Philosophie als Intuitionszertrümmerung
Wer wahrhaft neue Wege sucht, findet sie in der Kontraintuition, die uns vom herrschenden Vorurteil befreit. Doch Vorsicht! Sie könnte ein neues begründen.
Zu den Grundfragen des Denkens gehört, wie es vorgehen soll, um seinem Ziel, der Wahrheit, näherzukommen. Da sind zunächst einige formale Kriterien, denen es genügen muss: Logik, Argumentation sowie eine überprüf- und mitteilbare Methodik gehören zu den Grundlagen guter Erkenntnisproduktion, die um Daten, Zahlen und Fakten kreist. So viel Rationalität ist schön und gut, werden manche einwenden, doch sie braucht auch ein Ziel, eine Ahnung von der Richtung, in die sie ermitteln soll. Dafür ist sie auf einen Ingangsetzer angewiesen, auf die Intuition des wissenschaftlichen Subjekts, wie einem wohl jeder Physiker, Ökonom oder Soziologe bestätigen wird: Am Anfang vieler Forschungsarbeiten steht oft ein Gespür, das im Nachgang nur noch in Thesen, Formeln und Begriffe gepackt und methodisch überprüft wird.
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