Herr Scherer, was ist das Anthropozän?
Angesichts des Klimawandels gilt es, das westliche Denken radikal in Frage zu stellen. Doch wie lassen sich ausbeutungsfreie Handlungspraktiken entwickeln? Im Gespräch mit Bernd Scherer, dem langjährigen Leiter des HKW Berlins, sprechen wir über das Anthropozän und die Möglichkeiten, es zu überwinden.
Herr Scherer, was besagt das Konzept des Anthropozäns?
Der Begriff wurde im Jahr 2000 von Paul Crutzen geprägt, der für seine Forschungen zur Ozonschicht 1995 den Nobelpreis erhielt. Das aus dem Altgriechischen stammenden Wort Anthropozän kann als „Menschenzeitalter“ übersetzt werden. Damit wird ein neues Zeitalter bezeichnet, das das 12.000 Jahre bestehende Holozän ablöst. Warum Zeitalter des Menschen? Weil der Mensch durch sein Handeln nicht nur die Natur hier und dort verändert, sondern den gesamten Planeten aus dem Gleichgewicht bringt und zur weltgestaltenden Figur wird. Deutlich wird diese Entwicklung an den Forschungsergebnissen der Erdsystemwissenschaft, die sowohl chemische und natürliche Prozesse als auch soziale Entwicklungen dokumentieren. Ihre Beobachtungen zeigen, dass es Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem exponentiellen Wachstum – einer „Great Acceleration“ – all der vom Menschen gemachten Prozesse kam. Diese Entwicklung führte zu einem neuen Verständnis des Menschseins: Während der Mensch lange Zeit integrierter Teil der natürlichen Prozesse war, ist er jetzt zum Dominator der Welt mutiert – er definiert, was auf dieser Erde passiert.
Wie kam es dazu?
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