Judith Butler: „Verletzungen bilden gesellschaftliche Strukturen ab“
Verwundbarkeiten sind eitel, zerstören die Debattenkultur? Die Philosophin Judith Butler widerspricht energisch – und plädiert dennoch dafür, an die Stelle des moralischen Vorwurfs wieder die Reflexion zu setzen
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Judith Butler und die Gender-Frage
Nichts scheint natürlicher als die Aufteilung der Menschen in zwei Geschlechter. Es gibt Männer und es gibt Frauen, wie sich, so die gängige Auffassung, an biologischen Merkmalen, aber auch an geschlechtsspezifischen Eigenschaften unschwer erkennen lässt. Diese vermeintliche Gewissheit wird durch Judith Butlers poststrukturalistische Geschlechtertheorie fundamental erschüttert. Nicht nur das soziale Geschlecht (gender), sondern auch das biologische Geschlecht (sex) ist für Butler ein Effekt von Machtdiskursen. Die Fortpf lanzungsorgane zur „natürlichen“ Grundlage der Geschlechterdifferenz zu erklären, sei immer schon Teil der „heterosexuellen Matrix“, so die amerikanische Philosophin in ihrem grundlegenden Werk „Das Unbehagen der Geschlechter“, das in den USA vor 25 Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Seine visionäre Kraft scheint sich gerade heute zu bewahrheiten. So hat der Bundesrat kürzlich einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der eine vollständige rechtliche Gleichstellung verheirateter homosexueller Paare vorsieht. Eine Entscheidung des Bundestags wird mit Spannung erwartet. Welche Rolle also wird die Biologie zukünftig noch spielen? Oder hat, wer so fragt, die Pointe Butlers schon missverstanden?
Camille Froidevaux-Metteries Essay hilft, Judith Butlers schwer zugängliches Werk zu verstehen. In ihm schlägt Butler nichts Geringeres vor als eine neue Weise, das Subjekt zu denken. Im Vorwort zum Beiheft beleuchtet Jeanne Burgart Goutal die Missverständnisse, die Butlers berühmte Abhandlung „Das Unbehagen der Geschlechter“ hervorgerufen hat.
Judith Butler: "Heterosexualität ist ein Fantasiebild"
Judith Butler, Vordenkerin der Geschlechterforschung, ist eine der bedeutendsten Philosophinnen der Gegenwart. Ein Gespräch über Geschlecht, Begehren und die fundamentale Fragilität des Lebens.

Briefe aus dem Gefängnis - Wie lässt sich der Kapitalismus besiegen?
Als Nadja Tolokonnikova, inhaftiertes Mitglied der russischen Künstlergruppe Pussy Riot, zu erkennen gab, wie sehr sie den Philosophen Slavoj Žižek bewundert, regten wir einen Briefaustausch zwischen den beiden an. Die junge Aktivistin widerspricht darin den Analysen des neokommunistischen Theoriepapstes energisch und entwirft ein neues Bild vom revolutionären Kampf gegen das System
Drahtseilakt der Anmut
Wer schön ist oder sich dafür hält, achtet darauf, wie jede Bewegung und Geste wohl wirken mag. Das ist eitel, aber gewiss nicht schön, klagten schon die Romantiker und priesen die Selbstvergessenheit als Quell wahrer Anmut. Wie aber wäre diese zu erlangen?
Marie-Luisa Frick: „Man sollte Selbstdenken nicht undifferenziert heroisieren“
Corona und Terror rufen die Ideale der Aufklärung wieder auf den Plan und stellen die Demokratie gleichzeitig hart auf die Probe. Die Philosophin Marie-Luisa Frick, deren Buch Mutig denken (Reclam) gerade erschienen ist, erklärt vor diesem Hintergrund, was wir heute noch von den Aufklärern lernen können.

Kwame Anthony Appiah: „Für universelle Kämpfe müssen Menschen nicht ihre Identitäten aufgeben“
Der Mord an George Floyd hat zu weltweiten Protesten geführt – und dabei die drängende Frage aufgeworfen, welche Rolle die ethnische Identität im Kampf gegen Rassismus spielen darf und sollte: Wie rassistische Strukturen entlarven, ohne die Differenz schwarz-weiß abermals festzuschreiben? Ist Identität ein Werkzeug der Unterdrückung und Einengung – oder der Befreiung? Der in New York lehrende Philosoph Kwame Anthony Appiah über den Zusammenhang von Antirassismus und Ethnizität, Joe Bidens Wahl von Kamala Harris als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft – und den Beginn einer moralischen Revolution.

Alles klar, Herr Kommissar?
Den Vorwurf, dass deutsche TV-Ermittler blasse Charaktermas- ken ohne menschliche Züge seien, hat sich der deutsche Fernsehkrimi schwer zu Herzen genommen.
Marco Bülow: „Am Ende zählt leider nicht das bessere Argument“
Vor zwei Jahren trat er aus der SPD aus und war fortan fraktionsloses Mitglied im Deutschen Bundestag. Nun verkündete Marco Bülow seinen Eintritt in DIE PARTEI und ist damit der erste Bundestagsabgeordnete der Satire-Formation um Martin Sonneborn. Im Interview spricht er über die Zwiespältigkeit des Zuspitzens, den Vorwurf des Populismus und die Lehren Hannah Arendts.
