Feier der Erscheinung
Der 6. Januar ist ein Tag mit vielen Namen und Gesichtern. Hinter allen verbirgt sich das namenlose Ereignis einer gewaltigen Erschütterung, die in erster Linie ästhetisch in Erscheinung tritt. Doch was genau präsentiert sich uns an diesem Tag?
Am 6. Januar endet für viele Menschen die Weihnachtszeit. Zugleich handelt es sich um das Ende der Raunächte, jener zwölf verhängnisvollen Tage um den Jahreswechsel, in denen einem alten Volksglauben zufolge das Tor zum Geisterreich offensteht und böse Mächte diesseits der Grenze zwischen Lebenden und Toten ihr Unwesen treiben. Damit verbunden ist der Mythos der Wilden Jagd; viele Sagen und Märchen aus dem europäischen Kulturkreis berichten von einem tosenden Geisterheer aus Jägern und zu früh Verstorbenen, die mit fürchterlichem Gerassel und in unheilvollem Ansehen am Himmel und in den Wäldern erscheinen. Der imaginierte Zug von Verstorbenen am nächtlichen Firmament verbindet somit eine Form des Totenkults mit der naturmythischen Interpretation von meteorologisch-klimatischen Ereignissen in stürmischen Winternächten.
Die an den Himmel projizierten unheilvollen Mächte sind jedoch nur eine von drei „Erscheinungen“, die mit dem heutigen Tag verbunden werden. In der christlichen Kultur ist der 6. Januar als „Heilige Drei Könige“ bekannt und erinnert an das Auftreten eines hell leuchtenden Sterns, der die morgenländischen Magier, so die christliche Überlieferung, zur Geburtsstätte Christi geführt hat. Vielerorts ziehen daher noch heute als Sternsinger verkleidete Kinder durch die Straßen, um in der Gestalt der Heiligen Drei Könige an dieses Ereignis zu erinnern, vor den Türen zu singen und Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln.
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