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Bild: Aleksi Räisä (Unsplash)

Impuls

Wie immateriell sind Kryptowährungen?

Octave Larmagnac-Matheron veröffentlicht am 09 Juli 2021 4 min

Wie alle anderen digitalen Objekte sind auch Kryptowährungen nicht rein virtuell, sondern werden mit „echten“ Ressourcen hergestellt. Gerade vor dem Hintergrund des Umweltschutzes ist das von enormer Bedeutung.

 

126,36 Terawattstunden: Das ist die Menge an Energie, die jedes Jahr für das Mining von Bitcoins benötigt – mehr als der jährliche Stromverbrauch von Argentinien. Als Reaktion auf diesen enorme Energieverbrauch hat China nun eigene Kryptowährung namens Chia entwickelt, die einen neuen Algorithmus nutzt, der nicht auf den besonders energieintensiven Proof of Work setzt, sondern auf eine Kombination aus Zeit und Speicherkapazität. Das Minen der Coins verbraucht demnach weniger Strom als jenes von Bitcoin oder Ethereum.

Durch Chia allerdings ist nun der Preis von Speicherkarten und Festplatten innerhalb nur weniger Wochen um 30 % gestiegen. Angesichts dieser Mehrproduktion an ganz handfesten Produkten sowie dem massiven Stromverbrauch stellt sich die Frage, ob Kryptowährungen tatsächlich so immateriell sind, wie ihr Image vermittelt? Denn tatsächlich werden ihre Auswirkungen auf die reale Welt immer deutlicher spürbar und tragen teils signifikant zur Umweltverschmutzung bei.

 Dies macht der Philosoph Fabrice Flipo in seinem Buch L'Impératif de la sobriété numérique (Das Gebot digitaler Nüchternheit; noch nicht auf Deutsch erschienen) sehr deutlich und betont deshalb, dass es dringend notwendig, die ökologischen Auswirkungen digitaler Objekte stärker in den Blick zu nehmen.

 

Unsichtbarer Verbrauch

 

Auch Bitcoin und Chia weisen auf zwei wesentliche Facetten dessen hin, was Fabrice Flipo die „dunkle Seite des digitalen Zeitalters“ nennt. Unter dem Deckmantel der „Entmaterialisierung“ sind die verschiedensten digitalen Entitäten, wie man „Objekte“ wie Bitcoin auch nennen könnte, von zwei Faktoren abhängig: Energie und Rohstoffen.

Denn einerseits werden Bitcoins durch sogenanntes Mining erzeugt. Nutzer stellen die Rechenleistung von Computern also dem Netzwerk zur Verfügung, um die Gültigkeit von Transaktionen (sogenannte Blöcke) zu überprüfen. Hierfür werden diese wiederum in Bitcoin bezahlt. Je größer jedoch die Gesamtleistung des Netzwerks ist, je mehr Miner es also gibt, desto schwieriger und energieintensiver werden auch die Berechnungen. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Erzeugung von 2016 Blöcken immer vierzehn Tage dauern muss. Da durch mehr Nutzer die Komplexität der Berechnung allerdings zunimmt, werden relativ immer mehr Aktionen in immer kürzerer Zeit nötig, was die Energiekosten nach oben treibt.

Andererseits sollte aber auch nicht aus dem Blick geraten, dass Kryptowährungen Ressourcen zur Herstellung von Hardware wie Computern, Festplatten etc. verbrauchen. Dies gilt zwar auch für Bitcoin, in besonderem Maße allerdings für Chia, da der Coin eben nicht nur mittels reiner Rechenleistung, sondern auch durch Speicherkapazität auf Festplatten arbeitet, deren Herstellung natürlich ebenfalls Energie, Metalle, seltene Erden und zahlreiche andere Stoffe verbraucht.

 

Blindheit für Produktionsketten

 

Vor dem Hintergrund dieser enormen Ökobilanz digitaler Entitäten lohnt es sich, nochmal einen etwas anders gelagerten Blick auf Kryptowährungen zu werfen: Geld diente auf die ein oder andere Weise schon immer als Mittel zum Austausch von Gütern; musste dementsprechend schon immer hergestellt, also geprägt oder gedruckt werden. Anders als Münzen, Scheine oder Kreditkarten werden für die Erzeugung von Bitcoin allerdings enormere Energie- sowie Materialressourcen aufgewendet.

Doch warum sitzt die Vorstellung einer vermeintlich immateriellen digitalen Sphäre noch immer so tief in unseren Köpfen? Die Ursachen hierfür sind sicherlich vielfältig. So machen wir uns die Produktionsketten von Gegenständen auch abseits von Bitcoin und Co. kaum bewusst. Bei der Nutzung eines Smartphones denkt beispielsweise vermutlich kaum jemand an Kobaltminen, Fabriken und Elektronikschrottdeponien.

Flipo sieht zudem ein Interesse der Wirtschaft am Werk, digitale Technologien im Zeichen der „Dienstleistungsgesellschaft“ als immateriell darzustellen. Ein gutes Beispiel sei der Flugverkehr: So verkaufe Air France beispielsweise keinen Transport von A nach B, sondern Reisen. Und auch viele Technologieunternehmen würden ihre Produkte nicht mehr als Gegenstände anpreisen, sondern als Teil eines Lebensstils oder als Zugangsmöglichkeit zur Infrastruktur des Internets.

 

Ökobilanz der Wissensökonomie

 

Die Theorien des „kognitiven Kapitalismus“ und der „Wissensökonomie“ haben diesen Ansatz noch weiter auf die Spitze getrieben, indem sie zwischen Dienstleistungen, die auf die eine oder andere Weise den Körper mit einbeziehen, und dem virtuellen Informationsaustausch, der sich nicht auf der Ebene des Materiellen abzuspielen scheint, unterscheiden. Was wir mit unsren Fingern via Smartphone berühren, so die Vorstellung, hat kein Gewicht und keine Auswirkungen auf die „wirkliche Welt“. Wir können jedes Foto fast automatisch duplizieren, ohne es tatsächlich herstellen zu müssen.

Die „immaterielle“ Sphäre ist mittlerweile zum zentralen Feld der zeitgenössischen Wirtschaft geworden. Diese einschneidende Veränderung sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die online ausgetauschten Informationen von einer immensen materiellen Infrastruktur abhängen, der vor dem Hintergrund weitreichender Umweltzerstörungen eine größere Aufmerksamkeit zuteilwerden sollte. •

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