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Bild: Lucas Benjamin (Unsplash)

Interview

Ludger Schwarte: „Farbe ist immer anarchisch“

Ludger Schwarte, im Interview mit Dominik Erhard veröffentlicht am 18 März 2021 7 min

Lange Zeit wurde die Farbe in der Philosophiegeschichte ausgeklammert. Ein Unding, wie Ludger Schwarte in seinem neuen Buch Denken in Farbe erläutert. Schließlich eignen wir uns die Welt nicht nur durch Farben an, sondern sie besitzen auch ein subversives Potenzial.

 

Herr Schwarte, Ihr aktuelles Buch trägt den Titel Denken in Farbe. Aber haben Farben nicht mehr mit dem Gefühl als mit dem Denken zu tun?

Natürlich haben Farben einen großen Einfluss auf unsere emotionale Gestimmtheit. Unter anderem, weil unser vegetatives Nervensystem auf unterschiedliche Farben unterschiedlich reagiert. Allerdings wäre die moderne Wissenschaft ohne die Praxis des Färbens – und damit ohne Hinwendung zur Farbe – nicht möglich.

Wie meinen Sie das?

Die Wissenschaft kann zu bestimmten Erkenntnissen überhaupt nur kommen, weil sich verschiedene Dinge unterschiedlich einfärben lassen, man sie deshalb voneinander unterscheiden und so Daten über sie erheben kann. Nehmen Sie als bekanntes Beispiel den Lackmus-Test, bei dem der pH-Wert einer Substanz mithilfe des Farbindikators Lackmus bestimmt wird. Ähnlich geht man auch bei der Magnetresonanztomographie oder in der Astrophysik vor. Würden diese bildgebenden Verfahren lediglich Ergebnisse in Schwarz und Weiß ausgeben, wären sie nicht annähernd so aussagekräftig. Darüber hinaus ist die Fähigkeit zur Farbunterscheidung allerdings auch für das Überleben unserer Spezies überhaupt zentral. Denken Sie nur an den Reifegrad von Früchten. Hier verrät uns die Färbung der Oberfläche etwas über den inneren Zustand einer Sache.

Wenn Farben für unser Überleben und unseren Erkenntnisgewinn so bedeutend sind, ist es ja erstaunlich, dass sich die Philosophie in den letzten 2500 Jahren kaum mit dem Thema auseinandergesetzt hat, oder?

Das Thema Farbe wurde sträflich vernachlässigt, ja. Stattdessen stand die Form bei vielen großen Denkerinnen und Denkern im Vordergrund. Allerdings lässt sich dieser Umstand gut nachvollziehen, da er analog zu einer Asymmetrie verläuft, die die Philosophiegeschichte insgesamt kennzeichnet: Die Vernachlässigung der Sinne gegenüber dem reinen Intellekt. Denken Sie nur an Platons gänzlich unsinnliche Ideen. Sicherlich spielte aber auch die Tatsache eine Rolle, dass die Farbe stets weiblich konnotiert war. Im Gegensatz zur Form, die das männlich Zugreifende, Geometrische, Zahlenaffine darstellte. 

Liegt dieser Fokussierung auf die Form auch ein Machtanspruch zugrunde? Schließlich lässt sich leichter beherrschen, was sich in Zahlen ausdrücken und dementsprechend berechnen lässt.

In diesem Sinne ist auch Descartes' Ausspruch zu verstehen, dass das Wichtige an einem Bild nicht die Farbe sei, sondern die Zeichnung. Descartes wies ja unter anderem nach, dass sich die Geometrie in die Arithmetik übersetzen lässt. Es war ihm also durchaus ein Anliegen, Körper durch Konturen zu erfassen, in Zahlen zu konvertieren und damit beherrschbar zu machen. Und wenn wir uns heute den beispiellosen Siegeszug der Informatik ansehen, die letztlich eine Beherrschung bedeutender Teile unserer Lebenswelt mit farblosen gedanklichen Operationen anstrebt, scheint diese Faszination noch zugenommen zu haben.

