Karl Marx und der Klassenkampf
Lange galt Karl Marx als philosophisches Gespenst und seine Schriften als historisch überholte Theoriemärchen. Das hat sich fundamental geändert, denn heute ist sein Denken aktueller denn je. Ein Essay von Patrick Eiden-Offe
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Die sichtbare Hand des Marktes
Es war keine utopische Spukgeschichte: Als Karl Marx und Friedrich Engels in ihrem 1848 erschienenen Manifest jenes „Gespenst des Kommunismus“ beschworen, das Kapitalisten in Enteignungsangst versetzen sollte, war das für sie vielmehr eine realistische Zukunftsprognose. Denn Marx und Engels legten großen Wert darauf, dass es sich im Kontrast zu ihren frühsozialistischen Vorläufern hier nicht um politische Fantasterei, sondern eine geschichtsphilosophisch gut abgesicherte Diagnose handle: Der Weltgeist sieht rot.

Sirenengesang
Am 10.09. werden in ganz Deutschland um 11 Uhr für eine Minute die Sirenen heulen und die Radiosender ihren Betrieb einstellen. Der Grund: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) führt damit einen nun jährlich stattfindenden „Warntag“ ein, durch den die Bevölkerung für künftige Katastrophen sensibilisiert werden soll. Daran wird deutlich, wie fundamental sich unser Verständnis von Sicherheit geändert hat – und warum dieses für die großen Katastrophen der Zukunft wenig taugt.

Bücher zum Hegel-Jahr
In diesem Jahr feierten wir den 250. Geburtstag von Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Aus diesem Anlass sind zahlreiche Bücher über den Jahrhundertphilosophen erschienen. Unser Rezensent Josef Früchtl widmet sich den je ganz unterschiedlichen Zugängen von Jürgen Kaube, Sebastian Ostritsch und Patrick Eiden-Offe.

Hegel und die Anerkennung
Wer nicht bereit ist, sein Leben zu riskieren, hat keine Chance auf das absolute Wissen. So direkt hätte das Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) selbstverständlich nie ausgedrückt. Dennoch beruht Hegels Theorie der Anerkennung – und damit sein gesamtes philosophisches System – auf dem Mut und dem Willen, sich anderen Menschen entgegenzustellen und dabei seine eigene Position mit allen Mitteln zu behaupten. Beispielhaft zeigt sich dies in dem Kapitel über „Herrschaft und Knechtschaft“ aus Hegels Hauptwerk von 1807, der „Phänomenologie des Geistes“.
Axel Honneth geht in seinem Essay den Quellen von Hegels Anerkennungsbegriff nach. Als derzeitiger Kopf der Frankfurter Schule hat Honneth den Begriff der Anerkennung für die politische Theorie der Gegenwart neu fruchtbar gemacht. Anerkennung ist demnach das Kernproblem der modernen Gesellschaft: Soziale Konflikte sind grundsätzlich Anerkennungskonflikte, selbst wenn sie vordergründig um Materielles kreisen. Sozialer Fortschritt bedeutet nach Honneth Fortschritt in Verhältnissen gegenseitiger Anerkennung. Insbesondere individuelle Selbstverwirklichung ist ohne Anerkennung nicht möglich.
Kann man von den Deutschen lernen, Frau Neiman?
Ausgerechnet Deutschland, das so viel Leid über die Welt gebracht hat, galt in der Coronakrise lange als Vorbild. Wie ist das zu erklären? Ein Gespräch mit der Philosophin Susan Neiman über historische Schuld und die Kraft, die aus ihr erwachsen kann

Judith Butler und die Gender-Frage
Nichts scheint natürlicher als die Aufteilung der Menschen in zwei Geschlechter. Es gibt Männer und es gibt Frauen, wie sich, so die gängige Auffassung, an biologischen Merkmalen, aber auch an geschlechtsspezifischen Eigenschaften unschwer erkennen lässt. Diese vermeintliche Gewissheit wird durch Judith Butlers poststrukturalistische Geschlechtertheorie fundamental erschüttert. Nicht nur das soziale Geschlecht (gender), sondern auch das biologische Geschlecht (sex) ist für Butler ein Effekt von Machtdiskursen. Die Fortpf lanzungsorgane zur „natürlichen“ Grundlage der Geschlechterdifferenz zu erklären, sei immer schon Teil der „heterosexuellen Matrix“, so die amerikanische Philosophin in ihrem grundlegenden Werk „Das Unbehagen der Geschlechter“, das in den USA vor 25 Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Seine visionäre Kraft scheint sich gerade heute zu bewahrheiten. So hat der Bundesrat kürzlich einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der eine vollständige rechtliche Gleichstellung verheirateter homosexueller Paare vorsieht. Eine Entscheidung des Bundestags wird mit Spannung erwartet. Welche Rolle also wird die Biologie zukünftig noch spielen? Oder hat, wer so fragt, die Pointe Butlers schon missverstanden?
Camille Froidevaux-Metteries Essay hilft, Judith Butlers schwer zugängliches Werk zu verstehen. In ihm schlägt Butler nichts Geringeres vor als eine neue Weise, das Subjekt zu denken. Im Vorwort zum Beiheft beleuchtet Jeanne Burgart Goutal die Missverständnisse, die Butlers berühmte Abhandlung „Das Unbehagen der Geschlechter“ hervorgerufen hat.
Derrida und die Dekonstruktion
Das Kernanliegen Derridas lässt sich klar benennen: Es ging ihm darum, Machtverhältnisse aufzulösen – und zwar über und durch die Sprache. Was wir als Identität begreifen, so lautet die These Derridas, ist ein nachträglicher Effekt unseres sprachlichen Gebrauchs. Wenn wir also Zeichen anders verwenden, ihre Bedeutungen aufbrechen, verändern wir die Wirklichkeit: Genau dies ist das Versprechen der Dekonstruktion. Svenja Flaßpöhler führt in Derridas Denken ein und zeigt: Gerade jetzt, da die Diskussion um geschlechtliche und kulturelle Identität wieder entflammt, ist die Denkbewegung der Dekonstruktion aktueller denn je.

Kann denn Neugier Sünde sein?
Während der Hunger nach Neuem lange als gefährliches Laster galt, betrachten wir ihn heute als wertvolle Tugend. Doch seine Kehrseiten sind Langeweile, Erschöpfung und Sinnverlust