Produktiv durch die Nacht
Aktuell führt Taylor Swift mit zehn Songs in den Top 10 die Billboard-Charts an, was vor ihr noch niemand geschafft hat. Unser Kolumnist Florian Werner hat das zehnte Studioalbum des Megastars gehört, das die Schlaflosigkeit als Quell der Kreativität feiert.
Midnights heißt das neue Album von Taylor Swift, und der Titel verweist der Künstlerin zufolge nicht nur auf den Inhalt des Werkes, sondern auch auf dessen Entstehungsbedingungen: Die Songs seien in 13 schlaflosen Nächten entstanden, jenen Randzeiten der Ratio, wenn man betrunken mit den Wänden spricht und glaubt, sie könnten einem antworten. „The floor we pace and the demons we face“, wir tigern in der Wohnung herum und stellen uns unseren Dämonen: finstere Gedanken für einen der leuchtendsten Popstars des Planeten. Womöglich ist Insomnia aber gerade eine Voraussetzung für den exorbitanten Erfolg der Sängerin. Schließlich ist Schlaf, wie Jonathan Crary schreibt, „das letzte der von Marx so genannten ‚Naturhindernisse‘ (...) für die vollständige Durchsetzung des 24/7-Kapitalismus“. Wer schläft, verschwendet kostbare Lebenszeit, die bekanntlich Geld ist – der Spätkapitalismus hingegen er fordert permanenten Bereitschaftsdienst, und bevor man nachts schlaf und nutzlos an die Decke starrt, sollte man aus seinem Kummer besser einen Hit schmieden.
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