Mein Schwung
Es gibt kein Dasein ohne Abgrund. Was hilft uns, die Herausforderungen der Existenz anzunehmen und Schwere in Lebensfreude zu verwandeln? Fünf Menschen erzählen.
In den Begriffen der Philosophie war das Wort „Leben“ ein wichtiger Spielstein. Hegel etwa benutzte „Leben“ und „Liebe“ als Vorbegriffe zu „Geist“ – für ihn Termini, die Zusammenhänge erfassen, in denen sich Gegensätze vereinigen. Im dialektischen Denken deutet sich schon an, was in der Metapher der Schwingung thematisiert wird: Leben bewahrt Widersprüchliches in sich auf und kann gerade deshalb schön sein. Im 19. Jahrhundert bemächtigten sich leider Sozialdarwinisten, die in der lebendigen Natur nur Kampf und Hierarchien sehen wollten (und Kooperation ausblendeten), des Begriffs und unterschieden zwischen höherem, fittem und niederem, unfittem Leben. Heute ahnt man bereits das „unwerte Leben“ der nationalsozialistischen Ideologie in diesem Gerede. Sofern sich „Lebensphilosophen“ teilweise vom Trivialdarwinismus inspirieren ließen, blieb auch an ihnen dieses banal hierarchische und teilweise brutale Denken hängen. Weil im 19. Jahrhundert darüber hinaus Anhänger einer sogenannten „Lebenskraft“ auf verlorenem Posten gegen eine reduktionistische Auffassung des Lebendigen andachten, haben pathetische Bezüge auf Leben inzwischen etwas Zweifelhaftes. Deshalb horcht man auf, wenn vom „Lebensschwung“ die Rede ist.
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