Im Schlummer sind wir alle gleich
Macht uns der Schlaf morgens zu Anarchisten und abends zu Konservativen? Der Philosoph André Comte-Sponville erläutert, warum Gesellschaft im Schlafzimmer beginnt und welche Rolle Nickerchen in seinem Leben spielen.
Von allen unseren Bedürfnissen scheint der Schlaf das am leichtesten zu befriedigende zu sein. Das liegt daran, dass er sich selbst genügt. Um zu trinken, muss man über Flüssigkeit verfügen. Um zu essen, braucht man Nahrungsmittel. Zum Schlafen braucht man weder ein Bett noch Dunkelheit oder Stille; der Körper und die Müdigkeit reichen aus. Aber der Schlaf ist auch das Bedürfnis, dessen Befriedigung am meisten Zeit erfordert und uns am hilflosesten zurücklässt. Er nimmt ein Drittel unserer Lebenszeit in Anspruch. Während dieser Zeit sind wir zu keiner anderen Aktivität als der rein physiologischen (Atmung, Verdauung, Herzschlag usw.) fähig und insbesondere nicht in der Lage, auf uns selbst aufzupassen. Es ist der Moment unserer größten Schwäche, der uns alle gleich in der Angst macht, wie Hobbes es beschrieben hat, und alle gleich abhängig von anderen, wie Alain es beschrieben hat.
Anarchisten am Morgen, Konservative am Abend?
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