Syndemie: Die Krankheit vor der Krankheit?
In der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet war unlängst zu lesen, dass wir gerade keine Pandemie, sondern vielmehr eine Syndemie erleben. Um zu verstehen, was damit gemeint ist und welche Konsequenzen das hat, hilft ein Blick in das Werk des französischen Arztes und Philosophen Georges Canguilhem.
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Wohl bekommt's?
Die systematische Analyse der Global Burden of Disease, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Lancet, darf als die bis dato umfassendste Schätzung zu den globalen Folgen des Alkoholkonsums gelten.
Syndemie: Die Krankheit vor der Krankheit
Wer Covid-19 bekämpfen will, muss sich mit der Weltgesundheit befassen: Plädoyer für ein Umdenken in der Krise

Judith Butler und die Gender-Frage
Nichts scheint natürlicher als die Aufteilung der Menschen in zwei Geschlechter. Es gibt Männer und es gibt Frauen, wie sich, so die gängige Auffassung, an biologischen Merkmalen, aber auch an geschlechtsspezifischen Eigenschaften unschwer erkennen lässt. Diese vermeintliche Gewissheit wird durch Judith Butlers poststrukturalistische Geschlechtertheorie fundamental erschüttert. Nicht nur das soziale Geschlecht (gender), sondern auch das biologische Geschlecht (sex) ist für Butler ein Effekt von Machtdiskursen. Die Fortpf lanzungsorgane zur „natürlichen“ Grundlage der Geschlechterdifferenz zu erklären, sei immer schon Teil der „heterosexuellen Matrix“, so die amerikanische Philosophin in ihrem grundlegenden Werk „Das Unbehagen der Geschlechter“, das in den USA vor 25 Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Seine visionäre Kraft scheint sich gerade heute zu bewahrheiten. So hat der Bundesrat kürzlich einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der eine vollständige rechtliche Gleichstellung verheirateter homosexueller Paare vorsieht. Eine Entscheidung des Bundestags wird mit Spannung erwartet. Welche Rolle also wird die Biologie zukünftig noch spielen? Oder hat, wer so fragt, die Pointe Butlers schon missverstanden?
Camille Froidevaux-Metteries Essay hilft, Judith Butlers schwer zugängliches Werk zu verstehen. In ihm schlägt Butler nichts Geringeres vor als eine neue Weise, das Subjekt zu denken. Im Vorwort zum Beiheft beleuchtet Jeanne Burgart Goutal die Missverständnisse, die Butlers berühmte Abhandlung „Das Unbehagen der Geschlechter“ hervorgerufen hat.
Gaslighting: Die Verdunkelung der Seele
Gaslighting gehört zu den weitverbreitetsten und gefährlichsten Formen der zwischenmenschlichen Manipulation. Um zu verstehen, wie es funktioniert und wie man sich dagegen wehren kann, hilft ein Blick in das Werk Michel Foucaults.

Helden des Nichttuns
Im gesellschaftlichen Krisenfall feiern wir oft jene, die rettend eingreifen, wenn das Unheil schon passiert ist: Ärzte, Forscherinnen, Feuerwehrleute. Zu Recht. Doch fallen dabei anerkennungstheoretisch alle jene unbesungenen Heldinnen und Helden unter den Tisch, die durch bewusstes Unterlassen das Unglück erst gar nicht haben entstehen lassen. Gerade in Zeiten der Pandemie gilt deshalb: ein Hoch auf das Nichttun!

Das Sumimasen-Prinzip
In der westlichen Kultur ist das Ich das Zentrum der Freiheit. Japan ist von einer anderen Geistesgeschichte getragen, mit weitreichenden Konsequenzen für das gesellschaftliche Miteinander. Durch eine Kultur der vorauseilenden Deeskalation und gegenseitiger Rücksichtnahme offenbart sich der urbane Alltag in Tokio nämlich wesentlich angenehmer und sozialverträglicher als in Berlin oder New York. Gerade in diesen Zeiten sollte uns das ein Vorbild sein.

Das Gift ist die Botschaft
Dass Alexej Nawalny vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB vergiftet wurde, ist kaum noch zu bezweifeln. Doch warum sollte die russische Regierung einen Anschlag anordnen, der so deutlich auf sie zurückzuführen ist? Weil gerade das Gift selbst die Botschaft ist, wie ein Blick ins Werk des französischen Philosophen Gilles Deleuze verdeutlicht.

Dem Narzissmus eine Chance
Über 2000 Jahre predigten die Weisen unserer Kultur, das gute Leben zeichne sich dadurch aus, möglichst wenig „an sich zu denken“. Heute hingegen wird permanente Selbstsorge zum Fundament einer wahrhaft ethischen Existenz erklärt. Die Maxime des „Ich zuerst!“ bildet die Grundlage einer immer größeren Anzahl von Therapie- und Selbsthilfeangeboten. Nur ein sich liebendes, gefestigtes Ich, das seine eigenen Bedürfnisse kennt und umzusetzen weiß, ist demnach in der Lage, auch für andere Menschen Sorge zu tragen. Worin liegen die Gründe für diese Entwicklung? Und ist ein verstärktes Selbstinteresse wirklich die Heilung – oder nicht vielmehr die Krankheit selbst?