Allerdings gab es auch Gegenspieler dieser mathematischen Auffassung der Welt.

Der philosophiegeschichtliche Gegenentwurf zu Platon, Descartes und Co. stammt von Denis Diderot. Dieser stellt nämlich fest, dass Maler wie Antoine Watteau und andere zeitgenössische Künstler größte Sorgfalt darauf verwendeten, Fleischfarbe herzustellen. Durch diese Beobachtung wurde ihm klar, dass nicht unbedingt die Darstellung abstrakter oder unbelebter Gegenstände größte Meisterschaft erfordert, sondern die Repräsentation des Lebendigen besonders schwierig ist. Denn dies macht eine Vielschichtigkeit nötig, die unbelebte Gegenstände mit klaren Abmessungen nicht haben. An der Fleischfarbe zeigte sich also etwas, dass im Grunde allen Farben gemein ist: Dass es sich bei einer Farbe niemals wirklich nur um eine Farbe handelt, sondern sie auch immer zugleich in etwas anderes übergeht und Nuancen hat. Farbe ist immer eine Mischung, Teil eines Farbsystems und damit eine Zusammenstellung von vermeintlich Unzusammenhängendem. Kurzum: Farbe ist immer anarchisch.

Farben sind also auch politisch?

Auf jeden Fall. Deutlich wird das unter anderem daran, dass bestimmte farbliche Markierungspraktiken für Kulturen und politische Systeme relevant waren und sind, die im Rassismus die grausamste Form annehmen. Je mehr man sich allerdings mit Farben beschäftigt, desto deutlicher wird, dass sie im Grunde nie definiert werden können.

Wie meinen Sie das? 

Es gibt immer Aspekte an Farben, die ausgreifen. Jede Farbe enthält eine andere. Farbe ist also immer und sogar im Wesentlichen Nuance und Übergang. Und das bedeutet eben auch, dass jeder Hauttyp stets andere Farben enthält und so nie bestimmt werden kann. Natürlich gibt es bestimmte Aspekte von Helligkeit, Tönung und so weiter. Aber an jedem Punkt eines solchen Farbsystems ist Farbe nur ein Grenzphänomen, Übergang, Passage zu einem Nächsten und enthält immer auch Aspekte, die von einem solchen System nicht erfasst werden können, wie etwa das Schillernde oder das Glänzende. Ganz konkret könnte man also sagen: Je bunter wir zu denken in der Lage sind, desto friedlicher kann unser Umgang untereinander sein, weil Frontstellungen immer schon Operationen sind, die eine Grenze markieren wollen, die Farben voneinander trennen, sie gegeneinander ausspielen oder gerade die Farbigkeit auszublenden versuchen. Was also einen auf Hautfarbe basierenden Rassismus betrifft, ist dieser mit einem wirklichen Verständnis von Farbe nicht zu vereinbaren.

Würden Sie das ausführen?

Man kann rein farblogisch Schwarz und Weiß gegenüberstellen, aber in der Realität tauchen sie so nicht auf. Es handelt sich immer um Übergänge, was auch etwas ist, das jedem einleuchten wird, der oder die schon ein bisschen in der Welt herumgekommen ist und unterschiedliche Hauttönungstypen an sich selbst bemerkt hat. Der logische Gegensatz zwischen dem Hellsten und dem Dunkelsten entspricht nicht den Farben Schwarz und Weiß. Zum Wissen der Malerei zählt, dass bestimmte Blautöne noch dunkler wirken als Schwarz. Ich glaube auch, dass es totalitäre Bewegungen und Regime wie der Nationalsozialismus aufgrund dieser Buntheit der Welt heute nicht mehr so leicht haben.

Inwiefern?

