Die Türen des Bewusstseins schließen
Ein Mensch, der nicht loslassen, nicht vergessen kann, verliert jede Handlungsmacht. Wer wieder zum Subjekt werden will, muss zur Ruhe finden. Ein Essay von Svenja Flaßpöhler.
Das Bewusstsein ist ein unruhiges Tier. Gerade wenn es still wird, tigert es hin und her. Nachts zum Beispiel. Anstatt zur Ruhe zu kommen, ist es in ständiger Alarmbereitschaft. Wacht mit halb offenem Auge über die Lage. Unablässig fällt ihm etwas ein, das sehr, sehr dringend ist und auf gar keinen Fall vergessen werden darf. Ganz nach dem Motto: Wer nicht aufpasst, wird gefressen.
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Sie ist eine große Sehnsucht. Doch ist sie schwer zu erreichen, was bereits die Stoiker wussten. Heute, inmitten digitaler Ablenkung, politischer Krisen und spätmoderner Leistungsansprüche scheint sie weiter entfernt denn je. Wie kann uns die Philosophie helfen, zur Ruhe zu finden?
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Ethik für Minihirne?
Die neue Stammzellforschung konfrontiert uns mit einer schwindelerregenden Frage: Ab wann werden bewusstseinsfähige Zellen zu Subjekten?
Was heißt hier Struktur?
Wenn in Debatten von „Struktur“ die Rede ist, stehen sich zwei Lager gegenüber: Die einen sprechen von „struktureller Benachteiligung“ bestimmter Gruppen und fordern Gegenmaßnahmen. Die anderen halten „Struktur“ für ein leeres oder gar gefährliches Konzept, weil es Menschen ihrer Handlungsmacht beraubt. Doch um gut zu streiten, müssen wir erst einmal wissen, worüber wir eigentlich reden, wenn wir von „Struktur“ sprechen. Eine Aufklärung.

Warum vergessen wir?
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Werde ich meine Herkunft jemals los?
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Thomas Nagel: „Wir müssen auf zukünftigen moralischen Fortschritt hoffen“
Wie kaum einem anderen Denker ist es Thomas Nagel gelungen, die Spannbreite der Philosophie in den Blick zu nehmen. Seine Arbeiten reichen von Fragen des Bewusstseins über Ethik bis hin zu metaphilosophischen Überlegungen und bieten ein vielschichtiges Bild der Welt. Ein Gespräch mit Nagel über seinen berühmten Fledermaus-Aufsatz, moralischen Fortschritt und philosophische Fragen, die bleiben.

Brauchen wir eine Care Revolution?
Fürsorgetätigkeiten werden schlecht oder gar nicht entlohnt. Aber warum bewerten wir die Produktion eigentlich höher als die Reproduktion? Höchste Zeit für ein Umdenken. Ein Essay von Svenja Flaßpöhler.
