Mit Kindern über Krieg sprechen?
Kinderpsychologen geben Eltern Rat, wie sie ihrem Nachwuchs den Krieg erklären können. Doch warum sollten Eltern die Antwort kennen? Ein Plädoyer für das Philosophieren mit Kindern – nicht nur in Krisenzeiten.
Der Krieg in der Ukraine ist Gesprächsthema weltweit. Auch auf deutschen Spielplätzen, in den Kindergärten und Schulen kommt der Krieg an. Die Kinder schnappen Gesprächsfetzen auf, sehen Bilder von zerbombten Wohnhäusern oder begegnen den Opfern des Krieges im Klassenzimmer. Vielen macht das Angst und sie beginnen zu fragen: „Warum gibt es Krieg?“
In den Medien ist das Thema breit vertreten und Psychologen wissen Rat für Eltern. Dabei sind sie sich weitestgehend einig: Die Großen sollen den Kleinen auf Augenhöhe begegnen. Sie ernst nehmen, ohne Ängste zu schüren. Offen sein für ihre Fragen zum Krieg. Oft wird dabei suggeriert, dass wir als Erwachsene eine bestimmte Kompetenz und die Antwort darauf parat hätten, was Krieg ist. Doch auch den meisten Erwachsenen dürfte das schwerfallen. Nicht nur, weil wir in Europa lange Zeit keinen Krieg mehr am eigenen Leibe erlebt haben. Sondern auch, weil damit viele weitere Fragen verbunden sind. Genuin philosophische Fragen nach Macht, Souveränität und Leid.
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