Landhaus Extrem
In den sozialen Medien inszenieren sich immer mehr Menschen in ländlichen Idyllen. Aufschwung hat die "Cottagecore"-Bewegung zuletzt im Zuge der Coronakrise erhalten. Dabei blenden die Anhänger unser grundlegendes Dilemma im Verhältnis zur Natur aus.
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Zeit ist Geld
Die Affäre um den Zahlungsdienstleister Wirecard scheint mitunter grotesk. Aber gerade das offenbart Parallelen zu einem Finanzskandal aus dem 18. Jahrhundert – und verrät damit auch etwas Grundlegendes über das komplizierte Verhältnis von Gegenwart und Zukunft in der Ökonomie.

Gefangen im Dilemma?
Erinnern Sie sich noch an Reem? Reem Sahwil ist das palästinensische Mädchen, dem Bundeskanzlerin Merkel vor knapp einem Jahr im Rahmen eines Bürgerdialogs erklärte, dass seine aus dem Libanon eingereiste Familie kein Bleiberecht in Deutschland erhalten werde, da der Libanon keine Kriegszone sei und Deutschland aus den dortigen Lagern schlicht nicht alle Menschen aufnehmen könne. Noch während Merkel ihre Begründung ausführte, fing Reem bitterlich zu weinen an. Die Kanzlerin stockte, ging darauf in einer Art Übersprunghandlung auf das im Publikum sitzende Mädchen zu und begann es zu streicheln, weil, wie Merkel, noch immer mit dem Mikro in der Hand, erklärte, „weil ich, weil wir euch ja nicht in solche Situationen bringen wollen und weil du es ja auch schwer hast“.

Zwilling des Todes
Schon immer wurden Schlaf und Tod miteinander in Verbindung gebracht. Das löst gegensätzliche Reaktionen aus: Für die einen ist der Schlaf der Feind der Lebensfülle, für die anderen ein Zustand glückseliger Ruhe. Darin zeigt sich das grundlegende Dilemma unseres Lebens.

Die Stacheln der Anderen
In der Coronakrise hat sich eine grundlegende Zwiespältigkeit zugespitzt: Einerseits sehnen wir uns nach Nähe. Doch Nähe bedeutet: Kontrollverlust. Wie umgehen mit der Unverfügbarkeit, die in jeder Begegnung wohnt? Ein Essay von Svenja Flaßpöhler.

Frank Adloff: „Rechte für die Natur würden mit grundlegenden Logiken des Kapitalismus brechen“
Derzeit gibt sich Chile eine neue Verfassung, in der der Natur Rechte zugesprochen werden sollen. Der Soziologe Frank Adloff begrüßt derartige Bestrebungen und erläutert, warum wir auch in Deutschland Ideen des Animismus annehmen sollten.

Judith Butler und die Gender-Frage
Nichts scheint natürlicher als die Aufteilung der Menschen in zwei Geschlechter. Es gibt Männer und es gibt Frauen, wie sich, so die gängige Auffassung, an biologischen Merkmalen, aber auch an geschlechtsspezifischen Eigenschaften unschwer erkennen lässt. Diese vermeintliche Gewissheit wird durch Judith Butlers poststrukturalistische Geschlechtertheorie fundamental erschüttert. Nicht nur das soziale Geschlecht (gender), sondern auch das biologische Geschlecht (sex) ist für Butler ein Effekt von Machtdiskursen. Die Fortpf lanzungsorgane zur „natürlichen“ Grundlage der Geschlechterdifferenz zu erklären, sei immer schon Teil der „heterosexuellen Matrix“, so die amerikanische Philosophin in ihrem grundlegenden Werk „Das Unbehagen der Geschlechter“, das in den USA vor 25 Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Seine visionäre Kraft scheint sich gerade heute zu bewahrheiten. So hat der Bundesrat kürzlich einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der eine vollständige rechtliche Gleichstellung verheirateter homosexueller Paare vorsieht. Eine Entscheidung des Bundestags wird mit Spannung erwartet. Welche Rolle also wird die Biologie zukünftig noch spielen? Oder hat, wer so fragt, die Pointe Butlers schon missverstanden?
Camille Froidevaux-Metteries Essay hilft, Judith Butlers schwer zugängliches Werk zu verstehen. In ihm schlägt Butler nichts Geringeres vor als eine neue Weise, das Subjekt zu denken. Im Vorwort zum Beiheft beleuchtet Jeanne Burgart Goutal die Missverständnisse, die Butlers berühmte Abhandlung „Das Unbehagen der Geschlechter“ hervorgerufen hat.
Mit dem Thermomix zurück zur Natur
Traditionelle Hausfrauen trenden als „Tradwife-Bewegung“ in den sozialen Medien. Was von vielen als Backlash betrachtet wird, ist für diese gerade ein Akt der Emanzipation.

Hartmut Rosa: „Die Weltbeziehung zu ändern, ist die tiefste Revolution überhaupt“
Wir denken uns gern als Akteure, existenziell wie politisch. Wahre Transformation aber geschieht nicht im Modus der Verfügbarkeit, erläutert Hartmut Rosa im Interview. Außerdem spricht er über sein Werden als Wissenschaftler, das Verhältnis von Leben und Denken und die Lehren aus der Coronakrise.
