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Helmut Schmidt, der Weise

Philipp Felsch veröffentlicht am 10 November 2015 3 min

Helmut Schmidt ist heute im Alter von 96 Jahren gestorben. In unserer Sommerausgabe Nr. 05/2015 porträtierten wir den großen Publizisten als distanzierten Denker, der alles erreicht hat. Ein Nachruf:

Vor ein paar Jahren veröffentlichten Helmut Schmidt und der amtierende Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo eine Reihe von Gesprächen unter dem Titel „Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt“. Das Büchlein, das ein Bestseller wurde, brachte den Stil der öffentlichen Interventionen, die der Altkanzler seit vielen Jahren pflegt und an die wir uns wie an eine überflüssige Instanz gewöhnt haben, auf den Punkt: Die Antworten, die er auf die Fragen di Lorenzos gibt, sind abwiegelnd, bisweilen unwirsch und selten mehr als ein paar Zeilen lang. Egal, welches Thema sein Gegenüber anschneidet: Schmidt wischt die steilen Thesen und die vermeintliche Hysterie zur Seite, redet Klartext und mahnt grummelnd zur Besonnenheit. Als „Ruhig-Blut-Appell“ hat ein Rezensent das Buch bezeichnet. Jeder Blick, den sein Autor in die Zukunft wirft, ist in die Vergangenheit gerichtet. Was auf uns zukommt, ist schon mal da gewesen. Zukunftsweisende Ziele hat so ein Mensch klarerweise nicht mehr. Wenn man Kategorien in Anschlag bringen will, könnte man damit sagen, Helmut Schmidt übt in unserer Medienlandschaft weniger die Funktion des Intellektuellen als die des Weisen aus.

Alexandre Kojève, der das 20. Jahrhundert im Licht von Hegel interpretierte, hielt die Weisheit für die zeitgemäße Form des Denkens. Als „absolutes Wissen“, wie es in Hegels „Phänomenologie des Geistes“ heißt, stelle sie die Verbindung von vollkommenem Selbstbewusstsein und vollkommener Zufriedenheit dar. Während der Intellektuelle das unglückliche Bewusstsein repräsentiere, das dem Menschen auf dessen Gang durch die Geschichte eigen gewesen sei, verkörpere der Weise die Überwindung dieser Diskrepanz von Geist und Welt in der Ära der Posthistoire. In Kojèves Augen gebührt Hegel das Verdienst, als Erster erkannt zu haben, dass mit Napoleon der epische Kampf der Menschen um Anerkennung abgeschlossen und die Ausbreitung des universalen Staates das einzig verbleibende historische Ereignis sei. Als Berater der Mächtigen übernehme der Weise die Aufgabe, zu dessen effizienterer Einrichtung beizutragen. Er ist der Denker, den sich eine Welt leisten kann, die keine Revolutionen mehr erwartet, weil alle Revolutionen schon geschehen sind.

Helmut Schmidt ist ein solcher Denker – auch wenn er kein geheimes Wissen, sondern sozialdemokratischen Common Sense bemüht und auch wenn die Posthistoire, aus der er zu uns spricht, mindestens ebenso eine biografische wie politische ist: Mit beinah hundert hat er alles erreicht, was man als Politiker in Deutschland erreichen kann, stellt sich keiner Wiederwahl und muss keine Delegierten mehr überzeugen. Seine Rolle, die ihm seine Präsenz in den Medien sichert, ist die des Elder Statesman, der ohne parteipolitische Verklausulierung sprechen kann. Nicht einmal auf seine Gesundheit muss er mehr Rücksicht nehmen. Daher ist er der Einzige, der im deutschen Fernsehen noch rauchen darf. Der Intendant, der ihm das verbieten wollte, würde vermutlich seinen Job verlieren. Obwohl die Souveränität, die der Patriarch mit Mentholzigarette verkörpert, von seiner Entmündigung ununterscheidbar ist: Lass den Opa doch rauchen, das schadet nicht. Dass Schmidt Karl Popper als seinen Lieblingsphilosophen bezeichnet, ist übrigens ein Missverständnis. Nichts könnte der Figur des Altkanzlers ferner sein, als Poppers Kernidee, dass sich jede Erkenntnis als falsch erweisen könnte. •

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