Europa als Ruhepol der Weltpolitik?
Macron will ein Europa schaffen, das von den USA unabhängig ist. Das ist weder anti-amerikanisch noch chinafreundlich, sondern pro-europäisch – und vernünftig angesichts einer veränderten Weltlage, in der die USA ihr Monopol auf Macht und Güte verlieren.
Emmanuel Macrons Erinnerung daran, dass die Europäische Union kein Anhängsel der USA ist, hat in weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit Empörung ausgelöst – vermutlich, weil er etwas ausgesprochen hat, das selbstverständlich sein sollte, es aber nicht ist. Statt dies zu ändern und sich aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien, versucht man sie dadurch zu überspielen, dass man den Geisteszustand des französischen Präsidenten infrage stellt („von allen guten Geistern verlassen“, Norbert Röttgen (CDU)). Das ist bequemer und schützt vor Veränderungsdruck.
Dabei hat Macron noch nicht einmal eine diplomatische Revolution gefordert. Er will weder mit den USA brechen noch sich China an den Hals werfen, sondern sich lediglich in nichts hineinziehen lassen, das zu groß wäre für Europa. Eine Gigantenschlacht zwischen China und den USA zum Beispiel. Schon auf geringem Intensitätsniveau, etwa als Wirtschaftskrieg, hat eine Verwicklung für Europa verheerende Folgen. Eskaliert gar der Konflikt um Taiwan zu einem Stellvertreterkrieg, der Waffenlieferungen und Sanktionen gegen China beinhaltet, könnte es unter der Last zusammenbrechen. Daher Macrons vorsichtige Absetzbewegung von den USA, die auf eine Eskalation in Ostasien zusteuern. Ist das nicht eine vernünftige Haltung angesichts der unabsehbaren Konsequenzen eines solchen Krieges?
Chinas Stärke
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