Jens Balzer: „Der Eurovision Song Contest ist von einer schwul-lesbisch-queeren Ästhetik geprägt“
In schmalzigen Melodien kündet der ESC von einem vereinten Europa. Wie zeitgemäß ist das letzte große Ritual der Massenkultur? Im Gespräch plädiert der Autor und Journalist Jens Balzer für die emanzipatorische Kraft des Pop-Events.
Lieber Herr Balzer, vom 9. bis 13. Mai findet der 67. Eurovision Song Contest statt. Was fasziniert uns an diesem Großereignis?
Erstmal ist der Eurovision Song Contest doch eines der letzten Großereignisse überhaupt, eines der letzten Rituale der Massenkultur – wenn nicht das letzte –, das es noch gibt. Zumal im linearen Fernsehen. Man schaut das auch, um mitreden zu können, das ist ja etwas, das Fernsehsendungen, abgesehen von großen Sportveranstaltungen, sonst überhaupt nicht mehr schaffen. Dann schaut man das, um sich innerhalb eines bestimmten Erwartungsrahmens überraschen zu lassen. Kommt Deutschland diesmal auf den letzten oder den vorletzten Platz? Wer hat die schmalzigsten Melodien, die drolligsten Bewegungschoreografien, die irrsten Bühnenideen? Geht der Trend diesmal in Richtung „pompöse Show“ oder in Richtung Pathos, was ja oft auch heißt: Balladen, handgemachte Musik usw.? Daran kann man schon auch etwas ablesen über den Zeitgeist, diesseits der großen politischen Horizonte.
Der ESC war bis vor wenigen Jahren Symbol eines zusammenwachsenden Europas. Ist das Pop-Event heute, angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen, aus der Zeit gefallen oder wichtiger denn je?
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