Netzlese
Fünf Klicktipps für den Sonntag. Diesmal mit der Philosophie der Ausrede, Lehren aus der Coronakrise, Erinnerungen an Roger Willemsen, Hexenglauben in der Nachrkriegszeit sowie leeren Resonanzwellen.
◉ Der Radio Wissen-Podcast von Bayern2 beschäftigt sich mit der Ausrede und entwirft eine „Philosophie des Ausweichens“. Mit Verweis auf Augustinus, Kant und Nietzsche wird illustriert, wo einerseits die moralischen Probleme der Notlüge liegen, wie sie andererseits aber auch als soziales Schmiermittel und Gebot der Höflichkeit fungieren kann.
◉ In einem ausführlichen Essay für die Financial Times spürt Yuval Noah Harari der Frage nach, welche Lehren es rund ein Jahr nach dem Beginn der Coronapandemie zu ziehen gilt. Ist letztere durch Wissenschaft und Fortschritt vom bloßen Naturereignis zu einer Frage des politischen Managements geworden, mangle es vor allem an internationaler Kooperation bei der Bekämpfung des Virus.
◉ In dem Feature „Freigeist und Menschenfreund“ trägt Rosvita Krausz für Deutschlandfunk Kultur Erinnerungen an den 2016 verstorbenen Roger Willemsen zusammen. In Gesprächen mit Freunden, Kollegen und Wegfährten wird plastisch, was den gleichermaßen warmherzigen wie ruhelosen Intellektuellen antrieb.
◉ Bei Geschichte der Gegenwart spricht die Historikerin Svenja Goltermann mit ihrer amerikanischen Kollegin Monica Black über den frappanten Anstieg von Hexereivorwürfen und Wunderglauben im Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit. Black erklärt dabei auch, was sich aus dieser Episode für den gegenwärtigen Umgang mit Verschwörungstheorien lernen lässt.
◉ Im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erläutert der Soziologe Hartmut Rosa, inwiefern Shitstorms sich als leere Resonanzwellen begreifen lassen, warum sich diese in der Coronazeit durch fehlende Kontingenzunterbrechungen zunehmend verstärken und wieso das Virus ontologische Unsicherheit streut.