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Bild: Capital Pictures (Imago)

Filmrezension

Hannah Arendt – Denken ist gefährlich

Friedrich Weißbach veröffentlicht am 23 September 2025 4 min

Christoph Rohrscheidts Dokumentation über Hannah Arendt zeigt die Denkerin als kritische Kommentatorin des Zeitgeschehens, die keine Kontroverse scheute – und deren Mut uns heute inspirieren kann.

Kaum eine Denkerin ist so bekannt, wird so oft zitiert und ist interdisziplinär so anschlussfähig wie Hannah Arendt. Ihren geradezu mythischen Status verdankt sie nicht nur ihrem so scharfsinnigen wie mutigen Denken, sondern mindestens ebenso ihrem in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Leben, das von einer heimlichen Liebschaft mit Martin Heidegger, einer Flucht vor dem Nationalsozialismus, einem Ausbruch aus einem Hochsicherheitslager und nicht zuletzt einem raketenhaften Aufstieg vom unbekannten Flüchtling zu einer der berühmtesten Denkerinnen zu erzählen weiß. Arendts Schaffen ist mit ihrer Biografie so eng verknüpft wie bei nur sehr wenig anderen Philosophen. Anlässlich ihres 50. Todestages erscheint nun ein neuer Dokumentarfilm von Jeff Bieber, der diese beiden ineinandergreifenden Ebenen mit Fokus auf ihre politischen Ambitionen thematisiert. 

Die Dokumentation erzählt chronologisch Arendts Lebensgeschichte in Engführung mit den politischen Ereignissen der Zeit. Und da gibt es mehr als genug zu beleuchten: 1906 in Linden bei Hannover geboren, war sie Zeugin des Ersten Weltkriegs, dem Aufstieg und Fall der ersten deutschen Demokratie, einer der größten Wirtschaftskrisen der Weltgeschichte, der Machtübernahme der Nationalsozialisten, dem Zweiten Weltkrieg, dem Untergang des Dritten  Reichs, der Staatsgründung Israels, der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen, des Kalten Kriegs und der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Den Reiz der Dokumentation macht die Erzählform aus. Zum einen wird Arendts berühmtes Interview mit Günther Gaus aus dem Jahr 1964, in dem sie ausführlich über ihr Leben spricht, fragmentarisch eingespielt. Zum anderen werden von Nina Hoss Auszüge aus Briefen, Tagebucheinträgen und Ausschnitten aus ihren Büchern gelesen. Zusammen mit dem Bildmaterial, das aus einer Kombination aus persönlichen Fotos und Filmen aus Arendts Leben sowie aus dokumentarischen Eindrücken der politischen Entwicklungen der Zeit besteht, wirken die Einspielungen von Arendts Gedanken wie Kommentare. Diese Verschränkung von historischer Erzählung der politischen Entwicklung und Arendts Überlegungen gibt dem Film eine Lebendigkeit, ganz als ob Arendt selbst die Zuschauer durch ihre Zeit führen würde. 

Ergänzt wird die biografische Erzählung durch wissenschaftliche Kommentare von Roger Berkowitz, Samantha Rose Hill und Lyndsey Stonebridge, drei renommierten Arendt-Forschern. Sie ordnen die historischen Ereignisse in Bezug auf Arendts Werk ein und legen dar, inwiefern sie das Denken von Arendt beeinflusst haben. Die aufgezeigten Parallelen zwischen der historischen Entwicklung und Arendts Schaffen treten dadurch klar hervor. Wer jedoch philosophische Tiefe erwartet, wird trotzdem eher enttäuscht sein. Inhaltlich wird auf das philosophische Werk nur rudimentär eingegangen.

Aber das scheint auch nicht das Anliegen des Films zu sein und ist ihm deswegen nicht vorzuhalten. Vielmehr geht es darum, Arendt als eine der einflussreichsten kritischen Denkerinnen des 20. Jahrhunderts zu porträtieren und zu verdeutlichen, dass sich ihr Denken immer in Auseinandersetzung mit den Krisen und Diskursen ihrer Gegenwart entwickelt hat. Damit setzt der Film einen Kontrapunkt zu all den Arendt-Interpretationen, die in ihr nur eine Philosophin eines von der Antike inspirierten Idealismus sehen wollen. Das Gegenteil ist der Fall. Arendts Überlegungen – so wird in der Dokumentation deutlich – setzen am konkreten Phänomen an und entwickeln sich davon ausgehend.

Gerade aufgrund ihrer am Phänomen orientierten Methode und ihres persönlichen Bedürfnisses, sich als Denkerin aktiv in den gesellschaftspolitischen Diskurs einzuschalten, stand Arendt selbst immer wieder in der Kritik. Wie der Titel des Films suggeriert, ist ihre Weise des Denkens gefährlich. Zum einen, weil es das Fundament unseres Denkens grundlegend hinterfragt und haltgebende Selbstverständnisse ins Wanken bringt, zum andern, weil die damit einhergehende Kritik immer wieder auf den Missmut der Öffentlichkeit und besonders der Machthabenden stößt, die sich in ihren Weltanschauungen und den darauf aufbauenden Machtpositionen angegriffen fühlen. Es erfordert Mut, sich an diese Grenzen zu wagen. Mut, den Arendt unzweifelhaft hatte, der uns aber in der heutigen Zeit oft zu fehlen scheint. Hannah Arendts Schaffen eröffnet uns nicht nur ein Verständnis für die gegenwärtige, in so vielen Belangen an die Übergangszeit zum Nationalsozialismus erinnernde politische Lage und ihre tieferliegenden Ursachen, sondern Hannah Arendt selbst lebte uns vor, wie wir dieser Tendenz begegnen können: nämlich mit Mut, Offenheit und einem unermüdlichen Streben nach dem Guten. •

Friedrich Weißbach ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin und promoviert im Rahmen des Berliner Graduiertenkollegs „Normativität, Kritik, Wandel“. Er ist freier Journalist und fester Autor des Philosophie Magazins. Zuletzt ist beim Lukas Verlag sein Buch „Recht und Gemeinschaft. Zu Hannah Arendts Kritik der Menschenrechte“ erschienen.

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