Das Trojanische Pferd des Nordens
Die BRICS-Staaten verstehen sich als Anwälte des globalen Südens. In Wahrheit sind sie jedoch verkappte Nord-Mächte. Das hatte schon Adorno befürchtet.
Auf ihren Gipfeltreffen inszenieren sich die BRICS-Regierungen gern als Kritiker des Westens, Fürsprecher der Zukurzgekommenen und Aufbauhelfer einer besseren Welt. So verkündete Cyril Ramaphosa, Präsident des diesjährigen Gastgebers Südafrika, vergangene Woche in Johannesburg: „Die BRICS haben ein neues Kapitel in ihrem Bemühen aufgeschlagen, eine faire, gerechte, integrative und wohlhabende Welt aufzubauen“ – eine Welt, die nicht nur den reichen Industrieländern des Nordens gehört, sondern auch dem „globalen Süden“, als dessen Stimme sich die BRICS verstehen. Aber sind sie das tatsächlich?
Eingebildete Kolonien
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Kommentare
Dass mit der Erweiterung der BRICs
sich bereits die Umrisse einer neuen Weltordnung zeigen, mag zur Besorgnis Anlass geben. Mag aber auch Anlass sein, die Politik des Westens, seiner Bündnisse, einer kritischen Sicht zu unterziehen: Mit Blick auf Lateinamerika, auf Afrika, aber auch angesichts westlicher Strategie und geopolitischer Engagements im Osten Europas - gegenüber der russischen Föderation. Legt man die weiterhin aktuelle US - amerikanische Monroe - Doktrin der russischen Reaktion auf die Natokonferenz in Bukarest (2008) zugrunde, mag man erkennen, dass - nach der Osterweiterung von Nato/EU - Russland die Augen nicht
mehr verschließen konnte vor den Fakten einer regionalen Neuordnung direkt vor seiner Tür. Vielleicht hat der US Präsident Obama 2013 selbst mit seiner Bemerkung über Russland als "Regionalmacht" darauf hinweisen wollen. Zu bedenken ist aber: Auch heute noch ist Russland eine der 5 Signatarmächte des UN - Sicherheitsrats und bedeutende Atommacht. Russland wird auch nach dem Krieg um die Ukraine ein globaler Player sein - jetzt zudem im Kreise der BRICs. Mit etwas strategischer und geopolitischer Empathie wird dieser Krieg zu beenden sein. Die Welt muss nicht auf den Ausgang der Praesidentschaftswahl in den USA warten.