zwischen Deutschland und Frankreich kriselt es wie lange nicht mehr. Alleingänge bei Rüstungsprojekten, Konjunkturprogrammen und dem Gaspreisdeckel trugen Bundeskanzler Olaf Scholz den Vorwurf Emmanuel Macrons ein, sich zu „isolieren“ und das europäische Projekt zu gefährden. Angesichts globaler Krisen brauche man jedoch mehr Europa, nicht weniger, so Frankreichs Präsident, dessen europäische Ambitionen seit seiner Sorbonne-Rede 2017 bekannt sind. Die jüngsten Verstimmungen zwischen den beiden wichtigsten EU-Ländern fügen dem ewigen Ringen um die „europäische Souveränität“ ein weiteres Kapitel hinzu. Dabei treten die Akteure inzwischen in vertauschten Rollen auf: War, wie die französische Publizistin Coralie Delaume schreibt, in den 1960er Jahren vor allem Deutschland Befürworter der Einigung und de Gaulles Frankreich der nationalstaatliche Hemmschuh, ist es heute Paris, das voranprescht, während sich Berlin bitten lässt. Hinzu kommen zahlreiche weitere Länder und Interessengruppen, die mitreden wollen bei der Errichtung des gemeinsamen europäischen Hauses. Deshalb gehen die Arbeiten nur langsam voran. Auf kurze Schübe der Euphorie, weil mal wieder ein Durchbruch gelungen ist, folgt in der Regel die Ernüchterung, der Schritt zurück, um die Sache noch einmal anders anzugehen. Was aber ist von dem Bauvorhaben überhaupt zu halten? Ist das Projekt sinnvoll oder monströs, überambitioniert oder noch viel zu klein gedacht? Darauf haben Philosophen ganz unterschiedliche Antworten gefunden.
Friedrich Nietzsche als guter Europäer
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