Direkt zum Inhalt
Menu Top
    Anmelden Hefte kaufen Abonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
rechercher
 Philosophie Magazin - Impulse für ein freieres Leben
Menu du compte de l'utilisateur
    Anmelden Hefte kaufen Abonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
Tag - Body
Tag - Body

Bild: © Roman Pawlowski

Porträt

Jens Söring – Der Freie

Svenja Flasspoehler veröffentlicht am 18 November 2021 19 min

Jens Söring war 33 Jahre in den USA inhaftiert. Die Anklage lautete Doppelmord. Nun ist er nach Deutschland zurückgekehrt – ohne Freispruch. Porträt eines Mannes, dessen Intellektualität in einer irritierenden Spannung steht zu der Tat, die man ihm anlastet. Lässt sie sich auflösen?

 

„Der Existenzialismus hat mich ins Gefängnis gebracht.“ Mit diesem Satz beginnt Jens Söring unser Gespräch an diesem Vormittag. Draußen scheint die Sonne von einem wolkenlosen Kölner Himmel. Hier, in der Bar des Hotel Savoy, ist das Licht gedämmt. Noch ist die Bar leer, für einen Drink ist es viel zu früh, Söring sitzt mit geradem Rücken auf einem samtenen Sofa, vor ihm auf dem Tisch steht ein Glas Wasser, das ihm eine freundliche Kellnerin gebracht hat. Hinter ihm an der Wand: die Fotocollage einer schönen Frau mit langbewimperten Augen.

Bis vor Kurzem ist seine Welt noch eine andere gewesen. 33 Jahre war er in den USA inhaftiert. Vom 30. April 1986 bis zum 25. November 2019 musste er ständig auf der Hut sein, um nicht vergewaltigt oder verprügelt zu werden. Mit 19 Jahren kam er ins Gefängnis, im Alter von 53 Jahren kehrte er als freier Mann nach Deutschland zurück, ohne dass er von seiner Schuld freigesprochen worden wäre. Verurteilt wurde er wegen Doppelmordes an den Eltern seiner damaligen Freundin. Derek und Nancy Haysom wurden in ihrem Haus auf brutale Weise getötet und beinahe enthauptet. Jens Söring nimmt einen Schluck Wasser, rückt seine Brille zurecht. Das Modell ist um einiges zierlicher als jenes, das er trug, als er seine Freiheit verlor. Auch sein Gesicht ist heute feiner, schmaler; natürlich auch faltiger. Auf den Bildern, die ihn als jungen Mann während des Prozesses zeigen, hat Söring fast etwas Pausbäckiges. Vielleicht auch Trotziges?

„Als 16-Jähriger war ich begeistert von Albert Camus, habe ihn auf Französisch gelesen, was in Amerika eher ungewöhnlich ist“, erinnert er sich. Wer Söring zuhört, merkt schnell, dass hier ein Mensch erzählt, der außergewöhnlich belesen ist, mit Sprache umzugehen weiß und sich fast ein wenig dafür schämt. Vor allem Der Fremde habe es ihm angetan. Camus’ Roman erzählt die Geschichte eines gefühlskalten Mannes namens Meursault. Meursault sitzt wegen Mordes in der Todeszelle und wartet auf seine Hinrichtung durch die Guillotine. Trost durch einen Geistlichen lehnt er wütend ab; doch ganz am Ende öffnet er sich der „zärtliche(n) Gleichgültigkeit der Welt“. Söring konnte nicht ahnen, wie nah er selbst dieser Romanfigur kommen und wie wichtig, ja überlebensnotwendig die existenzielle Grundfrage Camus’, ob Sinn in einer absurden Welt möglich sei, für ihn noch werden sollte.

 

Schicksalhafte Begegnung

 

„Dann hatte meine Schule mich vorgeschlagen für ein Begabtenstipendium an der University of Virginia“, so Söring weiter, „und zufällig ging es in dem Prüfungsverfahren um die Existenzialisten. So habe ich das Stipendium bekommen. Hätte ich es nicht bekommen, wäre ich nie an der University of Virginia gewesen. Und ich hätte nie Elizabeth Haysom kennengelernt.“ Elizabeth Haysom. Ohne sie säße er jetzt nicht hier, in diesem Hotel, und würde von Jahrzehnten in US-Gefängnissen erzählen. Haysom ist Sörings Schicksalsfrau. Um nicht zu sagen: seine Femme fatale. Ein Ausdruck, in dem so viel Klischee und Faszination mitschwingt, dass die Aufmerksamkeit, die der Fall Söring auf sich gezogen hat, kaum verwundern kann.

