Thomas Wagner: „In der Welt des Denkens gibt es immer Berührungspunkte“
Zeitlebens warnte der jüdische Denker Theodor W. Adorno, der in den 1930ern selbst ins Exil floh, vor der Bedrohung des Faschismus. Aus welchem Grund suchte er im Nachkriegsdeutschland den engen Austausch mit seinem konservativen Kollegen Arnold Gehlen, einem ausgewiesenen Unterstützer der Nationalsozialisten? Thomas Wagner über ideologische Gräben und intellektuelle Verbundenheit.
Herr Wagner, im Zentrum Ihres Buches über die Soziologie der frühen Bundesrepublik steht der Austausch zwischen Arnold Gehlen und Theodor W. Adorno. Was hat Sie an dieser Beziehung interessiert?
Dieses Buch ist aus einem größeren Projekt hervorgegangen, das ich im Kopf hatte, nämlich eine Geschichte von intellektuellen Beziehungen zwischen rechts und links im 20. Jahrhundert zu schreiben. Neben Adorno und Gehlen wäre da zum Beispiel die Beziehung zwischen dem für die Studentenbewegung wichtigen Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich und Ernst Jünger interessant gewesen oder die von Jacob Taubes zu Carl Schmitt. Es gibt unglaublich viele Beispiele, die zeigen, dass intellektuelle Beziehungen zwischen rechts und links gängig waren. Aber es wird wenig darüber gesprochen. Vielleicht weil man denkt, dass das Denken rechter Intellektueller ansteckend sein könnte, oder weil man glaubt, linke oder liberal gesinnte Denker durch die Erinnerung an das, was sie mit ihren rechten Antipoden womöglich verband, im Nachhinein zu beschmutzen.
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