Schlaftourismus in der Müdigkeitsgesellschaft
Der Schlaftourismus ist auf dem Vormarsch, wie eine Reportage von CNN kürzlich zeigte. Doch handelt es sich dabei bloß um eine Modeerscheinung oder um das Alarmsignal einer übermüdeten Gesellschaft? Eine Spurensuche im Reich kollektiver Träume.
Wenn wir in den Urlaub fahren, dann in der Regel, um neue Orte zu entdecken, um Städte und Museen zu besuchen, um ein milderes Klima zu genießen, um das Meer oder die Berge zu sehen. Kurz gesagt, um bewusst eine andere Welt als die unseres Alltags zu erleben. Derzeit entwickelt sich jedoch eine fundamental neue Form des Reisens: Schlaftourismus oder „sleep tourism“, wie es im englischen Original heißt. Dabei kann man sich durchaus fragen, warum man eine Reise antreten sollte, deren Ziel es ist, praktisch bewusstlos herumzuliegen. Also gerade keine Erfahrungen zu machen. Kann man hier überhaupt von Tourismus sprechen, wenn man unter Tourismus das Umherreisen, das Umherschweifen, das Erkunden, das Umherziehen versteht? Der Schlaftourismus ist im Gegenteil eine Praxis der Immobilität, bei der sich alles im Hotel, im Schlafzimmer, im Bett abspielt.
Erholung als Selbstzweck
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Schlaf als Ware
Der Schlaftourismus ist auf dem Vormarsch. Ist er eine Blüte der spätmodernen Leistungsgesellschaft oder bezeugt er bereits ihren Untergang?

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Eine jüngst veröffentlichte Langzeitstudie zeigt: Chronischer Schlafmangel erhöht im Alter das Risiko für Demenz. Dass durchwachte Nächte jedoch nicht nur die Gesundheit gefährden, sondern uns auch die Unentrinnbarkeit des Seins vor Augen führen, beschrieb bereits der Philosoph Emmanuel Levinas.

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In der Moderne machte die Psychoanalyse eine folgenreiche Entdeckung. Das scheinbar Fremde der Träume ist ein Fremdes im Eigenen: das Unbewusste. Wie kommt man ihm auf die Spur? Auf welche Überraschungen stößt man, wenn man einen Monat lang seine Träume sammelt und interpretiert? Selbstversuch einer psychoanalytischen Traumdeutung mit Sigmund Freud und seinen Nachfolgern Carl Gustav Jung und Jacques Lacan.

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Elite. Das klingt überheblich. Nach Privilegien, Ungerechtigkeit, Bevormundung. In Krisenzeiten spitzt sich dieser Argwohn oft zu. Im Moment erleben wir eine solche Zeit. Globale Migration, soziale Ungleichheit, die Folgen der Digitalisierung: Der Druck aufs Establishment wächst. Populisten sind auf dem Vormarsch. Die Demokratie ist in Gefahr. Was also tun? Müssen Eliten sich neu erfinden, um den Spalt zwischen „uns“ und „denen da oben“ zu überwinden? Wenn ja, wie? Oder liegt das Problem viel tiefer – nämlich im Konzept der Elite selbst, das Menschen Führung verordnet? Trauen wir uns, bis an die Basis dessen zu gehen, was für uns lange selbstverständlich war.
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