Philosophie Magazin +

 

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein


- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Einfache Registrierung per E-Mail
- Im Printabo inklusive

Hier registrieren


Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden


Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo

  • Email
  • Facebook
  • Linkedin
  • Twitter
  • Whatsapp
Anzeige
Tag - Body

Weitere Artikel

Gespräch
9 min

Jens Balzer: „Die 80er sind uns in vielen Dingen sehr nahe“

Nils Markwardt 07 September 2021

In den 80er Jahren wurzeln viele Diskurse unserer Gegenwart. Jens Balzer, der dem Jahrzehnt in seinem neuen Buch nachspürt, spricht im Interview über die untergründige Verbindung von Helmut Kohl und Michel Foucault, die Dialektik der Individualisierung und die progressive Kraft der Schwarzwaldklinik.

Jens Balzer: „Die 80er sind uns in vielen Dingen sehr nahe“

Artikel
8 min

Judith Butler und die Gender-Frage

Camille Froidevaux-Metteries 01 Dezember 2016

Nichts scheint natürlicher als die Aufteilung der Menschen in zwei Geschlechter. Es gibt Männer und es gibt Frauen, wie sich, so die gängige Auffassung, an biologischen Merkmalen, aber auch an geschlechtsspezifischen Eigenschaften unschwer erkennen lässt. Diese vermeintliche Gewissheit wird durch Judith Butlers poststrukturalistische Geschlechtertheorie fundamental erschüttert. Nicht nur das soziale Geschlecht (gender), sondern auch das biologische Geschlecht (sex) ist für Butler ein Effekt von Machtdiskursen. Die Fortpf lanzungsorgane zur „natürlichen“ Grundlage der Geschlechterdifferenz zu erklären, sei immer schon Teil der „heterosexuellen Matrix“, so die amerikanische Philosophin in ihrem grundlegenden Werk „Das Unbehagen der Geschlechter“, das in den USA vor 25 Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Seine visionäre Kraft scheint sich gerade heute zu bewahrheiten. So hat der Bundesrat kürzlich einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der eine vollständige rechtliche Gleichstellung verheirateter homosexueller Paare vorsieht. Eine Entscheidung des Bundestags wird mit Spannung erwartet. Welche Rolle also wird die Biologie zukünftig noch spielen? Oder hat, wer so fragt, die Pointe Butlers schon missverstanden?

Camille Froidevaux-Metteries Essay hilft, Judith Butlers schwer zugängliches Werk zu verstehen. In ihm schlägt Butler nichts Geringeres vor als eine neue Weise, das Subjekt zu denken. Im Vorwort zum Beiheft beleuchtet Jeanne Burgart Goutal die Missverständnisse, die Butlers berühmte Abhandlung „Das Unbehagen der Geschlechter“ hervorgerufen hat.


Artikel
12 min

Ein Sohn aus gutem Hause

Octave Larmagnac-Matheron 15 Juli 2020

Als Platon mit 20 Jahren Sokrates kennenlernt, ist er ein athletischer junger Mann, der Gedichte und Theaterstücke schreibt. Dann widmet er sich allerdings ganz der Philosophie seines Lehrers. Porträt eines Mannes, der sich der Suche nach Weisheit verschrieb.

Ein Sohn aus gutem Hause

Gespräch
13 min

Umberto Eco im Gespräch: "Die Sprache ist eine permanente Revolution"

Martin Legros 24 Februar 2016

Seiner Herkunft nach Philosoph, wurde Umberto Eco als Romanautor und kosmopolitischer Essayist zu einer intellektuellen Legende. Die Leichtigkeit, mit der er alle Themen angeht, zeigt, dass Denken eine lustvolle Tätigkeit ist.

