„Saltburn“ – Suck up the Rich
In dem Skandalfilm Saltburn schlürft und schleckt ein Mittelstandsjunge die Reichen aus. Wird so der Blutsauger, der einst als antisemitische Metapher des geldgierigen Kapitalisten diente, zum marxistischen Kämpfer?
Dieser Text enthält Spoiler für den Film „Saltburn“.
Um im Zeitalter schneller Klicks einen erfolgreichen Film zu produzieren, gehe man folgendermaßen vor. Erstens: Man nehme einen gottgleich schönen Schauspieler (Jacob Elordi, bekannt aus Euphoria) mit perfektem Augenbrauen-Piercing und stelle ihm einen unbeholfenen Nerd als Verehrer (Barry Keoghan) gegenüber. Die beiden platziere man in einem Setting mit unschlagbarer Ästhetik: ein englisches Anwesen mit furchteinflößendem Butler, royalem Dekor, Cocktails am Pool und Labyrinth im Nebel. Auf den dekadenten Kostümpartys der britischen Oberschicht tragen die Reichen und Schönen goldene Flügel und lassen sich von Dienern mit Schweinemasken Spanferkel über dem Feuer braten.
Zweitens: Man breche die aristokratische Ausstattung mit 2000er-Popmusik wie Clubhits von Flo-Rida und heitere sie mit lächerlichen Details an, die die Nostalgie der Millenials ansprechen. Ein Standbild, das sogleich in den sozialen Netzwerken geteilt wurde, zeigt den Oxford-Studenten Jacob auf dem Dach des Burgturms. Hoch über den Ländereien seiner Familie hängt er lässig im Liegestuhl, liest eine zerfledderte Harry Potter-Ausgabe in der prallen Mittagssonne und lutscht ein Capri-Eis. Mehr noch als all der funkelnde Reichtum drückt diese Szene die Sehnsüchte einer Generation aus, die in den unpolitischen Nuller Jahren aufgewachsen ist und erst später in die Krisen der Welt schlitterte.
Viele Vibes. Dann Plot-Twist
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