Das Leben als Laufmasche
Auf dem neuen Album von Franz Ferdinand The Human Fear brodelt unter der glitzernden Oberfläche und tanzbaren Beats die Furcht.
Die Songs der schottischen Band mit dem österreichischen Thronfolgernamen und dem Faible für den russischen Konstruktivismus waren schon immer paradox. Im Vordergrund stand Alex Kapranos, Bonvivant und bekennender Gourmet mit eigener Feinschmeckerkolumne im Guardian, gab säuselnd sein Update eines Siebzigerjahre-Glam-Sängers irgendwo zwischen dem mittleren Bowie und dem zeitlosen Bryan Ferry. Dahinter aber werkelte die Gitarrencombo, als stünde sie unter Starkstrom oder zumindest unverschnittenem Kokain, kombinierte funkige Gitarrenlicks mit einer uhrwerkspräzisen New-Wave-Zackigkeit, jeder Song strebte zielstrebig zur Fieberkurve, als folgte er einem geheimen Ekstasebefehl: Auf die Plätze, fertig, tanzt!
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