Umberto Eco war eine geheimnisumwitterte Figur. Wie ist aus diesem Kind einer einfachen Familie im Piemont der kosmopolitische Intellektuelle geworden, der er war? Als Enkel eines Druckers und Sohn eines Buchhalters verbrachte Eco den Krieg mit seiner Mutter in den Bergen, wo sich der Salesianerorden Don Bosco seiner annahm und in ihm die Liebe zu der Philosophie des heiligen Thomas von Aquin wachrief. Wie ist aus dem Autor zweier erfolgreicher Mittelalterkrimis und ein paar ironischer Essays über den Zeitgeist ein Gelehrter geworden, der sich wie ein Magier von Peking über São Paulo nach Paris durch die Welt bewegte, um seine intelligente und vergnügte Meinung über den Triumphzug der Simulakren zum Besten zu geben, über den Niedergang des Buches, über Verschwörungstheorien – oder über Charlie Brown als „Moment des universellen Bewusstseins“? Um dieses Geheimnis zu lüften, haben wir uns mit ihm im Louvre getroffen, wo er 2012 auf Initiative des Instituts Transcultura eine Kommission von Künstlern, Architekten und Intellektuellen aus Europa und China versammelt hatte. Das Ziel? Die Einübung einer Art intellektueller Gymnastik, die seiner Meinung nach nötig ist, wenn es gelingen soll, in der großen Konfrontation zwischen den Kulturen, die sich vor unseren Augen abspielt, Orientierung zu finden. Das, was er „geistige Vielsprachigkeit“ nennt oder die Fähigkeit, nicht nur eine einzige Sprache zu sprechen, sondern die feinen und entscheidenden Unterschiede zwischen den Kulturen auszumessen.

Umberto Eco im Gespräch: "Die Sprache ist eine permanente Revolution"

Gespräch
18 min

Gefangen im griechischen Dilemma: Nichts geht mehr?

Martin Legros 14 Mai 2015

Angesichts der Schuldenkrise schwanken Athen und Europa zwischen zwei Optionen: Kooperation oder eigenmächtige Nutzenmaximierung (Defektion). Diese Alternative steht im Zentrum der Spieltheorie, einer Spezialität des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis. Er hat sich zu einem Gespräch mit dem Philosophen Jon Elster bereit erklärt, dessen Werk er seit langem kennt und schätzt. Gemeinsam wägen sie das Gewicht der Emotionen und der Geschichte ab, auch jenseits der ökonomischen Vernunft


Artikel
10 min

Der Gebliebene

Jana C. Glaese 19 Mai 2022

Maksym Zatochniy ist ukrainischer Herkunft und müsste, wenn er in seine Heimat zurückkehrte, an die Front. Porträt eines jungen Mannes, der uns mit der Frage konfrontiert: Würde ich für mein Land in den Krieg ziehen?

Der Gebliebene

Gespräch
21 min

Briefe aus dem Gefängnis - Wie lässt sich der Kapitalismus besiegen?

Michel Eltchaninoff 01 Januar 2014

Als Nadja Tolokonnikova, inhaftiertes Mitglied der russischen Künstlergruppe Pussy Riot, zu erkennen gab, wie sehr sie den Philosophen Slavoj Žižek bewundert, regten wir einen Briefaustausch zwischen den beiden an. Die junge Aktivistin widerspricht darin den Analysen des neokommunistischen Theoriepapstes energisch und entwirft ein neues Bild vom revolutionären Kampf gegen das System


Essay
8 min

Der Zerrissene

Florian Werner 09 September 2021

In der Langhalslaute verdichtet sich Ata Cananis Leben. Geschenkt wurde ihm das Instrument vor 46 Jahren vom türkischen Vater. Erst jetzt, nach dessen Tod, veröffentlicht der hochbegabte Ata sein erstes Album. Porträt eines Gastarbeiterkindes.

Der Zerrissene

Artikel aus Heft Nr. 61 November 2021 Online Vorschau
Anzeige
Tag - Body
Hier für unseren Newsletter anmelden!

In einer Woche kann eine ganze Menge passieren. Behalten Sie den Überblick und abonnieren Sie unseren Newsletter „Denkanstöße“. Zweimal in der Woche bekommen Sie die wichtigsten Impulse direkt in Ihre Inbox.


(Datenschutzhinweise)

Jetzt anmelden!

Fils d'ariane

  1. Zur Startseite
  2. Artikel
  3. Jens Söring – Der Freie
Philosophie Magazin Nr.Nr. 64 - Mai 2022
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Juni/Juli 2022 Nr. 64
Online Vorschau
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Rechtliches
  • Werbung
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
Soziale Netzwerke
  • Facebook
  • Instagram
  • Twitter
  • RSS
Philosophie Magazin
  • Über uns
  • Unsere App
  • PhiloMag+ Hilfe
  • Abonnieren

Mit unseren Denkanstößen philosophische Ideen regelmäßig in Ihrem Postfach

Jetzt anmelden!