„Tár“ – Mechanik der Macht
Todd Fields Film Tár ist einer der wichtigsten dieses Kinojahres. Ebenso subtil wie präzise widmet er sich der Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Moral und legt untergründige Machtmechanismen frei.
Tár (Regie: Todd Field) erzählt die fiktive Geschichte der Dirigentin Lydia Tár (Cate Blanchett), einer Überfliegerin der Klassikszene, die etliche große Orchester geleitet und alle wichtigen Preise gewonnen hat. Mit den Berliner Philharmonikern will sie nun Mahlers 5. Sinfonie aufnehmen, und dabei den vierten Satz in sieben statt in 12 Minuten spielen, die ihr Lehrer Leonard Bernstein dafür einst brauchte. Zur Vollendung dieser Aufnahme kommt es allerdings nie, denn in Folge von Missbrauchsvorwürfen – u.a. wird sie mit dem Suizid einer ehemaligen Schülerin in Verbindung gebracht – verliert sie Stelle und Ansehen.
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documenta – Prellung und Diskurs
Die Berichterstattung über die diesjährige documenta konzentrierte sich fast ausschließlich auf das umstrittene Werk des Künstlerkollektivs Taring Padi. Verständlich und dennoch schade, meint unsere Autorin Millay Hyatt und stellt Werke vor, die klüger provozieren und schmerzhafte Fragen stellen.

Wer sind "Wir"?
Als Angela Merkel den Satz „Wir schaffen das!“ aussprach, tat sie dies, um die Deutschen zu einer anpackenden Willkommenskultur zu motivieren. Aber mit der Ankunft von einer Million Menschen aus einem anderen Kulturkreis stellt sich auch eine für Deutschland besonders heikle Frage: Wer sind wir eigentlich? Und vor allem: Wer wollen wir sein? Hört man genau hin, zeigt sich das kleine Wörtchen „wir“ als eine Art Monade, in der sich zentrale Motive zukünftigen Handelns spiegeln. Wir, die geistigen Kinder Kants, Goethes und Humboldts. Wir, die historisch tragisch verspätete Nation. Wir, das Tätervolk des Nationalsozialismus. Wir, die Wiedervereinigten einer friedlichen Revolution. Wir, die europäische Nation? Wo liegt der Kern künftiger Selbstbeschreibung und damit auch der Kern eines Integrationsideals? Taugt der Fundus deutscher Geschichte für eine robuste, reibungsfähige Leitkultur? Oder legt er nicht viel eher einen multikulturellen Ansatz nahe? Offene Fragen, die wir alle gemeinsam zu beantworten haben. Nur das eigentliche Ziel der Anstrengung lässt sich bereits klar benennen. Worin anders könnte es liegen, als dass mit diesem „wir“ dereinst auch ganz selbstverständlich „die anderen“ mitgemeint wären, und dieses kleine Wort also selbst im Munde führen wollten. Mit Impulsen von Gunter Gebauer, Tilman Borsche, Heinz Wismann, Barbara Vinken, Hans Ulrich Gumbrecht, Heinz Bude, Michael Hampe, Julian Nida-Rümelin, Paolo Flores d’Arcais.
Braucht mein Leben ein Ziel?
Und, wie lautet Ihr Ziel im Leben? Sie haben doch eins, oder? Kaum ein Mensch, der sich dem Druck dieser Frage entziehen könnte. Sie trifft das Zentrum unserer Existenz, legt tiefste Wünsche und Hoffnungen frei – und nicht zuletzt auch Ängste. Was, wenn ich mein Ziel nicht erreiche? Was, wenn ich mein Ziel noch gar nicht kenne? Und vor allem: Was, wenn es gerade selbst gesetzte Ziele wären, die mein Leben einengen und mich unglücklich machen? In der Frage nach dem Lebensziel prallen zwei menschliche Sehnsüchte aufeinander. Die nach einem tätigen Leben in dauerhaft sinnvoller und zielgerichteter Selbstbestimmung. Und die nach einer tief entspannten Existenz in lustvoller Gelassenheit. Wie sähe wohl ein Leben aus, dessen Ziel darin bestünde, beide Ideale miteinander zu vermitteln?
Machiavelli und der Krieg
Ist der Krieg das Ende oder vielmehr der Anfang aller Dinge? Und wirklich in jedem Fall ein vermeidbares Übel? Diesen Fragen widmete sich Niccolò Machiavelli in seinem Werk Die Kunst des Krieges. Zwar mögen Machiavellis Antworten nicht immer unsere moralische Zustimmung verdienen. Sehr wohl aber unser politisches Interesse.

Jens Balzer: „Die 80er sind uns in vielen Dingen sehr nahe“
In den 80er Jahren wurzeln viele Diskurse unserer Gegenwart. Jens Balzer, der dem Jahrzehnt in seinem neuen Buch nachspürt, spricht im Interview über die untergründige Verbindung von Helmut Kohl und Michel Foucault, die Dialektik der Individualisierung und die progressive Kraft der Schwarzwaldklinik.

Martin Luther und die Angst
Sein kultureller Einfluss ist nicht zu überschätzen: Martin Luthers Bibelübersetzung bildet den Anfang der deutschen Schriftsprache, seine religiösen Überzeugungen markieren den Beginn einer neuen Lebenshaltung, seine theologischen Traktate legen das Fundament einer neuen Glaubensrichtung. In der Lesart Thea Dorns hat Luther die Deutschen aber vor allem eines gelehrt: das Fürchten. Oder präziser: die Angst. In ihrem brillanten Psychogramm des großen Reformators geht die Schriftstellerin und Philosophin den Urgründen von Luthers Angst nach – und deren uns bis heute prägenden Auswirkungen.
Das strategische Bermudadreieck
Blickt man auf die drei Wahlverlierer – Union, Die Linke und AfD – zeigt sich eine untergründige Verbindung zwischen den Parteien. Aus dieser sollten Lehren gezogen werden.

Aufruf zur Eigentlichkeit?
Ein isländisches Unternehmen hat eine Methode entwickelt, mit der das Todesrisiko von Menschen erstaunlich präzise ermittelt wurde. Aus philosophischer Sicht stellt sich da die Frage: Was, wenn sich eines Tages auch unsere verbleibende Lebenszeit exakt bestimmen ließe?
