Ruhe als erste Bürgerpflicht?
In aufgeregten Zeiten wächst die Sehnsucht nach Stabilität und Ordnung. Daran können autoritäre Regime seit jeher anschließen.
Moderne Gesellschaften zeichnen sich durch ein hohes Maß an Unruhe aus. Technologie, Arbeitswelt und Gesellschaft verändern sich unaufhörlich und verlangen Wachsamkeit, Flexibilität und schnelle Entscheidungen, was leicht in Hektik umschlagen kann. Zahlreiche Krisen verschärfen dies: Drohende Umweltkatastrophen, geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Verwerfungen erzeugen eine Welt im Taumel – und nähren den Wunsch nach einer Verschnaufpause. Vor allem in den westlichen Hochleistungszentren der Weltwirtschaft bilden fernöstliche Entspannungstechniken, altabendländische Philosophie sowie Seminare zum Runterkommen beliebte Ruhe-Reservoirs für gestresste Gemüter. Und so manch einer sehnt sich auch politisch nach etwas mehr Entspannung, etwas weniger Streit und ein bisschen mehr Ruhe und Frieden. Jedoch sollte er sich darüber im Klaren sein, dass dieser Wunsch keineswegs neutral ist. Er ergreift psychopolitisch Partei für einen Konservatismus, dessen Grenze zum Autoritarismus fließend ist.
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