Wer sich heute die nachkolorierten Filme aus dieser Zeit ansieht, dem fällt das aggressive Farbkonzept auf, das durch klare Kontraste unhinterfragbare Stärke kommunizieren sollte. Und ich glaube, dass ein solches Regieren und Manipulieren durch Farben in einer so bunten Welt wie der unseren kaum mehr möglich ist. Einfach weil die optische Konkurrenz wesentlich größer ist.

Wenn Sie davon ausgehen, dass es autoritäre Bewegungen heute schwer haben, wie erklären Sie sich dann beispielsweise den Trumpismus? Hier findet sich doch auch eine sehr heterogene, bunte Masse zusammen, oder?

Da fängt das Wort „bunt“ natürlich an, sehr metaphorisch zu werden. Denn natürlich geben sich diese Leute bunt, indem sie beispielsweise einen indigenen Kopfschmuck tragen. Wenn man aber etwas genauer hinsieht, erkennt man, dass es mit der Toleranz anderer Lebensentwürfe, mit der Akzeptanz des Schrillen und des Gegenteiligen nicht weit her ist, sondern es eigentlich doch um Homogenität geht. Würden diese Menschen wirklich in Farbe denken, würden sie begreifen, dass es gerade, wie im Akt des Malens, darum geht, das Widerständige der Realität zu erzeugen und dieses vielleicht sogar lieben zu lernen. Denn die Tatsache, dass es etwas gibt, was nicht ich ist, was zu mir im Kontrast, mir entgegensteht, macht die Welt ja viel interessanter, indem es sie bunter macht. Und genau das ist es, was ich mit Denken in Farbe meine: Wenn wir in Farbe denken, lernen wir die Nuancen zwischen den Festschreibungen und den Kontrast zu lieben. Malen ist in diesem Sinne eine grundlegende Tätigkeit von Weltaneignung.

In Ihrem Buch beschreiben Sie auch, dass diese weltaneignende Potenz der Farbe gewissermaßen jedes Kind erlebt, wenn es beispielsweise mit Fingerfarben malt. Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Durch das Kritzeln und Schmieren, das Aufklatschen und Verwischen von Farbe entsteht etwas, was so nicht vorgesehen war. Das heißt, Farbe ist für Kinder nicht so sehr eine Eigenschaft eines Gegenstandes, sondern etwas, was den Zusammenhang zwischen der Welt, die ihnen begegnet, und ihrem Körper herstellt. Und diesen Zusammenhang kann und können sie dann differenzieren, indem sie Grenzen einbauen und so neue Gegenstände erfassen oder gestalten. Farbe ist zugleich eine Art, Welt zu erfassen und anzueignen wie auch ein Spielfeld der Imagination, in dem sich das Kind mit Möglichem und Fremden befassen kann. Auch Walter Benjamin beschreibt, dass das Malen eine zentrale Rolle für die Phantasiebildung bei Kindern spielt, was ich für eine zentrale Erkenntnis halte. Wir fangen erst an zu denken, indem wir Phantasie aufbauen. Und das geschieht eben auch durch das Färben, weil wir so merken, was noch sein könnte. Dass also nicht nur das real ist, was uns umgibt, sondern auch das, was wir selbst als Spur legen und erst einmal reine Möglichkeit ist. 

Herr Schwarte, schließlich noch die obligatorische Frage bei diesem Thema: Welche Farbe ist Ihnen die liebste?

Erstmal ist es keine einzelne Farbe, die ich am liebsten habe, weil der Charme von Farben ja gerade darin besteht, dass sie immer gestört und somit verändert werden können. Es gibt immer einen Aspekt, der noch aufscheinen kann. Rot kann charmant sein, Rot kann bedrohend sein. Grün kann komplett terrorisieren. Blau kann fantastisch sein, kann theologisch sein, kann aber auch erotisch sein. Die Wirkung einer Farbe hängt also immer maßgeblich von ihrem Kontext ab.

Und wenn Sie tief in sich gehen?

(Lacht) Dann Aquamarin

Warum das?

