Von der Leinwand auf die Straße
In Myanmar hat sich der sogenannte „Hunger Games“-Gruß als Zeichen des Widerstands etabliert. Im gleichnamigen Film steht dieser für Solidarität mit den Rebellen. Doch warum greifen Protestbewegungen überhaupt Symbole aus Filmen auf? Ein Impuls von Lisz Hirn.
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Weitere Artikel
Florian David Fitz - Der Hintergründige
Der Spross einer Künstlerfamilie brauchte Jahrzehnte, um sich zur Schauspielerei zu bekennen. Kaum auf der großen Leinwand angekommen, drängt es den 40-jährigen Münchner nun immer stärker zu Regie und Drehbuchschreiben. In dem Kinofilm „Die Lügen der Sieger“ (Filmstart 18. Juni) steht er aber noch einmal vor der Kamera und deckt darin als investigativer Journalist Geheimnisse im Zentrum der Macht auf.
Joseph Vogl: „Informationen über Geld sind wichtiger als Geld selbst geworden“
Es schien wie ein revolutionärer Börsen-Flashmob: Über soziale Medien hatten sich jüngst unzählige Kleinanleger organisiert, um Aktien des Computerspielhändlers GameStop zu kaufen, auch weil Hedgefonds auf deren Verfall gewettet hatten. Letztere verloren dadurch Milliarden Dollar. Der Kulturwissenschaftler Joseph Vogl erklärt, warum daran nichts Subversives ist, was der Fall über den Finanzkapitalismus verrät und wieso die Fusion von Kapital- und Meinungsmärkten eine neue Machtform erzeugt.

Netzlese
Fünf philosophische Lesetipps für den Sonntag: Diesmal mit einem Archiv-Gespräch mit Roger Willemsen, den Widerstandsformen gegen unterdrückerische Gewalt, einem Nachruf auf den aktivistischen Politiologen Peter Grottian, der autogerechten Stadt als „Hyper-Mythos des Alltags“ sowie der Verlassenheit als Kern totalitaristischer Ideologien.

Das Ideal der Intensität
Man kennt es aus Filmen und Romanen: Die Frage nach dem Lohn des Lebens stellt sich typischerweise erst im Rückblick. Als Abrechnung mit sich selbst und der Welt. Wenn das Dasein noch mal vor dem inneren Auge vorbeifliegt, wird biografisch Bilanz gezogen: Hat es sich gelohnt? War es das wert? Würde man alles wieder so machen? Dabei läge es viel näher, die Frage, wofür es sich zu leben lohnt, nicht so lange aufzuschieben, bis es zu spät ist, sondern sie zum Gradmesser von Gegenwart und Zukunft zu machen. Zum einen, weil sie so gegen spätere Reuegefühle imprägniert. Wer sich darüber im Klaren ist, was das Leben wirklich lebenswert macht, wird gegenüber dem melancholischen Konjunktiv des „Hätte ich mal …“ zumindest ein wenig wetterfest. Zum anderen ist die Frage als solche viel dringlicher geworden: In dem Maße, wie traditionelle Bindungssysteme an Einfluss verloren haben, also etwa die Bedeutung von Religion, Nation und Familie geschwunden ist, hat sich der persönliche Sinndruck enorm erhöht. Wofür lohnt es sich, morgens aufzustehen, ja, die Mühen des Lebens überhaupt auf sich zu nehmen? Was genau ist es, das einem auch in schwierigen Zeiten Halt verleiht? Und am Ende wirklich zählt – gezählt haben wird?
Lob der Verletzlichkeit
Im Kapitalismus ist Widerstandskraft zum Beweis der eigenen Optimierbarkeit geworden. Doch geht es wirklich darum, Leiden zu überwinden? Plädoyer für den Menschen als Mangelwesen
Henri Bergson und das Gedächtnis
Das Gedächtnis ist der Ort, an dem Erinnerungen gespeichert werden, sagt man. Also muss es sich doch in irgendeinem Winkel unseres Gehirns befinden – so das verbreitete Vorurteil im Zeitalter bildgebender Verfahren. Mit Bergson hingegen lässt sich verstehen, dass das Gedächtnis mehr ist als ein Erinnerungsspeicher: Es ist mit der ganzen Persönlichkeit verbunden.
Frédéric Worms führt uns durch die verschiedenen Schichten des Bergson’schen Gedächtnisses und zeigt, dass jede unserer Erinnerungen für unsere gesamte individuelle Geschichte relevant ist. Doch warum erinnern wir uns dann nicht an alles? Im Beiheft erklärt Élie During dieses Paradox mit der Rolle des Hirnmechanismus: Das Hirn lässt Erinnerungen in der Versenkung verschwinden, die gerade den Reichtum unseres Geisteslebens ausmachen. Doch dieser Schatz ist nicht verloren. Bergson zufolge können wir die versunkenen Erinnerungen in der Tiefe unseres Gedächtnisses wiederfinden.
Das bin ich - Vier Beispiele
Schluss mit der Verstellung – aber wie? Vier Menschen haben es vorgemacht: als Provokateur, als Idiot, als Dandy und als Widerstandskämpferin. Was können wir heute von ihnen lernen?
Die Aufhebung der Fronten
Die „Gelbwesten“ entziehen sich der politischen Lagerverortung. Sollte uns diese Widerstandssynthese hoffnungsfroh stimmen?