Die rasende Erfinderin
Das Werk der österreichischen Schriftstellerin Raphaela Edelbauer ist ein Kosmos für sich – weit weg von realismusgesättigter Weltverdoppelung. In ihren Poetikvorlesungen Routinen des Vergessens denkt sie jetzt über Literatur und Erkenntnis nach.
Ach, Literatur: Ist nicht längst alles erzählt, was sich über Geburt und Tod, über Arbeit und Familie sagen lässt? Ist nicht jeder Winkel des Menschlichen ausgeleuchtet von Büchern, die auf einen immer gleichen Stoff zugreifen? Definitiv nein, sagt die österreichische Schriftstellerin Raphaela Edelbauer. In ihren Romanen und poetologischen Essays – gerade sind ihre Wiesbadener Poetikvorlesungen Routinen des Vergessens erschienen – verwirft sie die blutleere Idee, dass Literatur möglichst genau am Leben und der Welt entlangzuschreiben habe, und ersetzt sie mit der ihr eigenen philosophischen Emphase. Suchen wir Erkenntnis, dann müssen wir erst unverbrauchte Modelle erfinden, um dieser Erkenntnis näherzukommen. Wenn die Naturwissenschaften mit Zahlen operieren, dann sind diese Zahlen nicht Teil der realen Welt, aber sie helfen, diese reale Welt zu verstehen. Das Vorgestellte führt zum Echten. Nicht umgekehrt. So gesehen, sind Philosophie und Naturwissenschaften Denkformen wie auch die Literatur. Und damit ist die Brücke zu Edelbauers Werk geschlagen, das sich auf großartige Weise quer durch die Diskurse bewegt.
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