Weil für mich nichts so bunt ist wie der Blick in den Ozean. In diese Farbwelt von Korallen und Fischen hineinzutauchen, ist für mich das Größte. Sicherlich teile ich diese Vorliebe mit vielen anderen Menschen, aber allein dieser Übergang, den Aquamarin zwischen Land und Wasser, zwischen Blau und Grün bedeutet. Und dann am besten noch mit so einem kleinen Fleck Sonne drin – das ist schon unfassbar schön. Allerdings ist es ein lebendiges Aquamarin, dass nicht zu verwechseln ist mit Yves Kleins Ultramarinblau, der ja mit diesem strahlenden Blau eher den Himmel und das Göttliche im Sinn hatte. •

Ludger Schwarte ist Professor für Philosophie an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Theorie der Bilder, politische Philosophie, Wissenschaftsgeschichte und Ästhetik. Zuletzt erschien von ihm „Denken in Farbe. Zur Epistemologie des Malens“ (August Verlag, 2020)

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Nietzsche, Wittgenstein, Camus – es war die Philosophie, die Imre Kertész den Weg zur Literatur wies. Der ungarische Nobelpreisträger blickte in seinem, wie er selbst vermutete, „letzten Interview“ zurück auf ein Leben, das sich weder durch Konzentrationslager noch die kommunistische Zensur zum Schweigen verdammen ließ.

„Wissen Sie, ich habe viel über Ihre Fragen nachgedacht“, sagte Imre Kertész gleich zu Beginn, als er uns in seiner Wohnung in Buda, einem Stadtteil von Budapest, empfing. „Mir liegt daran, mit Ihnen ein schönes Interview zu führen, weil es vermutlich mein letztes sein wird.“ Dieser testamentarische Satz könnte makaber wirken, aber im Gegenteil: Seiner kurzatmigen Stimme zum Trotz leuchtet es in seinen Augen lebhaft und verschmitzt. Seit gut einem Jahrzehnt kämpft Kertész mit der Parkinsonkrankheit, Ursache zahlloser Schmerzen und Schwierigkeiten, von denen seine veröffentlichten Tagebücher berichten. Diese Krankheit zwang ihn, 2012 offiziell das Schreiben aufzugeben, und lässt ihm täglich nur wenige kurze Momente der Ruhe.

Es ist schwer, nicht gerührt zu sein bei der Begegnung mit diesem so geprüften und zugleich so zäh durchhaltenden Menschen, der unentwegt über die Paradoxa des Daseins als „Überlebender“ nachgesonnen hat. Imre Kertész wurde 1929 geboren. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert, dann nach Buchenwald gebracht, wo er 1945 die Befreiung des Lagers erlebte. Den wesentlichen Teil seines Lebens hat er daraufhin unter dem kommunistischen Regime in Ungarn verbracht. Kertész begann Mitte der fünfziger Jahre zu schreiben. Zugleich toleriert vom Regime und sorgsam ferngehalten von der Öffentlichkeit, veröffentlichte er in äußerst überschaubaren Auflagen und kühl aufgenommen von der offiziellen Kritik Meisterwerke wie „Roman eines Schicksallosen“ oder „Der Spurensucher“. Erst mit dem Zusammenbruch des Ostblocks wurden seine Werke in aller Welt übersetzt und fanden internationale Anerkennung, gekrönt vom Literaturnobelpreis im Jahr 2002.
Wenn es eine weniger bekannte Dimension seiner Existenz gibt, dann ist es das Verhältnis des Schriftstellers zur Philosophie. Aus Leidenschaft, doch auch, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, übersetzte Imre Kertész zahlreiche deutsche Philosophen vom Deutschen ins Ungarische, unter ihnen Friedrich Nietzsche und Ludwig Wittgenstein. Die Lektüre dieser Autoren sowie die von Albert Camus und Jean-Paul Sartre hat unentwegt sein Werk genährt. Vor allem aus dem Wunsch heraus, sich über seine – intensive und beständige – Beziehung zur Philosophie zu äußern, stimmte Kertész unserer Interviewanfrage zu.

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